Künstlerische Darstellung von Viren (Illu.).
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Portland (USA) – Schon auf der Erde sind Viren die zugleich häufigsten wie auch noch am wenigsten verstanden biologischen „Wesen“ auf unserem Planeten. Sollte das Leben selbst also nicht auf die Erde beschränkt sein, so wäre auch anzunehmen, dass es Viren nicht nur auf fernen Himmelskörpern sondern vielleicht sogar im freien All geben könnte. Virologen fordern deshalb nun eine gezielte Suche nach außerirdischen Viren.
Wie das Team um den Biologen Prof. Ken Stedman von der Portland State University aktuell in einem Artikel im Fachjournal „Astrobiology“ (DOI: 10.1089/ast.2017.1649) darlegt, sollten Missionen, die nach Leben auf dem Mars oder den Jupiter- und Saturnmonden suchen, auch nach dortigen Viren Ausschau halten. Um dies zu tun sollten Technologien für genau diese Aufgabe entwickelt und in die Missionseinheiten integriert werden. Auch fordern die Wissenschaftler zunächst Untersuchungen darüber, ob Viren auch im freien All überdauern können.
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„Seit der Entdeckung und Beschreibung der ersten Viren sind nun schon mehr als 100 Jahre vergangen“, so Stedman. „Mit Beginn des zweiten Jahrhunderts der Virologie sollten wir endlich auch damit anfangen, uns auch auf Ziele jenseits unseres eigenen Planeten zu konzentrieren.“
Hintergrund: Viren – Lebewesen oder kein Lebewesen?
Der überwiegende Anteil der Biologen vertritt die Ansicht, dass Viren keine Lebewesen sind. Einerseits, weil Viren über keinen eigenen Stoffwechsel verfügen, andererseits, weil sie sich nicht ohne eine fremde Wirtszelle vermehren können. Hierzu schleusen sich Viren in andere Wirtszellen ein und programmieren diese um, sodass nur noch die eigene Viren-DNA abgelesen und repliziert wird, statt der eigentlichen DNA der Wirtszelle. Zur Frage danach, ob es sich bei Viren also um Lebenwesen handelt, erläutert der Wikipedia-Eintrag: „Virologen (sind sich) weitgehend darüber einig, Viren nicht zu den Lebewesen zu rechnen. Man kann sie aber zumindest als ‚dem Leben nahestehend‘ betrachten, denn sie besitzen allgemein die Fähigkeit zur Replikation und Evolution.“ Schlussendlich bleibt es also Definitionssache, ob Viren als Lebewesen klassifiziert werden, oder nicht. Eine tabellarische Gegenüberstellung der Merkmale und Eigenschaften von Viren und Bakterien finden Sie HIER
Gerade da es 10 bis 100 mal mehr Viren als andere zelluläre Organismen auf der Erde gibt, könne gleiches auch für andere Planeten und Monde gelten, argumentieren die Forscher. Zudem seien viele Viren derart urzeitlich, dass Wissenschaftler darüber diskutieren, ob und welche Rolle sie bei der Entstehung des Lebens und dessen Evolution gespielt haben könnten.
„Mit unserem Artikel hoffen wir, die Virologie zukünftig in die Astrobiologie integrieren zu können und zugleich aufzeigen, mit welchen bislang unbeantworteten Fragen sich eine solche ‚Astrovirologie‘ noch beschäftigen muss, besonders wenn es darum geht zu verstehen, wie wir mögliche Bosignaturen außerirdischer Viren detektieren können oder ob sich Viren auch außerhalb eines Planeten verbreiten können.“
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