Washington (USA) – In wenigen Tagen wird das bislang erst dritte, als solches erkannte Objekt interstellarer Herkunft, das unser Sonnensystem durchfliegt, seine dichteste Annäherung an den Mars erreichen. Nun stehen spannende Beobachtungen mit zahlreichen NASA- und ESA-Instrumenten an.
Das Hubble-Weltraumteleskop zeigt 3I/ATLAS am 21. Juli 2025 mit einem sonnenzugewandten Leuchten vor dem Objekt und ohne typischen Schweif. Copyright: D. Jewitt et al/NASA/Wikimedia)
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Entdeckt wurde 3I/ATLAS am 1. Juli 2025 mit dem ATLAS-Teleskop (Asteroid Terrestrial-impact Last Alert System) in Río Hurtado, Chile. Nach dieser Erstmeldung wurden in den Archiven von drei verschiedenen ATLAS-Teleskopen weltweit sowie von der Zwicky Transient Facility am Palomar-Observatorium (Caltech, San Diego County, Kalifornien) zusätzliche Beobachtungen entdeckt.
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Steckbrief: 3I/ATLAS
Mit einer dichtesten Annäherung an die Erde um den 19. Dezember auf etwa 1,8 Astronomische Einheiten (ca. 170 Millionen Meilen bzw. 270 Millionen Kilometer) stellt 3I/ATLAS keine Gefahr für die Erde dar. Dem Mars nähert er sich am 3. Oktober 2025 bis auf ca. 29,0 Mio. km (0,19 AE). In etwas zu diesem Zeitpunkt wird das Objekt von der Erde aufgrund seiner dichten Sonnennähe bis auf Weiteres nicht mehr zu sehen sein. Erst ab Anfang November wird er wieder auf der anderen Seite am Morgenhimmel erscheinen und kann dann auch erneut untersucht werden. Um den 16. März 2026 wird er den Jupiter in einem Abstand von etwa 53,4 Mio. km (0,36 AE) passieren. Den sonnennächsten Punkt, das sogenannte Perihel, erreicht 3I/ATLAS um den 29./30. Oktober 2025.
Animation der Bahn von Komet 3I/ATLAS durch unser Sonnensystem – NASA/JPL
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Wie groß bzw. schwer ist 3I/Atlas wirklich?
Während bisherige Beobachtungen eine Größe des Objekts von zwischen 440 Metern und maximal 5,6 Kilometern nahelegen (Stand: 20. August 2025) erläutert der Harvard-Astronom Prof. Avi Loeb gemeinsam mit Richard Cloete in einem vorab via ArXiv.org veröffentlichten Fachartikel, dass die tatsächliche Größe bzw. Masse des Objekts ein Vielfaches der bislang ermittelten Werte betragen könnte. Die beiden Forscher basieren ihre neuen Berechnungen auf dem Umstand, dass bislang noch keine nicht-gravitativen Beschleunigungen (z. B. durch Ausgasung) an 3I/ATLAS messbar sind. Deshalb schließen sie, dass die Masse des Objekts größer bzw. so groß sein muss, um solchen Schubeffekten zu widerstehen. Anhand bisheriger Daten berechneten die beiden Wissenschaftler eine Mindestmasse von ca. 33 Milliarden Tonnen und einen Durchmesser von mindestens 5 Kilometern. Das entspricht ein Vielfaches der beiden vorigen interstellaren Objekte 1I/Oumuamua und 2I/Borsiov.
Hintergrund: Stammt das Wow!-Signal von ATLAS? Nachdem der bereits genannte Harvard-Astronom Prof Avi Loeb bereits zuvor über eine mögliche technologische Natur von 3I/ATLAS spekuliert und damit harsche Kritik der astronomischen Gemeinschaft auf sich gezogen hatte (…GreWi berichtete) legte Loeb nun erneut nach und spekuliert in einem Blogbeitrag auf Medium.com nun darüber, ob das am August 15 1977 aufgefangenen sog. Wow!-Signal vielleicht sogar damals von 3I/ATLAS ausgesandt wurde.
Der Datenausdruck des Astronoms Jerry R. Ehman mit dessen handschriftlicher und für das Signal namensgebender „WOW“-Notiz vom 15. August 1977. Copyright: Big Ear Radio Observatory and North American AstroPhysical Observatory (NAAPO)
Loeb belässt es aber nicht nur bei einer einfachen Spekulation, sondern untermauert seine Überlegung mit astronomischen Daten:
„Das ‚Wow!-Signal‘ stammte aus Himmelskoordinaten bei Rektaszension (RA) = 19h25m = 291 Grad und Deklination (Dec) = -27 Grad. Am 12. August 1977 befand sich das interstellare Objekt 3I/ATLAS in einer Entfernung von etwa 600 AE (Erde-Sonne-Distanzen) – entsprechend einer Lichtlaufzeit von rund 3 Tagen. Seine Himmelskoordinaten lagen bei RA = 19h40m = 295 Grad und Dec = -19 Grad. (…) Damit war das ‚Wow!-Signal‘ nur um etwa 4 Grad in der Rektaszension und 8 Grad in der Deklination von der Richtung zu 3I/ATLAS getrennt. Die Wahrscheinlichkeit, dass zwei zufällige Richtungen am Himmel so nah beieinanderliegen, beträgt etwa 0,6 Prozent.“
Allerdings hat bislang noch kein Radioteleskop von Wow!-ähnlichen Signalen von 3I/ATLAS berichtet. Loeb hofft deshalb, dass sein Artikel eine gezielte Suche genau danach inspirieren könnte.
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Zukünftige Beobachtungen durch NASA/ESA-Missionen
Wie die NASA auf einer neuen und eigenen Webseite zu 3I/ATLAS berichtet, sind derzeit weitere Beobachtungen des vermutlichen Kometen mit unterschiedlichen NASA-Missionen geplant. Unter anderem mit dem Weltraumteleskopen Hubble, Webb, TESS, Swift und SPHEREx. Zudem soll das Objekt bei seiner baldigen Annäherung an den Mars von den dortigen Rovern Perseverance und Curiosity, sowie den Mars-Orbitern der Missionen Mars Reconnaissance Orbiter (MRO), sowie den Sonden Europa Clipper, Lucy, Psyche, der Parker Solar Probe, PUNCH sowie den ESA/NASA-Missionen SOHO und Juice ins Visier genommen werden.
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