Radar-Scans liefern neue Beweise für weitere Kammern im Tutanchamun-Grab
Hirokatsu Watanabe (l.), gemeinsam mit dem Archäologen Prof. Nicholas Reeves und dem Antikenminister Eldamaty (r.) bei Radar-Scans der Nordwand im Grab des Tutanchamun.
Copyright: Brando Quilici, National Geographic Channels
Luxor (Ägypten) – Seit Donnerstag wurde in der Grabkammer des Tutanchamun mit Hilfe von Radar nach hinter den Wänden verborgenen Kammern gesucht (…GreWi berichtete). Auf einer Pressekonferenz wurden jetzt schon die ersten Ergebnisse dieser Scans präsentiert: „Wir sind uns zu 90 Prozent sicher, dass es hinter den Wänden weitere Kammern gibt“, so die beteiligten Wissenschaftler und vermuten, dass es sogar das Grab der sagenumwobenen Nofretete sein könnte.
Sollten sich hinter der Nord- und Westwand weitere Grabkammern befinden, so wäre dies erst das zweite unberührte königliche Grab, das von Archäologen in Ägypten entdeckt wurde. Der Minister für das Antike Erbe Ägyptens, Mamdouh Eldamaty, bezeichnete diese Aussicht als „den wichtigsten Fund des Jahrhunderts“. Man sei sich nun zu 90 Prozent sicher, dass sich hinter der Nordwand der Grabkammer des Tutanchamun eine weitere (Grab-)Kammer befindet, zitiert National Geographic News.
Die aktuellen Radar-Scans wurden von dem japanischen Radarspezialisten Hirokatsu Watanabe durchgeführt und belegen erstmals, dass sowohl die Struktur als auch die Materialien dieser reich verzierten Wand auf offene Räume dahinter schließen lassen. Zuvor war es den Archäologen um Professor Nicholas Reeves lediglich möglich gewesen, die Oberflächenstruktur und wenige Zentimeter dahinter zu bewerten.
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„In diesen Räumen“, so die Forscher auf der heutigen Pressekonferenz, „könnten sich Artefakte und Grabbeigaben befinden, die jene, wie sie 1922 im Grab des Tutanchamun gefunden wurden, noch übertreffen könnten.“
Ob es sich tatsächlich um das Grab der Nofretete handelt, könne auch anhand der jetzt vorliegenden Radar-Scans noch nicht gesagt werden. „Aber auch die neuen Ergebnisse sprechen in keinster Weise gegen meine grundsätzliche Theorie“, so Reeves gegenüber National Geographic.
Laut den Radar-Scans unterscheidet sich ein türförmiger Teil der Wand in Struktur und Material von der Umgebung des natürlichen Felsgesteins. Die Daten werten die Wissenschaftler derart, dass es sich hier um ein Durchgang zu einem dahinterliegenden Raum handelt: „Da ist ganz offenbar ein Eingang oder so“, zitiert der National-Geographic-Reporter den japanischen Radarexperten noch während dessen Auswertung der Messungen innerhalb der Grabkammer. „Es ist ganz offensichtlich, dass es da etwas gibt, das sehr tief (hinter der Wand) verläuft.“
Ein erster Blick auf einen Radar-Scan der Nordwand.
Copyright: Brando Quilici, National Geographic Channels
Die detaillierten Auswertung der Scans werde noch einen Monat andauern und sollen dann ausführlich präsentiert werden.
Zum Thema
Wer könnte hier beigesetzt worden sein?
Laut der Theorie von Nicholas Reeves kann es sich bei den verborgenen Kammern nur um das Grab eines Vorgängers Tunanchamuns handeln (…GreWi berichtete). Doch wer genau das war, ist bis heute selbst unter Ägyptologen umstritten. Von den in Frage kommenden Persönlichkeiten Nofretete, Neferneferuaten und Semenchkare wurden jedoch bislang keine Gräber bzw. Mumien entdeckt.
Skizze der von Reeves hinter der Nordwand des Tutanchamun-Grabes vermuteten Kammern.
Copyright/Quelle: N. Reeves
Hinter den drei Namen vermuten Reeves und auch andere Ägyptologen ein und dieselbe Person: Nofretete, die Gemahlin des einstigen „Ketzerkönigs“ Echnaton, der die bisherige Götterwelt des Alten Ägyptens durch den Kult der Aton-Sonnenscheibe ersetzt hatte.
Die Büste der Nofretete im Ägyptischen Museum zu Berlin.
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Vor diesem Hintergrund und der späteren Rückkehr Ägyptens zu seinen alten Göttern, habe Nofretete vor der Regentschaft ihres Stiefsohns Tutanchamun nicht nur zweimal ihren Namen gewechselt, sondern auch selbst den Pharaonenthron bestiegen.
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