Zirkuläres Atmen ruft veränderte Bewusstseinszustände hervor
Frankfurt a.M (Deutschland) – Neue Untersuchungen zeigen, dass während zirkulärer Atemsitzungen auftretende Reduktionen der Kohlendioxidsättigung mit veränderten Bewusstseinszuständen einhergehen, die mit verbesserter psychischer Gesundheit in Verbindung stehen.

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Psychedelische Wirkung
Wie Forschende um Martha N. Havenith des Ernst Strüngmann Instituts, der MIND Foundation und weiterer Partner aktuell im Nature-Fachjournal „Communications Psychology“ (DOI: 10.1038/s44271-025-00247-0) weiter berichten, ähneln die Erfahrungen denen unter d und gingen mit verbessertem psychischem Wohlbefinden und reduzierten depressiven Symptomen einher.
Laut den Studienautoren gelten veränderte Bewusstseinszustände als vielversprechender Ansatz zur Behandlung psychischer Störungen wie Depression und Posttraumatische Belastungsstörungen. Da der Zugang zu psychedelischer Therapie jedoch durch gesetzliche und finanzielle Hürden begrenzt ist, könnten nicht-pharmakologische Alternativen wie zirkuläres Atmen somit eine praktikable Option bieten.
Weiterentwickelte traditionelle Atemtechniken
Diese Atemtechniken, inspiriert von Traditionen wie Tummo oder Pranayama Yoga, wurden zu Methoden wie Holotropem-Atmen und Conscious-Connected-Breathwork weiterentwickelt. Dabei wird ohne Pause zwischen Ein- und Ausatmen tief und kontinuierlich geatmet, oft in Gruppen und begleitet von Musik.
Schon frühere Studien deuteten auf positive Effekte bei Stress, Angst und Depression hin, doch die physiologischen und psychologischen Mechanismen sind noch wenig erforscht.
Die aktuelle Studie erforschte, wie zirkuläres Atmen Bewusstseinsveränderungen auslöst. 61 erfahrene Teilnehmende nahmen an Sitzungen in der MIND Foundation in Berlin teil, davon 43 in aktiven Atemsitzungen, 18 in einer passiven Kontrollgruppe mit normalem Atmen.
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Bei einer Teilgruppe wurde das psychische Wohlbefinden eine Woche vor und nach der Sitzung mit standardisierten Fragebögen erfasst. 25 Personen lieferten vollständige Daten. Zudem wurde der Kohlendioxidgehalt im Atem (etCO₂) an sechs Zeitpunkten mittels tragbarem Atemanalysegerät gemessen. Zur Bewertung der Erlebnistiefe dienten Handzeichen (ein Finger = normales Bewusstsein, fünf = stark verändert). Außerdem analysierte man Biomarker im Speichel: α-Amylase (Stressindikator) und Interleukin-1β (Entzündungsmarker).
Die Ergebnisse
Die aktiven Atemsitzungen führten zu deutlich niedrigeren CO₂-Werten als in der Kontrollgruppe – teils bis zu 16,6 mmHg gegenüber 34,3 mmHg. Je stärker der CO₂-Abfall, desto intensiver waren die Bewusstseinsveränderungen, sowohl subjektiv als auch anhand standardisierter Skalen.
Teilnehmende berichteten zudem über Erlebnisse, die mit psychedelischen Erfahrungen vergleichbar waren. Die Skalenwerte ähnelten jenen aus Studien mit Substanzen wie Psilocybin.
In der Teilgruppe mit vollständigen psychischen Daten verbesserten sich Wohlbefinden und depressive Symptome eine Woche nach der Atemsitzung signifikant. Je stärker der CO₂-Rückgang und je intensiver das subjektive Erleben, desto größer war die Verbesserung.
Die Biomarkeranalyse zeigte: α-Amylase sank nach der Sitzung – ein Hinweis auf reduzierte Stressreaktionen des autonomen Nervensystems. IL-1β stieg leicht an, was eine kurzzeitige Aktivierung des Immunsystems nahelegt. Tiefer erlebte Zustände waren mit geringeren Entzündungsreaktionen verbunden.
Im Ergebnis legt die Studie legt nahe, dass zirkuläres Atmen eine kostengünstige, nicht-medikamentöse Methode sein könnte, um heilsame Bewusstseinsveränderungen hervorzurufen. Die CO₂-Reduktion scheint ein zentraler physiologischer Mechanismus zu sein. Da es sich jedoch um eine explorative Studie mit kleiner Stichprobe handelt, sind weiterführende kontrollierte Untersuchungen notwendig, um die Ergebnisse zu bestätigen.
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Recherchequelle: Communications Psychology
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