Ehemalige Mitarbeiterin der UFO-Task Force des Pentagon berichtet
Washington (USA) – Bevor 2021 das AARO als Untersuchungsbehörde der USA die Untersuchungen von Sichtungen unidentifizierter Flugobjekte und Phänomene (UFOs/UAP) übernahm, war ab August 2020 die „UAP Task Force“ des US-Verteidigungsministeriums für diese Aufgabe zuständig. Jetzt hat eine ehemalige Mitarbeiterin erstmals von ihrer Arbeit und einigen Inhalten der UAPTF berichtet.
UPDATE 18.10.2024, 15:45h: Im Interview mit Matt Ford sagt Sarah Gamm, die UAPTF habe eine prosaische Erklärung für das sogenannte „Jellyfish-Video“ gefunden und dass es eine Art „aquatischer Lebensform“ zeige. In einem aktuellen Interview mit dem „Disclosure Team“-Podcast hat Gamm diese Aussage nun revidiert. Siehe das GreWi-Update weiter unten markiert im Text…
Im Podcast „The Good Trouble Show“ (TGTS) stellte sich mit Sarah Gamm erstmals eine Mitarbeiterin der Mitte August 2020 gegründeten UAP Task Force (UAPTF) den Fragen von Moderator Matt Ford.
Die studierte Astrophysikerin war von 2013 bis 2022 für unterschiedliche Einrichtungen des US-Verteidigungsministeriums und für US-Geheimdienste (Intelligence Communitiy = IC), hauptsächlich aber für die Nationale Behörde für Geografische Aufklärung (National Geospatial Intelligence Agency, NGA) und das Büro der Direktorin der nationalen Nachrichtendienste (Office of the Director of National Intelligence, ODNI) tätig und trat mit Gründung der UAP/UFO-Untersuchungseinheit des Pentagon 2020 dieser als Radar/SAR-Spezialistin, Bild- und Datenanalystin als Bindeglied zwischen der NGA und der UAPTF bei.
Auf die Frage des Moderators, warum sie jetzt an die Öffentlichkeit trete, erkläre Gamm, dass sie sich durch das jüngst erschienene Buch des UFO-Whistleblowers und ehemaligen Leiters des bis 2012 währenden UFO-Untersuchungsprogramms „Advanced Aerospace Threat Identification Program“ (AATIP) Louis Elizondo („Imminent – Inside the Pentagon’s Hunt for UFOs) zu diesem Schritt inspiriert sah:
„Ich wollte die darin gemachten Aussagen bestätigen, weil ich denke, dass es dafür an der Zeit ist. Eine Gegenfrage wäre vielleicht auch: Warum denn nicht?“
Gamm selbst will sich jedoch nicht als Whistleblowerin verstanden wissen: „Ich bin keine Whistleblowerin. Ich werde keine Geheimnisse ausplaudern oder irgendetwas leaken. Ich berichte lediglich unter Wahrung aller Geheimhaltungsverpflichtungen von meiner damaligen Arbeit. Ich werde durch keine Aussagen irgendjemanden gefährden oder Geheimnisse verraten.“
Während ihrer Arbeit für die UAPTF, um die sie sich selbst bemüht hatte, habe sie „UAP-Daten und Aufnahmen gesehen und bearbeitet“, so Gamm. „Manchmal waren das klassifizierte Daten, manchmal unklassifizierte. Teilweise handelte es sich sogar um kommerzielle Aufnahmen von privaten Satellitenbetreibern oder Raumfahrtagenturen und Behörden wie etwa der NASA.“ Sie selbst hatte allerdings auch Einsichtsgenehmigungen sowohl vom US-Energieministerium als auch über das ODNI.
Begonnen habe ihr Interesse an den staatlichen UFO-Akten, als sie Einsicht in die Unterlagen eines UFO-Vorfalls in Verbindung mit einer Atomraketen-Einrichtung der USA bekam. Genaue Angaben zu Zeit und Ort dieses Vorfalls wollte Gamm in der Sendung jedoch nicht nennen.
Einen Teil der UFO-Meldungen erhielt die UAPTF laut Gamm über einen Regierungs-, Militär- und Geheimdienste-internen Chat-Room, den die Analystin wiederholt als „Our Space“ bezeichnet und in dem sich Mitglieder der US-Administration, von Militär und Geheimdiensten auf unterschiedlichen Geheimhaltungsebenen zu allen möglichen Themen austauschen können.
