Forschungsleiter erläutert aktuellen Stand der Suche nach weiteren Kammern im Grab des Tutanchamun

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Schematische Skizze der bislang bekannten Grabkammern des Tutanchamun (blau) vor dem Hintergrund der reich verzierten Nordwand, hinter der einige Archäologen unentdeckte und immer noch unerkundete weitere Kammern vermuten (rosa).

Copyright: Komp.: grenzwissenschaft-aktuell.de / verw. Materialien: gemeinfrei (Wand); GregorDS (WikimendiaCommons), CC BY-SA 3.0

Saarbrücken (Deutschland) – Seit 2015 der Ägyptologe Nicolas Reeves im Grab des Tutanchamun Hinweise auf hinter den verzierten Wänden verborgene weitere Kammern gefunden haben will und darin das Grab der Nofretete vermutet (…GreWi berichtete, siehe Links), suchen Archäologen nach weiteren Belegen für die Theorie. Jetzt scheint es weitere Hinweise auf verborgene Kammern zu geben. Grenzwissenschaft-Aktuell (GreWi) hat beim Forschungsleiter, Francesco Porcelli vom Politecnico di Torino, exklusiv nachgefragt.

Zuvor hatte u.a. „Der Tagesspiegel“ berichtet, das Team um Porcelli habe weitere „Anomalien“ entdeckt und sich auf die Aussagen von Prof. Mamdouh Eldamaty von der Ain Shams Universität in Kairo und ehemaliger Antikenminister Ägyptens, berufen. Dieser habe jüngst auf einem Vortrag in der ägyptischen Botschaft von Scans mit Hilfe von Flugdrohnen berichtet. Hierbei sollen die Luftbilder „eine deutliche große rote Fläche links und eine kleinere rechts von der Grabkammer des Pharao“ zeigen. „Eine weitere Fläche unmittelbar neben der Kammer weist auch Abweichungen auf, die noch nicht zu erklären sind“, so die Zeitung und führt weiter aus: „Eldamaty bleibt bei dem Begriff Anomalie und lässt bewusst offen, ob es sich nur um einen Hohlraum, ein Loch oder um eine unbekannte Kammer handelt.“

Seit Beginn der Arbeiten steht GreWi-Herausgeber Andreas Müller mit Porcelli in Kontakt und konnte so schon oft exklusiv über den Stand der Untersuchungen berichten (s. Links). Auch angesichts des Artikels im „Tagesspiegel“ hat Müller bei Professor Porcellis nachgfragt.

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„Natürlich kann Prof. Mamdouh Eldamaty sagen was immer er möchte. Was unsere Arbeit aber anbetrifft, so wollen wir uns an die Prinzipien der wissenschaftlichen Ethik halten. Wir haben jetzt einen ersten Artikel einem wissenschaftlichen Fachjournal zur Veröffentlichung vorgelegt und einen zweiten Artikel in Arbeit. Wenn der Artikel zur Veröffentlichung angenommen wurde, können und werden wir auch genaueres dazu sagen. Wir selbst hoffen, dass das noch in diesem Jahr sein wird.“

Auch die zukünftigen Pläne hat Porcelli kurz skizziert: „Was unsere weiteren Pläne anbetrifft, so hoffen wir, dass wir (für 2018) auch weiterhin grünes Licht bekommen, um unsere Untesuchungen mit Hilfe des Bodenradars im Innern des Grabes von Tutanchamun (KV62) fortführen zu können. Das alles hängt aber natürlich von der Zustimmung der ägyptischen Behörden und der dortigen Sicherheitslage ab.“

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Die Büste der Nofretete im Ägyptischen Museum zu Berlin

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Mit Verweis auf diese Pläne und Eldamaty zitierend, hatte auch schon der „Tagesspiegel“ berichtet, dass erst bei einer „hundertprozentige Sicherheit über einen möglichen Raum“ das Antikenministerium eine eventuelle Bohrung zulassen werde, um eine Kamera einzuführen. Allerdings habe die Unversehrtheit des Bauwerks absoluten Vorrang. Er, so Eldamaty weiter, verstehe, dass die Welt auf die Entdeckung des Grabes von Nofretete warte. Schließlich stehe auf den vielen Stelen, die den Bezirk von Amarna absteckten, dass derjenige, der hier sterbe, die Stadt nicht verlassen werde. „Also muss Nofretete im Tal der Könige begraben sein.“

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