Nemesis: Neue Studie stützt Theorie von zweiter Sonne

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Wie offenbar die meisten aller sonnenähnlichen Sterne, so könnte auch unsere Sonne als Doppelstern entstanden sein (Illu.).

Copyright: NASA/JPL-Caltech/UCLA

Cambridge (USA) – Die Theorie, dass unsere Sonne einen Begleitstern mit der Bezeichnung Nemesis besitzen könnte, ist nicht neu. Die zunehmende Erkenntnis, dass die meisten anderen sonnenähnlichen Sterne mindestens einen stellaren Partner haben, wirft immer wieder die Frage auf, warum dies bei unserer eigenen Sonne anders zu sein scheint. Eine neue Studie von Harvard-Astronomen bestätigt nun die Theorie, dass wahrscheinlich alle sonnenähnlichen Sterne gemeinsam mit mindestens einem weiteren Stern entstanden sind. Doch was ist mit Nemesis geschehen.

Wie das Team um Sarah Sadavoy vom Harvard-Smithsonian Astrophysical Observatory und Steven Stahler von der University of California in Berkeley (UCB) vorab via ArXiv.org (…und in einer kommenden Ausgabe des Fachjournals „Monthly Notices of the Royal Astronomical Society) berichten, basiert ihre neue Studie auf Radiountersuchungen einer gewaltigen Sternentstehungswolke im Sternbild Perseus. Die Entstehung dieser molekularen Wolke könne anhand mathematischer Modelle nur erklärt werden, wenn alle dortigen sonnenähnlichen Sterne als Paar geboren wurden.

Hintergrund
Nemesis – Die dunkle Schwester unserer Sonne?

Als einer der ersten Astronomen schlug Richard A. Muller von der University of California Berkeley die Existenz eines Begleitsterns unserer Sonne unter der Bezeichnung „Nemesis“ vor 23 Jahren vor und vermutete damit gemeinsam mit anderen Astronomen, dass ein Roter oder Brauner Zwergstern die Sonne auf einer extrem weiten und exzentrischen Bahn umkreist und bei seiner jeweiligen Wiederkehr alle 27 Millionen Jahre beim Durchqueren der Oorthschen Wolke für die bisherigen Massenaussterben durch vermehrte Kometeneinschläge und auch für ungewöhnliche Umlaufbahnen von Körpern im äußeren Sonnensystem (u.a. Sedna) verantwortlich sein könnte.

Trotz intensiver Himmelsdurchmusterungen (…GreWi berichtete: 1, 2, 3), fanden Astronomen jedoch bis heute keine Anzeichen für die Existenz von Nemesis.

Vor diesem Hintergrund zeigen sich die Forscher denn auch zuversichtlich, dass auch unsere Sonne – zumindest vor langer Zeit – einen weit entfernten Partnerstern hatte: Nemesis.

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„Wir haben eine ganze Reihe statistischer Modelle durchgespielt. (…) Wie sich zeigt, schrumpfen die meisten dieser Systeme im Laufe von mehreren Millionen Jahren zusammen oder brechen auseinander.“

Für gewöhnlich sind Sternpaare, so wie sie aus den aktuellen Berechnungen zu sonnenähnlichen Sterne hervorgehen, bis zu 500 Astronomische Einheiten (AE/AU = Abstand Erde-Sonne) voneinander entfernt. Auf diese Weise wäre auch Nemesis 17 mal weiter von der Sonne entfernt als der äußerste der uns bislang bekannten Planeten Neptun, der die Sonne in rund 30 AU umkreist – und damit nur schwer noch als Begleitstern unserer Sonne zu erkennen. Selbst die Voyager-1-Sonde (das von der Erde am weitesten entfernte irdische Raumschiff) ist bislang „erst“ 140 AE weit gekommen – unser nächster Nachbarstern Proxima Centauri hingegen 268.770 AU.

Doch selbst wenn Nemesis einst als Schwesterstern unserer Sonne entstanden wäre, so ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass er deren Anziehungskraft schon lange entkommen ist und heutzutage einen der zahleichen sonnennahen Sterne bildet.

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