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Wahre X-Men: Mutation machte südasiatische Bajau zu Extremtauchern


Bajau-Taucher bei der Unterwasserjagd mit einem traditionellen Speer.

Copyright: Melissa Ilardo

Kopenhagen (Dänemark) – Das auf dem malaiischen Archipel lebende Volk der Bajau ist für seine ungewöhnlichen Tauchfähigkeiten bekannt. Eine Untersuchung der wohl mehr als 1000 Jahre als Seenomaden lebenden Bajau zeigt nun, dass sie diese Fähigkeit einer Mutation verdanken, die offenbar durch natürliche Selektion zu einer ungewöhnlich großen Milz führte, wie sie die Bajau dazu befähigt, unter Wasser erstaunlich lange die Luft anhalten zu können.

Wie die Wissenschaftler um Melissa Ilardo von der Universität Kopenhagen aktuell im Fachjournal „Cell“ (DOI: 10.1016/j.cell.2018.03.054) berichten, sind die Bajau für ihre  traditionelle Tauchfischerei bekannt, bei der die Bajau-Taucher oft deutlich länger als zwei Minuten ohne Hilfsmittel tauchen, jagen und dabei in bis zu 70 Meter Tiefe vordringen können. Diese außergewöhnliche Fähigkeit verdanken die Bajau laut der Studie einem seltenen Fall von natürlicher Selektion unter modernen Menschen.

„Tatsächlich sind wir Menschen ziemlich veränderbare Wesen“, erläutert Ilardo und führt weiter aus: „Wir können uns an gänzlich unterschiedliche und extreme Umgebungen anpassen und das schon alleine durch Veränderungen unseres Lebensstils und/oder unseres Verhaltens. Aber gerade deshalb war es eigentlich nicht wirklich zu erwarten, dass wir gerade eine genetische Anpassung an das Tauchen vorfinden würden.“

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Doch schon zu Beginn ihrer Untersuchungen der Bajau stellten die Wissenschaftler interessiert fest, dass bei allen Bajau – sowohl bei den Tauchern als auch bei den Nicht-Tauchern – die Milz im Vergleich zu dem nicht-tauchenden Nachbarstamm der Saluan ungewöhnlich stark vergrößert ist.

„Tatsächlich spielt die Größe der Milz eine wichtige Rolle für die Reaktion des menschlichen Körpers auf das Tauchen“, berichten die Forscher weiter. „Unsere Herzschlagrate verlangsamt, die Blutgefäße in unseren Extremitäten verengen sich und die Milz zieht sich zusammen. Dabei werden sauerstoffangereicherte rote Blutzellen freigesetzt und es steht im Blutstrom so mehr Sauerstoff zur Verfügung. Eine größere Milz bedeutet also, dass mehr Sauerstoff freigesetzt wird. Auch bei tauchenden Seehunden wird oft eine vergrößerte Milz beobachtet.“

Dass also auch die tauchenden Bajau eine im Vergleich zu den nicht-tauchenden Nachbarn vergrößerte Milz besitzen legte also nahe, dass ihre Tauchkultur ihre Physiologie beeinflusste. Doch die Tatsache, dass bei den Bajau nicht nur die Taucher, sondern auch die nicht-tauchenden Stammesmitglieder vergrößerte Milzen aufweisen zeige, dass es sich hier nicht nur um eine plastische Reaktion auf das Tauchen selbst handelt, sondern dass diese auch mit einer genetischen Veränderung einherzugehen scheint.

Tatsächlich zeigte dann auch eine Analyse des Bajau-Genoms an 25 Stellen eine deutliche Abweichung zu den Kontrollgruppen anderer lokaler Populationen wie den Saluan oder den Han-Chinesen. „Zu diesen Abweichungen gehört unter anderem das PDE10A-Gen, das für die vergrößerte Milz der Bajau verantwortlich zu sein scheint“, berichtet Melissa Ilardo. „Selbst nachdem wir Faktoren wir Geschlecht, Alter und Körpergröße herausgerechnet hatten, blieben diese Veränderungen signifikant.“

Von Untersuchungen an Mäusen wissen Genetiker, dass das Gen über die Kontrolle des Hormons Thyroid die Größe der Milz kontrolliert – auch dies ein Hinweis auf die Theorie der Wissenschaftler, dass die Bajau ihre ungewöhnliche Milzgröße entwickelt haben, um länger unter Wasser bleiben zu können. „Die Wahrscheinlichkeit, dass wir Beweise für eine populationsspezifische natürliche Selektion finden, war – selbst angesichts einer so extrem lebenden Population wie den Bajau – sehr gering“, erläutert Ilardo.

Durch die Forschungsergebnisse können die Wissenschaftler auch mehr darüber lernen, die der menschliche Körper auf Sauerstoffmangel reagiert, was wiederum möglicherweise von Interesse für die Behandlung damit einhergehender Krankheiten und Symptome (u.a. Hypoxie) sein könnte.

„Ich finde die einzigartige Fähigkeit der Bajau faszinierend. Es ist gerade so, als handele es sich um eine Population von Super-Helden (mit besonderen Tauch-Kräften), die mitten unter uns leben“, so Ilardo abschließend. „Ich denke aber auch, dass natürliche Selektion sehr viel mächtiger sein kann, als wir das manchmal anerkennen. Vielleicht sollten wir noch an sehr viel mehr Orten nach weiteren Beispielen dafür suchen. Vielleicht auch an Orten, an denen wir dies bislang überhaupt nicht vermuten würden.“

© grenzwissenschaft-aktuell.de

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Andreas Müller
Fachjournalist Anomalistik | Autor | Publizist
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