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Synthetische „Spiegel-Bakterien“: Experten warnen vor biologischer Gefahr aus dem Labor

Minneapolis (USA) – Eine Studie warnt vor den Risiken synthetisch hergestellter sog. Spiegel-Bakterien. Die Autoren und Autorinnen kommen zu dem Schluss, dass bei deren unbedarfter Erzeugung kaum kalkulierbare Risiken be- und entstehen.

Symbolbild: Spiegel-Bakterien (Illu.).
Symbolbild: Spiegel-Bakterien (Illu.).

Wie das internationale Team um Katarzyna P. Adamala von der University of Minnesota aktuell unter Beteiligung von Immunologen, Ökologen, Pflanzenschützern im Fachjournal „Science“ (DOI: 10.1126/science.ads9158) berichtet, würden bei solchen synthetisch hergestellten Organismen sämtliche biologischen Bausteine – Proteine, Nukleinsäuren und Stoffwechselprodukte – zur spiegelverkehrten Form ihrer natürlichen Vorbilder verändert.

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Was sind Spiegel-Bakterien?

Im natürlichen Leben basiert alles auf sogenannter Homochiralität: DNA/Moleküle schrauben sich, vereinfacht ausgedrückt, in eine „rechte“ Richtung, Proteine bestehen ausschließlich aus „linkshändigen“ Aminosäuren. „Spiegel-Bakterien“ kehren dieses Prinzip um. Ihre DNA wäre linksgängig, ihre Proteine wären rechts – wie ein Spiegelbild des natürlichen Vorbilds. Diese Umkehrung an fundamentaler molekularer Ebene macht sie fremd für die natürliche Biochemie – und damit potenziell unkontrollierbar gefährlich, warnt der Report.

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Was könnte passieren?

Unter anderem gibt der Report zu bedenken, dass angesichts von Spiegel-Bakterien die körpereigene Immunabwehr versagen könnte, da auch die Immunologie auf konkreten molekularen Formen beruht. Spiegel-Moleküle würden den geforderten molekularen „Schlüsseln“ zum Erkennen etwa von Krankheitserregern und körperfremden Bakterien entgehen und so vom Immunsystem nicht, oder nur unzureichend erkannt und bekämpft werden.

Auch natürliche Fressfeinde wie Bakteriophagen oder Amöben könnten Spiegel-Bakterien kaum erkennen oder verdauen.

Ohne eine solche natürliche Kontrolle könnten die Spiegel-Organismen ungestört in Ökosysteme eindringen und hier eine invasive und möglicherweise krankmachende oder gar tödliche Form neuen Lebens darstellen.

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Forschungsstand: Technik ist möglich. Nutzen unklar

Aktuell existiert Spiegel-Leben nur auf molekularer Basis, etwa bei Enzymen oder Katalysatoren. Ganzheitlich funktionsfähige Spiegel-Zellen sind bisher noch reine Theorie. Dennoch wäre deren Erschaffung bei ausreichender Forschung vermutlich innerhalb von 10 bis 30 Jahren denkbar.

Aus technischer Sicht könnten Spiegel-Biomoleküle in Medizin oder Biotechnologie nutzen, etwa als Medikamente, die sich langsamer abbauen und länger wirken. Doch der Science-Report warnt: Spiegelorganismen sind ohne Notwendigkeit erschreckend riskant, und es gibt bislang nichts wirklich Nützliches, was nicht auch ohne dieses Risiko erreicht werden könnte.

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Ruf nach Stopp und Regulation

Der Bericht ruft dazu auf, jetzt zu handeln, bevor experimentell die Technologie weiter genug fortschreitet, um gefährlich zu werden. Insbesondere fordern die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler einen sofortigen Forschungsstopp auf dem Gebiet der Spiegel-Bakterien. Gerade, aber nicht nur auf diesem Gebiet brauche es strenge Aufsichts- und Förderrahmen, inklusive eindeutiger Finanzierungssperren.

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Zugleich müsse eine internationale Debatte beginnen. Wissenschaft, Politik, Bioethik und Öffentlichkeit sollen gemeinsam über Risiken und Grenzen entscheiden.

Anreiz und Bedrohung wie bei Atomwaffen

Einige Stimmen vergleichen die potenzielle Gefahr mit jener, die durch atomare Technologie einst entstand. Einmal freigesetztes Spiegel-Leben wäre kaum wieder kontrollierbar. Man müsse das „Biologisches Pandora-Box“-Szenario frühzeitig vermeiden. Als ergebnis hat unter anderem die Sloan Foundation hat bereits angekündigt, Spiegel-Leben-Forschung nicht zu fördern.

Recherchequelle: Stanford.edu

© grenzwissenschaft-aktuell.de

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Andreas Müller
Fachjournalist Anomalistik | Autor | Publizist
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