Schimpansen schlagen Steine gegen Bäume als Form der Kommunikation
Wageningen (Niederlande) – Verhaltensbiologen haben ein erstaunliches Phänomen bei wildlebenden Schimpansen in Westafrika aufgedeckt: Zur Geräuscherzeugung schlagen die Tiere mit Steinen gegen Bäume. Die Forscher vermuten dahinter eine Form der Kommunikation. Kryptozoologisch Interessierten dürfte das Verhalten bekannt vorkommen.

Copyright/Quelle: Chimbo Foundation
Inhalt
Wie das Team um Sem van Loon von der Universität Wageningen (Wageningen University & Research) und des Deutschen Primatenzentrums in Göttingen aktuell im Fachjournal „Biology Letters“ (DOI: 10.1098/rsbl.2025.0053) berichtet, haben sie fünf Jahre lang an fünf verschiedenen Orten innerhalb eines Naturschutzgebiets in Guinea-Bissau mithilfe von Kamerafallen und lokalen Feldführern und -Führerinnen Videoaufnahmen erstellt. Dabei zeigte sich in bestimmten Bereichen ein auffälliges Verhaltensmuster: Erwachsene männliche Schimpansen schlugen wiederholt Steine gegen Baumstämme, wodurch sich charakteristische Steinhaufen an den Basen dieser Bäume bildeten.
www.grenzwissenschaft-aktuell.de
+ HIER den täglichen kostenlosen GreWi-Newsletter bestellen +
Mit Steinen trommeln
Dieses Verhalten, das die Forschenden als „steinunterstütztes Trommeln“ bezeichnen, scheint mit dem klassischen Trommeln mit Händen oder Füßen auf hohlen Brettwurzelstämmen verwandt zu sein – eine bekannte Methode der Schimpansen, um über weite Distanzen Informationen zu übermitteln oder Dominanz zu zeigen (…GreWi berichtete).
Allerdings beschreibt die Studie zugleich deutliche Unterschiede zu diesem Trommeln: „Vor dem Werfen der Steine geben die Tiere häufig laute „pant-hoots“ (schnaufende Rufe) von sich, gefolgt von Stille – ein umgekehrtes Muster im Vergleich zum traditionellen Trommeln, bei dem meist zunächst Ruhe herrscht, bevor das Geräusch erfolgt.“
Van Loon und Team vermuten also eine andere Motivation hinter diesem Verhalten: „Es könnte sein, dass diese lauten, tieffrequenten Geräusche dazu dienen, weiterzutragen als typische innerartliche Kommunikation.“ Die akustischen Eigenschaften eines Steins, der auf einen Baum trifft, könnten dies in dicht bewaldeten Gebieten begünstigen.
Zum Thema
Als Amazon-Partner erhält GreWi bei qualifizierten Verkäufen eine Provision. Danke!
Hintergrund: Wood-knocking Bigfood
Glaubt man amerikanischen Kryptozoologen – also Forschern, die nach ausgestorben geglaubten oder sogar eher fabelhaften Tieren suchen – so gehört das „wood knocking“, also das Klopfen auf Baumstämme, zum Kommunikationsrepertoire der als Bigfoot oder Sasquatch bekannten nordamerikanischen Großprimaten. Tatsächlich werden die unheimlichen Klopfgeräusche immer wieder von Zeugen angeblicher Bigfoot-Sichtungen und -Begegnungen geschildert und konnten auch schon mehrfach aufgezeichnet werden. Dabei soll es auch schon zu regelrechter Frage-Antwort-Kommunikation mit Zeugen und Forschern gekommen sein. Bigfoot-Forscher vermuten, dass die mysteriösen Waldmenschen das Holzklopfen zu verschiedenen Zwecken einsetzen könnte – darunter Kommunikation, Einschüchterung oder das Markieren von Territorium. Dass die Klopfgeräusche in den nordamerikanischen Wäldern tatsächlich von Bigfoot und nicht anderweitig erzeugt wurden, konnte bislang noch in keinem Fall eindeutig nachgewiesen werden.
Kulturelle Weitergabe
Die Beobachtungen deuten zudem auf eine kulturelle Weitergabe hin: „Junge Schimpansen übernehmen das Verhalten von älteren Gruppenmitgliedern, was darauf hindeutet, dass es sozial erlernt und nicht genetisch vererbt wird.“
„Einmal mehr zeigt sich, dass Kultur nicht ausschließlich dem Menschen vorbehalten ist – und dass solches Verhalten auch in der Naturschutzpraxis berücksichtigt werden sollte“, kommentiert Marc Naguib, Professor für Verhaltensökologie abschließend.
WEITERE MELDUNGEN ZUM THEMA
Musik älter als die Menschheit? Auch Schimpansen trommeln rhythmisch 13. Mai 2025
Sprache: Bonobos kombinieren ihre Rufe nach sprachähnlichen Regeln 4. April 2025
Alte Filmaufnahmen belegen: Schimpansen zu rudimentärer Sprache fähig 31. Juli 2024
Schimpansen suchen und nutzen medizinische Pflanzen zur Behandlung von Krankheiten und Wunden 21. Juni 2024
Auch Schimpansen nutzen Kommunikation zur Jagd 1. August 2022
Recherchequelle: Wageningen University
© grenzwissenchaft-aktuell.de