Gewundene Täler in Arabia Terra zeugen heute noch von einst hier verlaufenen Flusstälern, in denen Wasser noch bis zu einer Milliarde Jahre länger floss als bislang angenommen.
Copyright: NASA/JPL-Caltech/MSSS
Washington (USA) – Der Mars war wahrscheinlich sehr viel länger ein lebensfreundlicher Ort als Wissenschaftler dies bislang für möglich gehalten hatten. Eine neue Studie sieht nun sogar Beweise dafür, dass flüssiges Wasser bis zu einer Milliarde Jahre länger auf der Oberfläche des Mars existierte, als bislang gedacht.
Wie das Team um Sharon Wilson von der Smithsonian Institution aktuell im „Journal of Geophysical Research – Planets“ (DOI: 10.1002/2016JE005052) berichtet, sorgten gewaltige Massen schmelzenden Schnees dafür, dass ganze Netzwerke aus Flüssen und Seen in der nördlichen Hemisphäre des heute Roten Planeten noch eine Milliarde Jahre nach jenem Zeitpunkt flüssiges Wasser führten, der bislang als das Ende der warmen und feuchten Periode des Mars angesehen wurde.
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„Wir haben Täler entdeckt, durch die Wasser in Flussbetten gelaufen ist“, so Sharon und führt weiter aus: „Zahlreiche dieser Seen wurden angefüllt und liefen über, was dafür spricht, dass es während dieser Zeit eine beträchtliche Menge an Wasser auf der Oberfläche gab.“
Ihre Schlussfolgerung gründen die Forscher auf Aufnahmen der NASA-Sonde „Mars Reconnaissance Orbiter“ (MRO), die die nördliche Marsregion Arabia Terra zeigen.
Gemeinsam mit Beweisen durch Bilder und Daten der NASA-Mission „Mars Global Surveyor“ (MGS) und der europäischen Sonde „MarsExpress“ konnten die Wissenschaftler Anzeichen für verdunstete Wassersysteme auffinden, die den nordamerikanischen Großen Seen glichen und bis zu 140 Billionen Liter Wasser – und damit in etwa dem Volumen des Lake Tahoe – fassen konnten.
Diese Karte der Region Arabia Terra zeigt die heute noch vorhandenen Täler und jene Flächen, die einstige von gewaltigen Schmelzwassermengen geflutete Seen darstellen (schwarz).
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Copyright: NASA/JPL-Caltech/ASU
Anhand der Daten datierten die Forscher um Wilson diese Marsseen und ihre flachen Zuflüsse auf ein Alter von zwischen zwei und drei Milliarden Jahren und damit lange nachdem die einstige Planetenatmosphäre verflogen und das meiste Wasser eigentlich hätte verdampft oder gefroren sein sollen.
Stattdessen, scheinen die Seen und Flüsse in jahreszeitlichem Wechsel durch schmelzenden Schnee gefüllt worden zu sein. „Die hier fließenden Flüsse waren keine reißenden Gewässer. Tatsächlich floss dieses Wasser mit einer Geschwindigkeit von Schmelzwasser. Es hat auch nur einfache Abflussmuster, aber keine tiefen Gräben und Talnetzwerke hinterlassen, wie die gewaltigen Wassermassen des frühen Mars.
Die deutlich jüngeren Flußtäler in der Nähe des von der NASA informell als „Heart Lake“ bezeichneten Struktur in der Marsregionen Arabia Terra sind deutlich länger als die alten Talnetzwerke des frühen Mars.
Copyright: NASA/JPL-Caltech/ASU
Die Forscher berichten auch über Funde von Beweisen für ähnliche Täler und Seen an anderen Orten des Mars – sowohl südlich und nördlich des Äquators. Diese Beobachtung legt nahe, dass diese feuchten Regionen über den ganzen Planeten verteilt und keine regionale Ausnahme waren.
Die Erkenntnisse der Wissenschaftler erhöht natürlich einmal mehr die Wahrscheinlichkeit, dass es auf dem Mars einst auf Leben gegeben haben könnte. „Unsere Ergebnisse ausgedehnter Wassermassen, die auch eine ordentliche Tiefe erreicht haben können, legt zumindest für die Arabia-Region nahe, dass es hier zwar kalte, aber feuchte und damit weiterhin potentiell lebensfreundliche Umgebungen bis spät in die Marsgeschichte hinein gab.
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