Befinden sich außerirdische Superzivilisationen im Tiefschlaf?

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Symbolbild: Im Prequel der Alien-Filmreihe „Prometheus“ überdauern außerirdische „Konstrukteure“ der Menschheit im künstlichen Tiefschlaf.

Copyright: FOX

Oxford (Großbritannien) – Die Wahrscheinlichkeit sagt uns, dass es eigentlich zahlreiche weitere, technologisch entwickelte Zivilisationen im Universum geben und diese sich auch bereits kolonialisierend ausgebreitet haben sollten. Doch wenn dem so ist, warum haben wir diese dann (zumindest offiziell…) noch nicht entdeckt? Diese Frage wird mit dem sogenannten Fermi-Paradoxon beschrieben und seit den 1960er Jahren immer wieder kontrovers diskutiert. Jetzt haben Oxford-Wissenschaftler eine weitere mögliche Antwort zumindest theoretisch erörtert.

Wie Anders Sandberg und Kollegen vom Future of Humanity Institute an der ehrenwerten Oxford University vorab via ArXiv.org berichten, könnte eine Erklärung für die sogenannte „Große Stille“ (mit dem nicht nur die bisherige Nicht-Entdeckung außerirdischer Signale und Botschaften, sondern auch sonstiger eindeutiger Hinweise auf außerirdische Zivilisationen gemeint ist) darin liegen, dass solche Zivilisationen zwar existieren, diese sich aber absichtlich in eine Art kosmischen und über Äonen andauernden Winterschlaf versetzt haben.

Der Grund für diese Entscheidung könnte in der Erkenntnis dieser hochentwickelten Superzivilisationen liegen, dass unter den derzeitigen Bedingungen des Universums der für eine Hochtechnologie benötigte, Energieverbrauch höher ist als in ferner Zukunft.

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Grundlage für diese zunächst verwirrende Überlegung sind unter anderem die Gesetze der Thermodynamik und deren Konsequenzen für die notwendige Rechenleistung (Computerisierung) einer technologischen Super-Zivilisation. Kurz: Je mehr Rechenleistung zum Erhalt und Fortschritt benötigt wird, desto größer ist auch der damit verbundene Energiebedarf. Tatsächlich stehen die Kosten bzw. der Aufwand einer derartigen „Computerisierung“ in einem proportionalen Verhältnis zur Temperatur – und unser bisheriges astrophysikalisches und kosmologisches Verständnis legt nahe, dass sich das Universum mit der Zeit mehr und mehr abkühlt. Je kühler also das Universum, desto leichter und einfacher fällt auch die beschriebene Computerisierung.

„Eine Zivilisation, die also das Ziel hat, bestimmte notwendige Rechenleistungen zu maximieren, könnte also durchaus nach Wegen suchen, ihre technischen Möglichkeiten erst so spät wie möglich auszuschöpfen“, so die Autoren der theoretischen Überlegung. „Würden Sie Ihre zwar vielleicht schon jetzt zur Verfügung stehenden technischen Möglichkeiten auch schon jetzt aufwenden und damit verbrauchen, erhielten sie ‚heute‘ deutlich weniger an maximal möglicher Rechenleistung als in einer fernen Zukunft. Deshalb wäre es durchaus vorstellbar, dass eine solche Zivilisation sich absichtlich in eine Art Tief- oder Winterschlaf begibt, um in einer fernen Zukunft ihre Ressourcen viel effizienter nutzen zu können.“

Träfe dies zu, dann läge der Grund, weshalb wir bislang noch keine Außerirdischen entdeckt haben darin, dass deren Expansionsphase vielleicht nur kurz und sporadisch war, diese Zivilisationen sich derzeit jedoch in ihrer ruhenden Phase befinden und irgendwo passiv und kompakt sozusagen schlummern.“

Zusammengefasst sagt die Studie also, dass sehr große bzw. hochentwickelte Zivilisationen bislang vielleicht nur deshalb keine und geringe Spuren hinterlassen haben, weil sie den Großteil ihrer Aktivitäten in die ferne Zukunft verlagert haben. Derartige Zivilisationen haben, so die Autoren, vielleicht „schon alles gesehen“ und „sehen im Verbleib in einer vergleichsweise frühen Phase ihrer Entwicklung keinen Sinn und Gewinn“.

Deshalb könnten entsprechende Zivilisationen also einen Weg gefunden haben, sich kollektiv in eine Art Winterschlaf zu versetzen oder auf irgendeine Art und Weise ihre „mentale Geschwindigkeit“ zu reduzieren, um mit der Aussicht auf eine effizientere Zukunft auf diese Weise große Zeitphasen möglichst unbeschadet zu überstehen.

Eine Entsprechung für diese Überlegung finden wir schon heute in der Medizin, wenn mit der sogenannten Kryonik nach Wegen gesucht wird, wie todkranke Menschen heute bei noch lebendigem Leibe oder unmittelbar nach dem Tod in der Hoffnung tiefgefroren werden, in einer vielleicht nicht all zu fernen Zukunft, in der ihre Krankheit heilbar sein wird, wieder zum Leben erweckt zu werden.

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