Hubble-Aufnahme von Proxima Centauri
Copyright: ESA/NASA/Hubble
Hamburg (Deutschland) – Das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ will erfahren haben, dass Astronomen der Europäischen Südsternwarte (ESO) im Rahmen der Suche nach einem Planeten um den unserem Sonnensystem am nächsten gelegenen Nachbarstern Proxima Centauri sogar einen erdähnlichen Planeten entdeckt haben. Eine Bestätigung dieses Gerüchts steht bislang jedoch noch aus. Hier der GreWi-Faktencheck…
„Unseren Nachbarstern Proxima Centauri umkreist nach SPIEGEL-Informationen ein bislang unbekannter Planet“, verkündete Spiegel-Online am frühen gestrigen Abend exklusiv. „Nie zuvor sind Wissenschaftler auf einen erdähnlichen Planeten gestoßen, der uns so nahe ist.
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Der noch namenlose Planet sei „mutmaßlich erdähnlich und bewegt sich offenbar in so günstigem Abstand um Proxima Centauri, dass auf seiner Oberfläche flüssiges Wasser vorkommen könnte – was als wichtige Voraussetzung für die Entstehung von Leben gilt“, so der Spiegel. Allerdings wolle die ESO die wissenschaftliche Sensation „erst Ende August bekannt geben“.
Hintergrund
4,2 Lichtjahre von der Erde entfernt, im Sternbild Zentaur (Centaurus) gelegen, ist Proxima Centauri einer von geschätzten 160 Milliarden Roten Zwergen alleine in der Milchstraße. Damit zählen Rote Zwergsterne zur größten Population von Sternen überhaupt. Proxima Centauri aber ist besonders: Es handelt sich dabei um den der Sonne am nächstgelegenen bislang bekannten Stern.
„Die Entdeckung eines Planeten mit erdähnlichen Eigenschaften um den unserer Sonne nächsten Stern, also in unserer unmittelbaren kosmischen Nachbarschaft, wäre eine bedeutende Entdeckung“, erläuterte die ESO zuvor zum Projekt.
Der GreWi-Faktencheck
– Tatsächlich suchten ESO-Astronomen im Rahmen des Projekts „Pale Red Dot“ schon länger gezielt nach Planeten, die unsere „rote Nachbarsonne“ umkreisen (…GreWi berichtete).
– Mittlerweile ist die Suche abgeschlossen und ein Fachartikel zur Expertebegutachtung (Peer Review) bei einem anerkannten Fachjournal eingereicht worden.
Schon im Januar 2016 hatte die ESO bzw. das Pale-Red-Dot-Team allerdings bereits folgendes erklärt: „Nach vielen Jahren der Beobachtung durch unterschiedliche Teams, wurde mittlerweile ein Signal ausgemacht, dass auf einen erdartigen Planeten um Proxima hinweisen könnte.“ (…GreWi berichtete) Eine offizielle Bestätigung der Existenz dieses Planeten lag und liegt bislang aber noch nicht vor.
– Auf der offiziellen Webseite von „Pale Red Dot“ war von eine verifizierten Entdeckung überhaupt eines, geschweige denn eines erdähnlichen Planeten, zum Zeitpunkt der Spiegel-Meldung (Freitag, 12.08.2016 – 19:44 Uhr) als auch zum Redaktionsschluss dieser Meldung (13.08.2016 – 00:10) keine Rede. Ebenso wenig auf der offiziellen Webseite der ESO. Auch die Twitter– und Facebook-Kanäle von „Red Pale Dot“ schweigt sich bislang noch aus. Der letzte Tweet und Beitrag (FB) stammen hier vom 6. Juli 2016 und bezieht sich auf das Peer-Review-Verfahren.
– „Der Spiegel“ beruft sich auf einen namentlich nicht genannten „an der Suche beteiligten Astrophysiker“, also auf ein Mitglied des Pale-Red-Dot-Teams.
Obwohl solche Brüche des während des Peer-Review-Verfahrens eigentlich bis zur tatsächichen Fachpublikation geltenden Informations-Embargos ungewöhnlich sind, kommen sie vor. Auszuschließend ist es also nicht, dass die Meldung so stimmt.
In diesem Fall könnte sich die offizielle Bekanntgabe nach der Spiegel-Meldung (die auch schon ein internationales Echo und Interesse ausgelöst hat) beschleunigen.
GreWi hat das Pale-Red-Dot-Team um ein Kommentar zur Spiegel-Meldung gebeten. Sobald diese oder andere Informationen in dieser Sache vorliegen, wird GreWi natürlich umgehend und aktuell berichten…
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