Winde und Mikroben lassen Steine in Lagune wandern
Wandernde Steine in der Laguna Atltillo Chica.
Copyright: Sanz-Montero et al./UCM
Madrid (Spanien) – Seit Jahrzehnten stellen die „wandernden Steine“ im kalifornischen Death Valley Touristen wie Wissenschaftler vor ein Rätsel. Das Phänomen der sich wie von Geisterhand bewegenden Steine gibt es aber auch außerhalb der USA – etwa in der Laguna Altillo Chica bei Lillo nahe Toledo. Spanische Forscher glauben nun, eine Erklärung für diese wandernden Steine gefunden zu haben.
Wie das Team um María Esther Sanz-Montero von der Universidad Complutense de Madrid aktuell im Fachjournal „Earth Surface Processes and Landforms“ (DOI: 10.1002/esp.3677) berichtet, seien es Winterstürme, die derartige Strömungen entwickeln, dass diese bis zu 7 Kilogramm schwere Brocken über jene Flächen des zu dieser Jahreszeit mit einem nur 5 Zentimeter hohem Wasserstand gefüllten Lagunenbodens bis zu 100 Meter weit bewegen können, der zudem mit schleimigen Mikrobenmatten bedeckt ist.
Weitere Beispiele der wandernden Steinen in der Laguna Atltillo Chica.
Copyright/Quelle: latribunadetoledo.es
„Laut unserer Hypothese bewegen sich die Steine im Winter, wenn die Stürme starke Winde mit sich bringen“, erläutert Sanz-Montero. „Diese Winde erzeugen dann Strömungen im seichten Wasser, die eine Geschwindigkeit von bis zu zwei Metern pro Sekunden erreichen und so jene größeren Steine zum Gleiten bringen, die aus dem Wasser herausragen und so dem Wind einen Widerstand bieten.“
Schaubild zur Theorie der Forscher um María Esther Sanz-Montero.
Copyright: Sanz-Montero et al./UCM
Darüber hinaus werde die Vorwärtsbewegung der sozusagen „segelnden Steine“ durch Mikroben auf dem Grund der Lagune noch gefördert. Hier sorgen einzellige Algen, sog. Cyanobakterien, für einen schmierigen und schlüpfrigen Untergrund. Die darin eingebetteten Gasbläschen sorgen zudem dazu, dass diese Mikrobenmatten zu einer wahrhaftigen Rutschbahn für die vom Wind getriebenen Steine werden. Wenn das Wasser dann gänzlich verschwindet, bleiben die Spuren dieser Wanderung im dann trockenen Lagunenboden zurück und sorgen bei so manchem Betrachter für Rätselraten.
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Bestätigung für Ihre Erklärungstheorie der wandernden Steine in der Laguna Altillo Chica sehen die spanischen Forscher zudem in der Tatsache, dass die hiesigen von den Steinen hinterlassenen Pfade den gemessenen, vorherrschenden Windrichtungen und Strömungen entsprechen.
Archiv: Gewanderter Stein im Death Valley
Copyright: Jon Sullivan, gemeinfrei
Während im Falle der wandernden Steine im kalifornischen Death Valley Eis eine wichtige Rolle bei der Wanderschaft der Steine zu spielen scheint (…wir berichteten), glauben die Forscher um Sanz-Montero dies anhand der wandernden Steine nahe Toledo ausschließen zu können. „Diese und andere Lagunen in der Gegend sind sehr salzhaltig und gefrieren nur sehr selten.“
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