Trotz traditioneller Ikonografie werden Nessies berühmte Buckel nur selten gesehen
St. Andrews (Großbritannien) – Sollten Sichtungen des berühmten „Ungeheuers von Loch Ness“ lediglich auf Wiederholungen der medialen Klischeedarstellungen von Nessie beruhen, so sollten sich diese auch mehrheitlich in entsprechenden Schilderungen des Ungeheuers niederschlagen. Neue Forschungsergebnisse der University of St Andrews zeigen nun jedoch, dass Personen, die behaupten, das Ungeheuer gesehen zu haben, selten von traditionellen Darstellungen seines Aussehens beeinflusst werden.

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Historisch wurden schlangenartige Wasserungeheuer häufig mit vertikal geschwungenem Körper und sichtbaren Buckeln an der Wasseroberfläche dargestellt. Auch heutige Nessie-Souvenirs und mediale Darstellung in der Pop-Kultur zeigen das Ungeheuer meist mit drei oder mehreren Buckeln, die hinter seinem Kopf aus dem welligen Wasser ragen.
In einer aktuell im Fachjournal „Endeavour“ (DOI: 10.1016/j.endeavour.2025.101005) veröffentlichten Studie untersuchten Dr. Charles Paxton von der University of St Andrews und Adrian Shine vom Loch Ness Centre die Historie der Darstellung solcher Seeungeheuer mit Buckeln und deren heutige kulturelle Verbreitung. Sie analysierten die Häufigkeit entsprechender Darstellungen auf Postkarten und stellten fest, dass etwa 25–32 % aller Nessie-Postkarten das Ungeheuer mit Buckeln zeigen.
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Tatsächlich wäre diese Form der Fortbewegung jedoch äußerst ineffizient – kein reales Tier, auch keine Schlange, würde sich derart an der Oberfläche fortbewegen.
Auch Menschen, die behaupten, Nessie gesehen zu haben, berichten nur sehr selten von diesen Buckeln – solche Beschreibungen kommen nur in etwa 1,5 % aller Sichtungsberichte vor. „Das deutet darauf hin, dass Zeugen sich nicht von Souvenirs und Postkartenbildern beeinflussen lassen.“

Quelle: University of St. Andrews
Mit diesem Ergebnis widersprechen die Autoren früheren Studien, die nahelegten, dass Augenzeugen oft durch Medien und andere Darstellungen von Monstern beeinflusst werden.
„Im Fall von Nessie mögen die Zeugen zwar kein echtes Ungeheuer gesehen haben, aber die neuen Ergebnisse legen nahe, dass die meisten von ihnen versuchen, ehrlich das zu berichten, was sie erlebt haben“, so Shrine und Paxton. „Wissenschaftler nehmen oft an, dass Monster durch kulturelle Erwartungen entstehen, aber es ist immer sinnvoll, offensichtliche Hypothesen zu überprüfen“, kommentiert Dr. Paxton vom Centre for Research into Ecological and Environmental Modelling (CREEM) an der St, Andrews Universität. „In diesem Fall scheint es wirklich so zu sein, dass Zeugen im Allgemeinen nicht das Unmögliche berichten – obwohl das buckelige Monster eine gängige Darstellung von Nessie ist.“
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Recherchequelle: University of St Andrews
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