„In einem eigenen UAP-Chatroom wurden von Geheimdienst- und Militärmitarbeitern immer wieder Fotos und Filmaufnahmen rätselhafter Phänomene mitgeteilt, die dann von der UAPTF untersucht wurden.“ Auch hier erläutert Gamm, dass einige der Aufnahmen klassifiziert gewesen seien, andere wiederum nicht.
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Auf Matt Fords Frage, von welcher Qualität diese Aufnahmen waren, erklärte Gamm: „Nun, einige davon waren wirklich von sehr hoher Qualität, andere wiederum nicht. Tatsächlich waren auch bei uns die meisten Aufnahmen, die wir vorgelegt bekamen, verwackelt und unscharf.“
In einigen Fällen habe jedoch „kein Zweifel daran bestanden, dass diese Dinge nicht von uns stammten, es sich nicht um Projekte von gegnerischen Staaten handelte und es nichts Irdisches war“, so Gamm. Auf Nachfrage erklärte sie dazu weiter: „Es war die Art und Weise, wie diese Dinge manövrierten. Die einwirkenden G-Kräfte, die kein Mensch mit irdischer Technologie aushalten würde. Dinge, die manchmal einfach auftauchten und ebenso wieder verschwanden. Manchmal wirkte das geradezu wie ein Spielchen. Manchmal verloren unsere Piloten die Dinge einfach so aus den Augen. Da gab es dann keine Zweifel, dass diese Dinge nicht von der Erde stammten.“
Die UAPTF habe sich jedoch stets von den Daten leiten lassen. „Wir verfolgten keine Denk- und Deutungsrichtung. Es ging hauptsächlich um Aufklärung dieser Fälle. Die Gruppe war manchmal auch geteilter Meinung. Manchmal wurde etwas, das wir zunächst nicht identifizieren konnten, als UAP abgelegt, konnte dann später bei besserer Daten- und Informationslage jedoch als Ballon oder Naturphänomen erklärt werden. Selbst wenn etwas als UAP galt, bedeutete es für die UAPTF aber nicht, dass es deshalb außerirdisch sein müsse. Das war nicht unsere primäre Fragestellung.“
Tatsächlich habe sie selbst Aufnahmen von „wirklich merkwürdig geformten Fluggeräten“ gesehen. „Etwa eine Art Boomerang. Aber eben auch viele Ballons, von denen einige zunächst als UAP kategorisiert wurden. Später lagen dann Daten etwa zu Starts von Google-Ballons vor, die die Sichtung glaubwürdig erklärten. Dann wurde das System mit diesen Informationen aktualisiert.“ Details zu all diesen Vorfällen kann bzw. wollte Gamm jedoch nicht nennen.
Hintergrund
Kurz vor Ausstrahlung der “Good Trouble Show” lancierte der UFO-Skeptiker und „New York Post“-Journalist Steven Greenstreet über Twitter/X persönliche Informationen über Sarah Gamm. Dabei veröffentlichte Greenstreet auch Informationen über Gamm’s Pseudonym, unter dem sie als „Sarah Grace“ als spirituelles Medium arbeitet und erklärt, mit Verstorbenen kommunizieren und Entitäten in Häusern wahrnehmen zu können.Der gesamte Vorgang kann durchaus als sogenanntes „Doxing“ bezeichnet werden und beschreibt das internetbasierte Zusammentragen und anschließende Veröffentlichen personenbezogener Daten, meist mit bösartiger oder schädigender Absicht gegenüber den Betroffenen. In der Regel verstößt Doxing nicht nur gegen die Datenschutzbestimmungen und gegen die Nutzungsregeln auf Twitter/X, sondern widerspricht auch dem journalistischen internationalen Pressecodex. Allerdings: Die Schwelle zwischen journalistischer Berichterstattung und Doxing ist fließend.
Schon zu Beginn der „Good Trouble Show“ auf diesen Vorgang angesprochen, erklärte Gamm, dass sie selbst überrascht gewesen sei: „Das kam wirklich überraschend. Tatsächlich hat mich Greenstreet bereits vor etwa einem Jahr um ein Interview gebeten. Eine Anfrage, die ich abgelehnt habe. Ich habe schon lange erwartet, dass so etwas aus seiner Richtung kommt, aber, dass das gerade jetzt passiert, kam dann doch unerwartet.
