Termiten und Pflanzenwuchs gemeinsame Ursache der Feenkreise

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Princeton (USA) – Kreisrunde kahle Flächen, umsäumt von einer Peripherie deutlich stärkeren Pflanzenwuchses sind eines der ebenso faszinierenden wie bislang rätselhaftesten Wahrzeichen der Grasländer Namibias und werden im Volksmund als Feenkreise bezeichnet. Wissenschaftler hingegen stritten bislang ob die Kreise das Ergebnis von Termiten oder von Pflanzenwachstum im Konkurrenzkampf um Wasser sind. Die neuste Untersuchung vereint nun beide Ansätze.

Lange Zeit galten Termiten als alleinige Erklärung für die mysteriösen Feenkreise, wie sie nicht nur in Namibia sondern auch in den angrenzenden südafrikanischen Ländern zu finden sind und erst kürzlich erstmals auch außerhalb des afrikanischen Kontinents nachgewiesen werden konnten (…GreWi berichtete). Dann jedoch zeigten Untersuchungen anderer Wissenschaftler, dass sich in vielen Feenkreisen gar keine Hinweise auf die Aktivität der Insekten finden ließen, weswegen die beteiligten Forscher Selbstorganisation der um Wasser-Ressourcen konkurrierenden Pflanzen als Lösung des Rätsels um die Feenkreise präsentierten (…GreWi berichtete)

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Während die Theorie zur Selbstorganisation der Pflanzen zwar im theoretischen Modell erstaunlich passende Verteilungsmuster der tatsächlichen Kreise produziert und dieses Verteilungsmuster auch dem anderer Selbstgeordneter Strukturen in der Natur entspricht (…GreWi berichtete), konnte es in der Praxis noch nicht eindeutig nachgewiesen werden. Hingegen verweisen die Vertreter der Termiten-Theorie auf bereits an zahlreichen Feenkreis-Orten durch Grabungen und andere Spuren nachgewiesene Termiten-Aktivität (…GreWi berichtete 1, 2)

Wie das Team um Corina Tarnita und Robert Pringle von der Princeton University aktuell im Fachjournal „Nature“ (DOI: 10.1038/nature20801) berichten, liegt die Wahrheit in einer Kombination beider Ansätze und vereint zugleich die bisherige Problematik, dass Beobachtungen vor Ort zwar Termitenaktivität als Ursache nahe legten, im Gegensatz zur Erklärung durch pflanzliche Selbstorganisation bislang nicht das regelmäßige Verteilungsmuster der Kreise erklären konnten.

Anhand von Computermodellen können die Forscher nun zeigen, dass Termiten tatsächlich die Kreise ziehen können und somit wahrscheinlich für die teilweise mehrere Meter großen Exemplare verantwortlich sind: „Termiten ernten in Kreisrunden Mustern rund um ihr Nest. Stoßen sie dabei dann auf eine kleinere Termitenkolonie, so wird diese entweder zerstört oder übernommen“, erläutern die Forscher und führen weiter aus: „Wenn dabei aber zwei gleichgroße Kolonien aufeinander treffen, von denen keine die Oberhand gewinnen kann, so bilden die Kolonien eine Grenze zwischen ihren Kreisen.“

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Tatsächlich zeigen die neuen Computermodelle nun, dass durch diesen Vorgang das schon zuvor beobachtete Wabenmuster (…GreWi berichtete) entsteht, in dem jede Kolonie von bis zu sechs Nachbarkolonien umgeben ist. Wenn auch nicht immer einhergehend mit der offenkundigen Kreisbildung, so könne dieses Muster auch anhand von Termitenkolonien in Arizona, Kenya, Mosambik, Australien und Brasilien gefunden werden.

Neben dem auf diese Weise erklärbaren Verteilungsmuster der großen Feenkreise, fanden die Wissenschaftler in der Selbstorganisation der Graspflanzen im Kampf um Wasser-Ressourcen aber auch eine Erklärung für kleinere Kreise zwischen diesen. „Tatsächlich wurden diese Mini-Kreise bislang kaum bemerkt, bzw. genauer untersucht“, so Tarnita. „Die großen Feenkreise haben das ganze Interesse auf sich gezogen, sodass die kleinen Kreise offenbar niemandem aufgefallen waren.“

Vor Ort in Namibia konnten die beiden Forscher dann diese rund 20 Zentimeter großen und gleich weit voneinander entfernten Kreise, vorfinden und untersuchen. Auch hier zeigen die Berechnungen, dass sie mit dem Modell der Selbstorganisation gut erklärt werden können.

Offenbar wirken also beide Faktoren und Mechanismen, Termiten und der Kampf ums Wasser, bei der Entstehung neuer Feenkreise gemeinsam.

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