Weiterer sich verfinsternder Stern stellt Astronomen vor ein Rätsel

Copyright: S. Rappaport et al.
Cambridge (USA) – Seit bei dem Stern KIC 8462852 ein bis heute rätselhaftes Lichtmuster entdeckt wurde, das selbst einige Astronomen zu der Frage verleitet hatte, ob die Verfinsterungen seines Sternenlichts nicht auch von künstlichen Strukturen um den Stern erzeugt werden könnten, rätseln Wissenschaftler über die Ursachen für die Abschattungen des Sternenlichts. Jetzt haben Astronomen ein noch merkwürdigeres Verfinsterungsmuster eines anderen Sterns entdeckt – und stehen erneut vor einem Rätsel. Die „Alien-Frage“ wollen die Autoren selbst aber nicht stellen.
Wie das Team um Saul Rappaport vom Kavli Institute für Astrophysics am Massachussetts Institute of Technology (MIT) aktuell in Fachjournal „Monthly Notices of the Royal Astronomical Society“ (DOI: 10.1093/mnras/stz1772) und vorab via ArXiv.org berichtet, haben sie anhand der Kepler-Daten zu dem rund 350 Lichtjahre entfernten, sonnenähnlichen Stern EPIC 249706694 (der auch als HD 139139 bekannt ist) eine Folge von 28 Verdunkelungen des Sternenlichts innerhalb von nur 87 Tagen entdeckt.
Die Beobachtung ist umso ungewöhnlicher, als dass diese Abdunkelungen derart unregelmäßig zueinander auftraten, als seien sie geradezu von einem Zufallsgenerator erzeugt worden. Aus diesem Grund schließen die Astronomen denn auch aus, dass das ungewöhnlich sich verändernde Lichtmuster des Sterns von umkreisenden Planeten, Asteroiden oder Kometen verursacht wird – schließlich würden diese ein regelmäßiges Muster sich periodisch wiederholender Transit-Abschattungen verursachen.
Hintergrund
Die Abdunkelung des Sternenlichts während eines sogenannten Transits eines Planeten entsteht immer dann, wenn dieser (oder ein anderer Körper auf einer Umlaufbahn um einen Stern) vor dessen „Sonnenscheibe“ vorüberzieht (s. Animation f.).
Jede der mit Kepler beobachteten Verfinsterungen dauerte nur zwischen 1 und 7 Stunden, was gemeinsam mit den geringen Abständen auf ein oder mehrere verdunkelnde Objekte sehr nahe am bzw. um den Stern hindeutet. Zudem hatten 27 dieser Transitkurven (s. Hintergrund) fast eine identische Form und Tiefe und entsprachen dabei einem (oder mehreren) Objekten vom etwa 1,5-facher Erddurchmesser.
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Copyright: NASA/JPL-Caltech
Da aber kein periodisch wiederkehrendes Muster vorliegt, scheint es sie nicht um Planeten zu handeln. Zudem stellen die Forscher fest, dass selbst wenn ein Muster vorliegen würde, alle dieses Muster verursachenden Planeten ihren Stern sehr dicht umkreisen und nahezu gleich groß sein müssten. Auch dieses Szenario schließen die Autoren deshalb ebenso so gut wie aus, wie die Vorstellung, dass zumindest ein Teil der Transits von einem oder mehreren Planeten des bekannten Begleitsterns von HD 139139 verursacht wird.
Alternativ zu periodisch auftretenden Körpern, diskutierten Rappaport und Kollegen auch Trümmer einstiger Planeten, die selbst von Staubwolken umgeben sind. Allerdings mache der Umstand, dass alle gemessenen Transits nahezu die gleiche Stärke haben, das hierzu notwendige Szenario eher zweifelhaft, wonach alle verursachenden Asteroiden oder Planetentrümmer die gleiche Staubmenge erzeugen müssten oder gleich groß wären. Zudem sollten auch entsprechenden Trümmer- und Staubklumpen ihren Stern auf mehr oder wenige regelmäßigen Bahnen umkreisen und so periodische Muster erzeugen.

Copyright: NASA
Nachdem die Forscher bislang also alle vorstellbaren Transit-Szenarien ausgeschlossen haben, diskutieren sie in ihrem Artikel eine Alternativ-Hypothese, die ebenso gewaltige wie kurzlebige Sonnenflecken des Sterns skizziert. Diese müssten jedoch mindestens die Größe unserer Erde besitzen und ebenso ungewöhnlich spontan auftauchen um nach wenigen Stunden wieder ebenso mysteriös zu verschwinden. Dieses Szenario würde dann zumindest gegen kein physikalisches Gesetz verstoßen“, schreiben die Astronomen – geben jedoch zugleich zu bedenken, dass sich bislang nicht überprüfen lasse, ob Sonnenflecken tatsächlich derart scharf abgegrenzte Transitmuster erzeugen können. Auch dieses alternative Erklärungsszenario sei bislang also nicht wirklich befriedigend.
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Da die Wissenschaftler auch Messfehler glauben ausschließen zu können, müsse es also um eine tatsächlich astrophysikalische Ursache geben. Welche das jedoch sein könnte, diese Frage können die Autoren bislang noch ebenso wenig beantworten, wie sie es offenbar wagen, die Hypothese einer künstlichen Quelle für die Abdunkelungen in ihrem Artikel auch nur anzudenken…
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