Washington (USA) – Mit der Verabschiedung des Gesetzestextes für den US-Verteidigungshaushalt für 2022 durch beide Kammern des US-Kongresses und der nun zu erwartenden Ratifizierung durch US-Präsident Joe Biden werden das US-Verteidigungsministerium und die Geheimdienste zur Einrichtung einer Untersuchungsbehörde für UFO-Phänomene verpflichtet. Grenzwissenschaft-Aktuell.de (GreWi) erklärt, was das bedeutet.
Was bisher geschah…
– Nachdem im Dezember 2017 die New York Times ein bis dahin geheimes UFO-Untersuchungsprogramm des Pentagons mit der Bezeichnung „Advanced Aerospace Threat Identification Program“ (AATIP) enthüllt und schlussendlich drei UFO-Videos von Navy-Piloten veröffentlicht hatte (…GreWi berichtete), bestätigte das US-Verteidigungsministerium nicht nur die Authentizität der Navy-Videos sondern auch den Umstand, dass die in den Videos gezeigten UFO-Phänomene ebenso wie viele andere von US-Piloten gesichtet und detektierten Objekte tatsächlich als „unidentifiziert“ kategorisiert werden (…GreWi berichtete).
– Im August 2020 bestätigte das Pentagon dann die Gründung einer neuen UFO-Untersuchungseinheit mit der Bezeichnung „Unidentified Aerial Phenomena Task Force (UAPTF). Diese stand unter der Aufsicht des ‘Office of the Under Secretary of Defense for Intelligence and Security’ (USDI) und wurde vom US-Marineministerium (Department of the Navy) geleitet (…GreWi berichtete).
– Nachdem der Gesetzentwurf für den US-Militär-Etat 2021 vom Chef der US-Geheimdienste (Director of National Intelligence, DNI) einen Bericht über den Stand der UFO-Untersuchungen eingefordert hatte (…GreWi berichtete), wurde dieser dann am 25. Juni 2021 veröffentlicht und bestätigte nicht nur die Realität der beobachteten und detektierten Phänomene, sondern auch, wie ernst man die Situation und Notwendigkeit einer seriösen Untersuchung dieser Vorfälle nimmt (…GreWi berichtete).
– In der Folge der Veröffentlichung des UFO-Berichts der US-Geheimdienste und der damit ebenfalls einhergehenden klassifizierten Unterrichtungen von Kongress-Abgeordneten durch die UAPTF und das Pentagon zur UFO-Situation, wuchs dann auch ein partei- und kammerübergreifendes politisches Interesse an der Erforschung der UFO-Sichtungen und -Detektionen durch die US-Militärs und US-Geheimdienste. Nicht zuletzt vor dem Hintergrund der Nationalen Sicherheit forderten immer mehr Politiker eine Neuausrichtung der UFO-Untersuchungen (…GreWi berichtete 1, 2). Diese war vor allem um mehr Transparenz der Untersuchungsergebnisse gegenüber dem Kongress und damit der Öffentlichkeit bemüht. Tatsächlich hatte das US-Verteidigungsministerium stets erklärt, die Ergebnisse der UAPTF seien nicht per se für eine Veröffentlichung gedacht und seien selbst bei Anfragen unter Berufung auf das US-Informationsfreiheitsgesetz (FOIA) von einer Veröffentlichung ausgeschlossen (…GreWi berichtete).
– Den Bemühungen einiger US-Politiker im US-Kongress um eine transparente UFO-Untersuchungseinheit bis hin zur Einrichtung einer offiziellen Behörde bzw. UFO-Sonderbüros, versuchte das Pentagon dann Ende November 2021 durch die Umstrukturierung der UAPTF zur “Airborne Object Identification and Management Synchronization Group” (AOIMSG) zuvorzukommen. Diese sollte zwar zahlreiche der von den Kongressabgeordneten geforderten Aufgaben erfüllen, jedoch nicht per se dem Kongress und noch weniger der Öffentlichkeit zur Transparenz und Berichten über die Forschungsergebnisse verpflichtet sein (…GreWi berichtete). Diesen Schritt kritisierten nicht nur UFO-Forscher, sondern schlussendlich auch die beteiligten Politiker im US-Kongress (…GreWi berichtete).
– Diese Bemühungen und Forderungen vonseiten der US-Politik gipfelten dann Anfang Dezember 2021in der Übernahme einer Ergänzung zum finalen Gesetzesentwurf für den US-Verteidigungshaushalt für 2022 (NDAA), in der federführend die Senatoren Gillibrand und Rubio die Einrichtung einer transparenten UFO-Behörde bzw. eines Sonderbüros für UFO-Untersuchungen fordern, die es nun umzusetzen gilt (…GreWi berichtete).
Was kommt als Nächstes?
Im Gegensatz zur bisherigen UAPTF bzw. AOIMSG wird die nun vom US-Kongress beschlossene neue UFO-Untersuchungsbehörde nicht nur vom US-Kongress beaufsichtigt, sondern wäre auch dazu verpflichtet, diesen – und damit auch der Öffentlichkeit – durch einen jährlichen, nicht-klassifizierten Report über die Ergebnisse zu unterrichten. Neben diesem öffentlichen jährlichen Bericht sieht das Gesetz allerdings auch klassifizierte halbjährliche Briefings für Abgeordnete in den zuständigen Kongress-Ausschüssen, etwa für Verteidigung und Geheimdiensttätigkeiten vor. Einige politische Beobachter sehen in den aktuellen Vorhaben übereinstimmend den wichtigsten politischen Schritt in den USA hin zu einem besseren Verständnis des UFO-Phänomens.
