Die Hintergründe zur öffentlichen UFO-Anhörung vor dem US-Kongress

Symbolbild. Copyright: House Intelligence, US Gov.
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Washington (USA) – Ganz gleich, was die Öffentlichkeit heute Nachmittag zu hören bekommt (oder auch nicht) – vor dem US-Kongress in Washington wird heute UFO-Geschichte geschrieben, wenn es erstmals wieder nach mehr als 50 Jahren zu einer öffentlichen Anhörung zum Thema UFOs bzw. unidentifizierter Phänomene im Luftraum (unidentified aerial phenomena, UAP) vor einem Ausschuss des US-Kongresses kommen wird. Verfolgen Sie die Anhörung live auf Grenzwissenschaft-Aktuell.de und lesen Sie hier die wichtigsten Hintergrundinformationen dazu.

UPDATE: Eine ausführliche Nachbetrachtung und Analyse der Anhörung durch GreWi ist für die kommenden Tage geplant.
Die Aufzeichnung der Anhörungen sehen Sie im folgenden Video…

– Der Beginn der Anhörung ist auf 09:00 Uhr Eastern Standard Time (EST) angesetzt. Das entspricht 14:00 Uhr mitteleuropäische Zeit (CET/MEZ).

– Der Titel der Anhörung lautet: Open C3 Subcommittee Hearing on Unidentified Aerial Phenomena (dt.: Öffentliche Anhörung vor dem C3 Unterausschuss zu unidentifizierten Phänomenen im Luftraum)

Ausrichter ist das C3 Subcommittee des Repräsentantenhauses des US-Kongresses.

Das Kürzel „C3 steht dabei für die drei C’s, für die der parteiübergreifende Ausschuss zuständig ist: „Counterterrorism, Counterintelligence and Counterproliferation“, also für Terrorismusbekämpfung, Spionageabwehr und Waffenkontrolle. Beim C3 Subcommittee handelt es sich um einen Unterausschusses des „House Intelligence Committee“. Leiten wird die Anhörung der Abgeordnete demokratische C3-Vorsitzende André Carson (s. Abb. l.).

Gefolgt wird der öffentliche Teil der Anhörung von einer geschlossenen, klassifizierten – also geheimen – Sitzung und Unterrichtung des C3 Subcommittee, bei der die Öffentlichkeit nicht zugelassen ist.

– Als Zeugen geladen sind Ronald S. Moultrie (s. Abb. l. l.), seines Zeichens Staatssekretär für Verteidigung, Aufklärung und Sicherheit (under secretary of defense for intelligence and security) und Scott W. Bray (s. Abb. l. r.), der stellvertretende Direktor des US-Geheimdienstes der Navy (deputy director of naval intelligence).

Was ist zu erwarten?
In dieser Frage sind Beobachter unterschiedlicher Ansicht: Die einen erhoffen sich von der heutigen Veranstaltung neue Informationen und Enthüllungen bislang nicht veröffentlichter Vorfälle oder sogar Daten, Dokumente und Foto- und Videoaufnahmen unidentifizierter Objekte.

– So etwa der Harvard-Astronom Prof. Avi Loeb, der sich von den aktuellen Entwicklungen schlussendlich bislang klassifizierte Daten zur transparenten wissenschaftlichen Analyse erhofft – einen Ansatz und Hoffnung, die Loeb erst kürzlich in einem Essay zusammengefasst hat (…GreWi berichtete).

