Breakthrough Initiative: Milliardär fördert SETI mit 100 Millionen Dollar

Lesezeit: ca. 3 Minuten

00846
Symbolbild: Visualisierung von Signaldaten (Illu.)

Copyright/Quelle: breakthroughinitiatives.org

New York (USA) – Genau 46 Jahre nachdem der erste Mensch den Mond betreten hat, dürfte auch der 20. Juli 2015 zu einem historisches Datum werden. Zumindest was die Suche nach Signalen außerirdischer Intelligenten (Search für ExtraTerrestrial Intelligence, SETI) anbetrifft – gab der russische Milliardär Juri Milner gestern doch seine mulidisziplinäre „Breakthrough Initiative“ bekannt. Innerhalb dieser will Milner SETI mit sage und schreibe 100 Millionen Dollar fördern.

Während SETI seit Jahrzehnten durch mangelnde Finanzierung nicht nur stark eingeschränkt war, sondern sogar schon kurz vor dem Aus stand, dürfte sich dieses Problem mit dem Engagement von Juri Milner bis auf Weiteres erledigt haben. Milner selbst verdankt sein auf etwa eine Milliarde US-Dollar geschätztes Vermögen geschickten Investments u.a. in Facebook.

00844Juri Milner und seine Frau Julia
Copyright: Debray Riveros / CC BY-SA 3.0 (Wikimedia Commons)

Unterstützt von keinem Geringeren als Stephen Hawking, sowie dem SETI-Pionier Frank Drake, dem Exoplanetenjäger Geoffrey Marcy und zahlreichen international bekannten Astronomen und Wissenschaftlern, erklärte Milner die beiden Hauptziele der „Brakthrough Initiative“ wie folgt:

 

1. „Breakthrough Listen“ wird 10 Jahre lang die bislang umfangreichste Suche nach Signalen außerirdischer Zivilisationen durchführen und dabei die besten derzeit zur Verfügung stehende Technologien nutzen.

– Zu diesen gehören lange Beobachtungszeiten an den weltweit leistungsfähigsten Radioteleskopen, dem Green Bank Telescope in den USA und dem Parkes Telescope in Australien. Während sich diese Teleskope bislang nur mit einem bis zwei Tagen pro Jahr an SETI beteiligt hatten, stehen den SETI-Astronomen nun mehrere tausend Stunden Lauschzeit zur Verfügung.

00845
Das australische Parkes Observatory

Copyright: CISRO

– Durch die Förderung erhöht sich die Empfindlichkeit gegenüber bisherigen SETI-Projekten um das 50-fache.

– Zudem wird das Zehnfache des bisherigen Himmels nach intelligenten Signalen von außerhalb abgesucht.

– Mit der neuen Suche wird ein fünfmal breiteres Spektrum des Radiobereichs 100 mal schneller abgesucht werden können.

– Durch die zusätzliche Nutzung des „Automated Planet Finder Telescope“ am Lick Observatory in Kalifornien, ermöglicht die Initiative auch die bislang intensivste Suche nach intelligenten optischen (Laser-)Signalen (O-SETI).

– Zu den anvisierten Sternsystemen gehören auch eine Million der erdnächsten Sterne und deren Systeme. Darüber hinaus wird das Zentrum unserer Galaxie, der Milchstraße und die gesamte galaktische Ebene abgesucht. Außerhalb der Milchstraße stehen 100 der uns nächstgelegen Galaxien im Visier des Projekts.

– Die eingesetzten Teleskope sind in idealer Weise für die Ortung von Langstreckensignalen geeignet, selbst wenn diese nur von schwacher oder mittlerer Stärke sein sollten:

„Sollte es also in einem Umkreis der 1.000 uns am nächsten gelegenen Sterne eine Zivilisation geben, die auch nur mit der Energie eines gewöhnlichen Flugzeugradars Nachrichten ins All sendet, so sollte ‚Breakthrough Listen‘ diese Signale aufspüren können“, so Milners Presseerklärung und führt weiter aus:

„Sollte eine Zivilisation aus dem Zentrum unserer Milchstraße aus Signale mit der 12-fachen Energie eines interplanetaren Radars aussenden, mit dem wir selbst unser eigenes Sonnensystem erkunden, so könnten die ‚Breakthrough Teleskope‘ diese Signale finden.

Zudem könnten unsere Teleskope Laser-Signale entdecken, die von einem der sonnennächsten Planetensysteme in rund 40 Billionen Kilometer Entfernung schon mit einem 100-Watt-Laser – also der Energiemenge einer normalen Glühbirne – abgegeben wird.“

Um die bei dem Projekt entstehende gewaltige Datenflut zu verarbeiten, wird sowohl eine eigene Soft- als auch Hardware entwickelt, die sich mit den Standards weltweit führender Teleskope messen kann. Die Daten sollen dann in Form von OpenAcess ähnlich wie und gemeinsam mit SETI@home (bei dem Privatpersonen Rechenzeit ihrer eigenen Computer zur Auswertung von SETI-Datenpaketen zur Verfügung stellen können) jedermann zur Verfügung gestellt werden.

www.grenzwissenschaft-aktuell.de
+ HIER können Sie den tägichen GreWi-Newsletter bestellen +

2. „Breakthrough Message“ ergänzt die Suche nach Signalen zudem durch Botschaften, die an potentiell lauschende Außerirdische gerichtet sind und die Menschheit und unseren Planeten in einer Sprache beschreiben, die auch von fremden Intelligenzen verstanden werden kann. Um diese Botschaften zu entwickeln, hat Milner zusätzlich einen mit einer Million Dollar dotierten Preis ausgeschrieben. (Details zu diesem „Breakthrough Prize“ sollen noch im Laufe des Jahres bekannt gegeben werden.) Zudem soll die Debatte angeregt werden, die sich der Frage widmet, ob Botschaften an Außerirdische tatsächlich ein kluger Schritt sind. Gerade in dieser Debatte hat sich Hawking schon mehrmals kritisch bis warnend vor potentiell uns feindlich gesinnten und uns zugleich überlegenen Außerirdischen geäußert (…GreWi berichtete).

Zum Thema

+ + + GreWi-Kommentar
Hollywood hätte sich einen solchen Schritt eines privaten Investors nicht besser ausdenken können. Endlich bekommt SETI die finanziellen Mittel, die tatsächlich notwendig sind. Die Aussichten und das Potential, die Milners „Breakthrough Initiative“ birgt sind gelinde gesagt „Faszinierend“!

© grenzwissenschaft-aktuell.de