(Anm. GreWi: Weniger informierte Leserinnen- und Lesern sollte erklärt werden, dass Greenstreet für seine aggressive Haltung gegenüber Vertretern der UFO-Forschung und -Community bekannt und berüchtigt ist. So verfolgt er in seiner Reportage-und Youtube-Reihe für die „New York Post“ die Narrative einer „fundamentalen Gruppierung von UFO-Gläubigen, die sowohl die Medien als auch die US-Politik unterwandere und zu kommerziellen Zwecken die Öffentlichkeit von der Existenz des UFO-Phänomens überzeugen wolle und zum Schaden der Steuerzahler versuche, politischen Einfluss zu nehmen.)
Auf Greenstreets durchaus negativ formuliertes Doxing reagierte Gamm in der Sendung jedoch gelassen: „Ich bin stolz auf meine paranormale Arbeit. Ich habe diesen Wandel in meinem Leben mittlerweile akzeptiert. Das war nicht immer so. Aber ich bin was ich bin und bin stolz auf alle Arbeit, die ich in meinem Leben geleistet habe.“ Bislang habe sich auch wirklich niemand an ihrer Arbeit als Medium gestört. Selbst ihre früheren Vorgesetzten und Mitarbeiter nicht, die oft darüber Bescheid wussten. „Ehrlich gesagt, hat das niemanden wirklich interessiert und ich schäme mich auch nicht dafür.“
Mit der Übertragung der UFO/UAP-Untersuchungen an das 2021 gegründete AARO habe die Arbeit der UAPTF dann jedoch ersatzlos geendet. „Wir dachten noch, dass einige von uns vielleicht übernommen würden. Aber das passierte nicht.“ Erstaunlicherweise berichtet Gamm, dass die UAPTF die gewonnenen Erkenntnisse, Expertise und Daten dem AARO und dessen neuen Direktor Dr. Sean Kirkpatrick zwar angeboten habe, dass das AARO dieses Angebot aber nie angenommen habe. Selbst an den angesammelten Datensätzen habe das AARO keinerlei Interesse gezeigt. „Man hat uns von Anfang an erklärt, dass das AARO eine eigene Datenbank habe.“
Auf weitere Zuschauerfragen erklärte Gamm weiter…
…dass sie selbst nicht nur das bekannte öffentliche „Nimitz-Video“ (FLIR/TicTac) sondern auch die klassifizierte Version (…GreWi berichtete) gesehen habe. Mehr dazu sagen, wollte sie aber nicht. Später erklärt sie, dass sie selbst das TicTac-Objekt als nicht-menschlich einstuft. Es wird nicht klar, ob das auch die offizielle Bewertung der UAPTF oder ihre persönliche Meinung darstellt.
…dass sämtliche Fälle von USO-Sichtungen (also von Objekten unter und aus dem Wasser), die sie untersucht und davon Kenntnis habe, rational erklärt werden konnten. Gamm nennt als Beispiel Vogelschwärme oder Boote in ungewöhnlicher Anordnung.
…ihr merkwürdigster ungeklärter Fall die Sichtung und Aufnahmen eines Objekts gewesen sei, das sie am ehesten als „fliegendes Gehirn“ bezeichnen könne. Hierzu erläuterte Gamm weiter: „Normalerweise stellen sich solche Dinge meist als Geburtstagsballons heraus. Aber in diesem Fall war das nicht so. Ich weiß, dass das wirklich bizarr und verrückt klingt, aber so sah das Ding aus.“
…es auch für die mutmaßliche UAP-Aufnahme des sogenannten „Jellyfish“ (s. Abb., …GreWi berichtete 1, 2) eine rationale Erklärung gebe. Während Gamm auch hier nicht auf Details eingehen wollte, erklärte sie etwas nebulös, dass es sich in Wirklichkeit um eine Lebensform aus dem Wasser („aqua/aquarious life“) handele.
UPDATE 18.10.2024, 15:45h: Im Interview mit Matt Ford sagt Sarah Gamm, die UAPTF habe eine prosaische Erklärung für das sogenannte „Jellyfish-Video“ gefunden und dass es eine Art „aquatischer Lebensform“ zeige. In einem aktuellen Interview mit dem „Disclosure Team“-Podcast hat Gamm diese Aussage nun revidiert und erklärt, dass es sich um ein Mißverständnis gehandelt habe, von dem sie froh sei, dies nun klarstellen zu können. Richtig sei, dass es sich bei dem Objekt „nicht um ein UAP“ handele, dass sie aber auch keine weiteren Informationen dazu geben könne, da diese klassifiziert seien. zugleich kritisiert Gamm unvollständige Daten, Material und Informationsleaks…
Hier die gesamte TGSH-Sendung mit Sarah Gamm:
Recherchequelle: The Good Trouble Show
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