10 Millionen Pumpen sollen Arktis-Eis auffrischen
Schmelzlöcher in der arktische Eisdecke.
Copyright: NASA
Tucson (USA) – Um dem Abschmelzen der arktischen Eisdecke und deren katastrophalen Folgen entgegenzuwirken, hat ein US-Physiker einen neuen Weg vorgeschlagen, wie das Arktiseis wieder um etwa einen Meter verdickt und damit die mit dem Eisschwund einhergehenden Auswirkungen zumindest verlangsamt werden können. Das einzige Problem wäre jedoch die Finanzierung: Das Aufstellen der anvisierten rund 10 Millionen windbetriebenen Pumpen würde wohl mehr als 470 Milliarden Euro kosten.
Wie Steven Desch und Kollegen von der Arizona State University aktuell im Fachjournal „Earth’s Future“ (DOI: 10.1002/2016EF000410) berichten, sollen die Pumpen im arktischen Winter gewaltige Wassermassen auf die Eisdecke pumpen, wo sie gefrieren und so die arktische Eisdecke um einen ganzen Meter anwachsen lassen würden. Derzeit beträgt die Eisdecke kaum noch mehr als 2-3 Meter und wird in Folge des von uns Menschen erzeugten Klimawandels stetig geringer.
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„Dickeres Eis bedeutet länger währendes Eis“, zitiert der „The Guardian“ den Wissenschaftler. „Zugleich würde die Gefahr des gänzlichen Verschwinden des arktischen Meereises im arktischen Sommer deutlich gesenkt.“
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Gemeinsam mit anderen Wissenschaftlern macht Desch darauf aufmerksam, dass sich das arktische Klima doppelt so schnell erwärmt, wie dies Klimamodelle noch vor wenigen Jahren vorhergesagt hatten: „Die Klimaabkommen von Paris (2015), mit denen die globale Erwärmung zumindest aufgehalten bzw. reduziert werden sollte, reichen somit nicht mehr aus, um ein völliges Verschwinden des arktischen Eises in den Sommern schon ab 2030 zu verhindern.“
Hintergrund
Im vergangenen November, so hatten es Klimamodelle vorhergesagt, sollten die arktischen Temperaturen eigentlich auf minus 25 Grad fallen. Stattdessen lagen sie mehrfach sogar einige Grade über dem Gefrierpunkt und damit bis zu 20 Grad über den Normalwerten. „Solche Temperaturen liegen absolut außerhalb unserer bisherigen Vorherberechnungen und das ist ziemlich schockierend.“Jüngste Zahlen des US National Snow and Ice Data Center (NSIDC) belegen, dass im vergangenen Januar der Arktische Ozean mit 13.38 Mio. Quadratkilometern von so wenig Eis bedeckt war wie noch nie zuvor seit dem Beginn der Satellitendokumentation der arktischen Eisdecke vor 38 Jahren. Der Wert selbst lag um 260.000 Quadratkilometer unterhalb des Vorjahreswertes und um besorgniserregende 1,26 Mio. Quadratkilometer unterhalb des Langzeitdurchschnitts für den Monat Januar. Trotz einiger regionaler Schwankungen liegt der Eisanteil der Arktis schon seit Jahren deutlich unterhalb der früheren Durchschnittswerte.
Tatsächlich schwankt die Ausdehnung der arktischen Eiskappe jedes Jahr und erreicht ihre maximale Ausdehnung jeweils im März, woraufhin sie während der folgenden sechs Monate wieder abnimmt und am Ende der Schmelzperiode, Mitte September, ihre geringste Ausbreitung erreicht. Danach beginnt das Eis wieder anzuwachsen.
Seit Ende des letzten Jahrhunderts geht der Nachwuchs des Eises aber stetig zurück und Meteorologen beziffern den stetigen Rückgang auf rund 13 Prozent pro Jahrzehnt. Der Grund liegt in der zunehmenden Erderwärmung in Folge der erhöhten Kohlendioxidwerte in der Atmosphäre.
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Während einige Klimawandel-Skeptiker behaupten, der arktische Eisschwund werde durch unerwartete Zuwächse der Eisdecke über der Antarktis wieder ausgeglichen (s. Video), ist diese Behauptung allerdings schlichtweg falsch, da die Fluktuation der Ausdehnung der antarktischen Eisdecke im Vergleich zu jener der Arktis sehr gering ist. Fasst man die Veränderungen an beiden Polen während der letzten 30 Jahre zusammen, so sind weltweit seither mehr als eine Million Quadratkilometer Eis verschwunden.
Quelle: The Guardian
Während sich die meisten Strategien bislang darauf beschränken, den Verbrauch von fossilen Brennstoffen einzuschränken, brauche es nun zusätzlich deutlich größere Anstrengungen, um ein Verschwinden des Arktiseises zu verhindern.
Der Verlust der Eisdecke im arktischen Sommer würde das Leben in der Region empfindsam schädigen und zahlreiche Arten, von Polardorsch bin hin zum Eisbären und deren empfindliche Lebensräume bedrohen. Zudem würde der Verlust des Eises die Erwärmung des Planeten zusätzlich antreiben, da die sonst die Sonnenstrahlung wieder ins All reflektierende Eisdecke fehlen wird: Das wiederum würde zu Veränderungen in den Wettermustern über der nördlichen Hemisphäre und zum zunehmenden Auftauen der dortigen Permafrostböden führen, die auf diese Weise große Mengen an Kohlenstoffgasen in die Atmosphäre freisetzen können.
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