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Voynich-Manuskript: Forscher will das „unlesbare Buch“ entziffert haben


Blick auf Seiten des „Voynich-Manuskripts“.

Copyright/Quelle: Beinecke Rare Book & Manuscript Library, Yale University (via WikimediaCommons)

London (Großbritannien) – Das sog. Voynich-Manuskript bewahrt bis heute das Geheimnis über seinen Autor und Inhalt in bislang unentschlüsselter Form für sich. Den einen gilt es deshalb als „unlesbares Buch“ voller Rätsel, anderen als sinnloser mittelalterlicher Schwindel. Ein britischer Historiker und Autor glaubt nun, das Rätsel des Voynich-Manuskripts gelöst und die Schrift entziffert zu haben. Andere Forscher zeigen sich derweil noch kritisch.

Wie Nicholas Gibbs im Hauptartikel der aktuellen Ausgabe des angesehenen „Times Literary Supplement“ (TLS, s. Abb. l.) berichtet, handele es sich bei dem bislang als unlesbar geltenden Text um eine Kurzform des Latein.

Das Manuskript selbst basiere auf zahlreichen mittelalterlichen medizinischen Manuskripten und Handbüchern wie etwa dem „Trotula“ zur Frauenheilkunde und fasse deren Informationen, Anleitungen und Rezepte textlich als auch anhand von Illustrationen für einen kundigen Nutzer, der die Details selbst kennt als eine Art Erinnerungsstütze lediglich knapp zusammen, so Gibbs.

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Während die Voynich-Schrift bislang als unlesbar und deshalb entweder als Geheimschrift oder schlicht und einfach als Unsinn galt, glaubt der Autor in den geheimnisvollen Lettern lateinische Ligaturen zu erkennen. Bei Ligaturen handelt es sich um eine Art von Kurzschrift, die Verschmelzung zweier oder mehrerer Buchstaben einer Satzschrift zu einer Glyphe. Ein bekanntes Beispiel für eine Ligatur ist das sog. Et-Zeichen (Ampersand) das eine Verschmelzung der Buchstaben des lateinischen „et“ (und) darstellt (s. Abb.).

„Eine systematische Analyse mit Hilfe des ‚Lexicon Abbreviaturarum‘ zu mittelalterlichem Latein von Adriano Cappelli, das auch als die „Bibel der Mittelalterforscher‘ bezeichnet wird, zeigte, dass jeder Buchstabe im Voynich-Manuskript ein abgekürztes Wort oder Buchstaben darstellt“, so Gibbs.

In einem im „The Atlantic“ veröffentlichten Artikel zeigt sich hingegen die Voynich-Expertin und Direktorin der Medieval Academy of America, Lisa Fagin Davis angesichts der Behauptungen von Gaibbs unbeeindruckt-kritisch:

„Ehrlich gesagt bin ich verwundert, dass die TLS das veröffentlicht hat. Hätten sie zuvor etwa bei der Beinicke Library (Anm. GreWi: Die das Voynich-Manuskript besitzt) um ein Kommentar gebeten, so hätten sie recht schnell eine Gegendarstellung bekommen.“ Die Forscherin kritisiert zunächst, dass Gibbs Feststellung, dass es sich bei den Illustrationen um Darstellung aus dem Heilwesen handele, wie sie teilweise auch in zeitgenössischen und historischen Standardwerken zu finden sind, alles andere als neu sei. „Die Entzifferung des Textes als lateinische Kürzel könnte zwar ein Durchbruch (in der Voynich-Forschung) sein, allerdings gibt die TLS nur zwei Zeilen als Beispiel und das ist zu wenig.“ Zudem seien schon diese beiden Zeilen nicht wirklich überzeugend, so die Forscherin: „Sie sind grammatikalisch nicht korrekt und ergeben kein sinnvolles Latein.“

Warum Gibbs in seinem Artikel nur vergleichsweise wenig Beispiele seiner „Übersetzung“ nennt (eine Abbildung der besagten Zeilen finden Sie HIER), obwohl er zugleich behauptet, nahezu jeden Voynich-Buchstaben einer lateinischen Ligatur zuordnen zu können, ist bislang nicht bekannt. Bis zum Redaktionsschluss dieser Meldung war keine Reaktion Gibbs‘ bekannt.

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Andreas Müller
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