Auch der Leiter der Anhörung und C3-Vorsitzende André Carson (s. Abb. l.) sprach vorab von einem „hohen öffentlichen Interesse auf diesem Gebiet“ (UFOs/UAP), vor dessen Hintergrund jede „unangemessene Form von Geheimhaltung ein Hindernis zur Lösung des (UAP-)Rätsels“ darstelle und die USA „auch davon abhalten könnte, Lösungen für potenzielle Schwachstellen zu finden.“ In der Anhörung, so der Abgeordnete aus dem US-Bundesstaat Indiana weiter, gehe es „um die Untersuchung von Schritten, die das Pentagon gehen kann, um das Stigma, dass die Sichtung unidentifizierter Phänomene durch Militär- und Zivilpiloten noch immer umgibt, aufzulösen.“

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– Darin bestärkt wird Carson auch von Adam B. Schiff (s. Abb. l.), kalifornischer Abgeordneter und Vorsitzender des „House Intelligence Committee (Anm.: GreWi: Schiff wurde international durch sein Engagement im Amtsenthebungsverfahren gegen US-Präsident Donald Trump und die Aufarbeitung des Angriffs auf das US-Kapitols bekannt). Zur heutigen Anhörung erklärte Schiff ebenfalls vorab: „Die US-Bundesregierung und die Geheimdienste tragen eine wichtige Rolle bei der Einordnung und der Analyse dieser Berichte“, Ziel der Anhörung sei es, „Licht auf eines der größten Rätsel unserer Zeit zu werfen und den Kreislauf der exzessiven Geheimhaltung und Spekulation mit Hilfe von Wahrheit und Transparenz zu beenden.“– Doch gerade was die Transparenz anbetrifft, zeigen sich wiederum andere und erfahrende Beobachter weniger zuversichtlich. Der Informationsfreiheitsaktivist John Greenewald Jr. (www.TheBlackVault.com) verweist in einem Vorab-Kommentar auf die bisherige Vertuschungs- und Geheimhaltepolitik gerade unter dem beteiligten Institutionen und Zeugen Bray.

Besonders Scott W. Bray ist im jüngeren UFO-Kontext keine unbekannte Personalie:

Bray selbst war für die Erstellung eines Dokuments verantwortlich, das unter dem Titel „Security Classification Guide“ (SCG), eine offizielle Handreiche für das Klassifizierungprozedere für UAP/UFOs darstellt. Entsprechend formulierte Anweisungen gibt es zu nahezu allen sicherheitsrelevanten Themen. Sie regeln, wie, wann und warum eine Sache als geheim oder darüber hinaus klassifiziert werden darf und kann. So auch hier Sichtungen unidentifizierter Flugobjekte durch US-Militär- und Geheimdienstangehörige.

In seiner Position als stellvertretender Direktor des US-Geheimdienstes der Navy (deputy director of naval intelligence) war es Bray, der für die abschließende Genehmigung des SCG ID‘ 04-030 für den Umgang mit unidentifizierten Phänomenen im Luftraum (UAP) verantwortlich zeichnete. Von der Existenz dieses Dokuments (s. Abb. l.) waren Experten schon länger überzeugt – offiziell veröffentlicht wurde es aber erst im vergangenen Dezember als Reaktion auf eine Anfrage Greenwalds unter Berufung auf das US-Informationsfreiheitsgesetzt (FOIA). Leider bestätigte die so veröffentlichte Version des SCG mehr oder weniger einzig und allein die Existenz dieses Security Guides – die wirklich relevanten und interessanten Informationen des Dokuments waren weiterhin geschwärzt. „Bei dem Herren, der also in der Anhörung den Abgeordneten und die Öffentlichkeit Rede und Antwort über UFOs stehen soll, handelt es sich um den gleichen Herren, der auch für die Geheimhaltung des Klassifikationsprozederes für UFOs bei der US-Marine (Navy) verantwortlich ist“, so Greenewald zweifelnd. Für den Experten ist es eher unwahrscheinlich, dass es innerhalb der öffentlichen Anhörung zu wirklich neuen Offenbarungen kommen wird. „Viel eher“, so vermutet Greenewald, „werden sich die geladenen Zeugen bei heiklen Fragen vermutlich mit ihren Antworten auf die Geheimhaltung und den anschließenden geschlossenen und geheimen Teil der Anhörung berufen.“ Aber auch Greenewald bleibt zuversichtlich und will sich ergebnisoffen gerne auch vom Gegenteil überzeugen lassen.




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