(Anm. GreWi: Im Gesetzestext ist von „Office“ die Rede. Übersetzt ins Deutsche kann „Office“ von einem einfachen „Büro“ über eine „Dienststelle“ bis hin zu einer „Behörde“ vieles bedeuten. Vor dem Hintergrund der im Gesetzestext umschriebenen Aufgaben und Pflichten dieser Einrichtung, erscheint „Behörde“ die wohl zutreffendste Übersetzung zu sein.)
Die neue UFO-Behörde soll zudem einen ganzheitlichen Blick auf das UFO-Phänomen werfen und damit die bisherige Fokussierung der mit der Untersuchung von UFO-Sichtungen beauftragten Stellen zusammenführen. So waren die Untersuchungseinheiten des Pentagon (also des US-Verteidigungsministeriums) bislang hauptsächlich bis ausschließlich an UFO-Sichtungen und -Detektionen durch Angehörige des US-Militärs und dessen Einrichtungen interessiert, während die zivile Flugaufsicht nur an Fragen der Flugsicherheit in Verbindung mit UFO-Phänomenen interessiert war usw.
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Stattdessen soll die neuen „UFO-Behörde“ nun also UFO-/UAP-Phänomene über die damit befassten Ministerien, Behörden und Einrichtungen hinweg umfassend untersuchen und vor allem auch die dazugehörigen Daten zusammenführen. Ein „Wissenschafts-Plan“ soll sich gezielt um ein besseres Verständnis der bereits beobachteten extremen und teils exotischen physikalischen Eigenschaften von UAP/UFOs annehmen, um diese bestenfalls besser zu verstehen und vielleicht sogar reproduzieren zu können – Stichwort „backward engineerging“.
Die neue Behörde soll sich zudem auch um ein „globales Verständnis“ des Phänomens bemühen und hierzu auch mit „ausländischen Verbündeten zusammenarbeiten“. Ziel dieser Arbeit ist aber nicht nur wissenschaftliche Erkenntnis, sondern auch eine Einschätzung darüber, ob es sich bei einigen der bislang unidentifizierten UAP/UFOs nicht auch um technologische Entwicklungen potentieller Feindstaaten wie China oder Russland handeln könnte, wodurch diese Objekte dann ganz konkret zu einem direkten Sicherheits- und Verteidigungsrisiko würden.
Wissenschaftliche wie politische Beobachter weisen derweil schon jetzt darauf hin, dass eine solche Behörde nicht nur mit den entsprechenden legislativen Aufgaben, sondern auch mit der notwendigen finanziellen Ausstattung auszurüsten sei, um diese dann auch erfüllen zu können. Zudem werden bereits Forderungen danach laut, dass die Behörde von einer zivilen Person geführt werden müsse, um die Einschränkungen durch das Pentagon zu umgehen:
„Natürlich sind die Verteidigungs- und Geheimdienstperspektiven von grundlegender Bedeutung“, attestiert denn auch Dillon Guthrie in einem Leit-Kommentar der „Los Angeles Times“ und führt dazu weiter aus: „Aber das Pentagon blickt auf eine lange Geschichte der Verschleierung seiner Arbeit in Bezug auf UAPs zurück. Der Kongress hingegen kann sich für Transparenz auf diesem Gebiet einsetzten. Sobald die Behörde ihren ersten unklassifizierten Bericht veröffentlicht hat, sollte der Kongress auch öffentliche Anhörungen dazu durchführen, um die Ergebnisse zu diskutieren. Jetzt, da der Gesetzgeber Maßnahmen zur Untersuchung von UAPs ergriffen hat, muss er auch sicherstellen, dass diese neue Behörde sich nicht in Geheimhaltung hüllt.“
Der NDAA-Gesetzestext selbst sieht ein umfassendes Spektrum an nachrichtendienstlichen, technischen und wissenschaftlichen Aufgaben für die neue UFO-Behörde vor:
– Sammlung und Analyse von Daten innerhalb eines zentralen Verzeichnisses: Die UAP-Behörde wird die Entwicklung und Durchführung der nachrichtendienstlichen Sammlung und Analyse in Bezug auf UAPs überwachen, um deren technische und wissenschaftliche Eigenschaften zu verstehen. Die UAP-Behörde erhält umgehend relevante Daten von den Geheimdiensten.
– Erstellen eines Wissenschaftsplans: Die UAP-Behörde ist für die Umsetzung eines Wissenschaftsplans verantwortlich, um wissenschaftliche Theorien in Bezug auf UAP-Eigenschaften und -Leistungen zu testen.
– Aufbau eines Rahmens für nationalen Geheimdienste: Die Direktorin der US-Geheimdienste (DNI) muss sich mit dem Verteidigungsminister koordinieren, um eine Ebene bzw. Priorität innerhalb des Rahmens für nationale Geheimdienstprioritäten in Bezug auf UAPs zuzuweisen.
– Bewertung möglicher Verbindungen zwischen UAP und ausländischen Regierungen oder nicht-staatlichen Akteuren: Die UAP-Behörde wird damit beauftragt, Bedrohungen zu bewerten, die UAP für die Vereinigten Staaten darstellen können.
Darüber hinaus wird die Behörde für die Koordination mit anderen Bundesbehörden, einschließlich der zivilen US-Flugaufsicht (FAA) und der Raumfahrtbehörde NASA, sowie mit internationalen Verbündeten und Partnern bei der Untersuchung von UAP verantwortlich sein.
– Berichte an den US-Kongress: Die UAP-Behörde wird dazu verpflichtet, dem Kongress nicht-klassifizierte Jahresberichte und geheime halbjährliche Briefings über die nachrichtendienstlichen Analysen, gemeldeten Vorfälle, gesundheitsbezogene Auswirkungen, die Rolle ausländischer Regierungen und in Bezug zur nuklearen Sicherheit vorzulegen.
(…Quelle: Pressemitteilung Gillibrand, …GreWi berichtete)
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