Astronomen entdecken Zwergplaneten im äußersten Sonnensystem

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Der als „Farout“ bezeichnete Zwergplanet „2018 VG18“ im Vergleich zu den Distanzen anderen bekannten Objekten im Sonnensystem (Illu.).
Copyright: Roberto Molar Candanosa and Scott S. Sheppard is courtesy of the Carnegie Institution for Science

Washington (USA) – Erstmals haben Astronomen in mehr als 100 Astronomischen Einheiten Entfernung zur Sonne einen Zwergplaneten entdeckt. Es handelt sich somit um das am weitesten von der Sonne entfernte direkt beobachtete Objekt in unserem Sonnensystem.

Wie Scott S. Sheppard von der Carnegie Institution for Science, David Tholen von der University of Hawaii und Chad Trujilo vonder Northern Arizona University über das International Astronomical Union’s Minor Planet Center bekannt gaben, haben sie den Zwergplaneten zunächst auf die Bezeichnung „2018 VG18“ getauft und ihm aufgrund seiner gewaltigen Entfernung zur Sonne den Spitznamen „Farout“ (weit draußen) verliehen.

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Tatsächlich umkreist „Farout“ unser Zentralgestirn in einem Abstand von rund 120 Astronomischen Einheiten (AE = Abstand Erde-Sonne) und damit „weiter draußen“ als das bislang sonnenfernste Objekt, der Zwergplanet Eris, der die Sonne in rund 95 AE umkreist. Im Vergleich dazu umkreist Pluto – der bis 2006 als der äußerste Planet im Sonnensystem galt, seither aber ebenfalls zu einem Zwergplaneten degradiert wurde – die Sonne gerade einmal in einer Distanz von 34 Astronomischen Einheiten.

„2018 VG18“ wurde im Rahmen der Suche der Astronomen nach dem hypothetischen „Planet Nine“ mit dem Subaru-8-Meter-Teleskop auf dem Manua Kea entdeckt, einem bislang nur aufgrund mathematischer Berechnungen aufgrund von gemeinsamen Bahnabweichungen von Objekten im äußeren Sonnensystem vorhergesagten, aber immer noch nicht direkt nachgewiesenen, geschweige denn entdeckten weiteren und damit „neunten“ großen Planeten im Sonnensystem. Die Existenz des Zwergplaneten konnte dann durch Folgebeobachtungen mit weiteren Teleskopen bestätigt werden.

Die ersten Aufnahmen des Zwergplaneten „2018 VG18“ mit einem Abstand von rund einer Stunde vom 10. November 2018 mit dem Subaru-Teleskop.
Copyright: Scott S. Sheppard/David Tholen

Erst im Oktober hatten Sheppard, Trujilo und Tholen mit dem von ihnen als „Goblin“ bezeichneten Objekt „2015 TG387“ einen mit 80 AE Distanz ebenfalls sonnenfernen Zwergplaneten entdeckt, dessen Bahnabweichungen ebenfalls mit der Vorstellung von der Existenz von „Planet Neun“ am besten erklärt werden können (…GreWi berichtete).

Tatsächlich waren es Trujilo, Tholen und Sheppard, die 2014 erstmals anhand des damals von ihnen in 84 AE Entfernung zur Sonne entdeckten Zwergplaneten „2012 VP113“ die Existenz eines weiteren großen Planeten, vermutlich einer sogenannten Super-Erde im äußeren Sonnensystem vermuteten (…GreWi berichtete).

Bislang wissen die Astronomen noch zu wenig über die Umlaufbahn von „2018 VG18“ um sagen zu können, ob auch diese Rückschlüsse auf „Planet Nine“ zulässt: „Dieser Zwergplanet ist deutlich weiter entfernt und bewegt sich sehr viel langsamer als alle anderen bislang im Sonnensystem direkt beobachteten Objekte. Es wird also noch einige Jahre dauern, bis wir seine Umlaufbahn genau beschreiben können“, erläutert Sheppard. „Allerdings haben wir ihn ebenfalls in jener Region unseres Sonnensystems entdeckt, in der wir auch andere bekannte extreme Sonnensystemobjekte finden. Dies legt zumindest nahe, dass auch ‚2018 VG18‘ eine ähnlich (abgelenkte) Umlaufbahn haben könnte, wie diese und somit ebenfalls auf einen weiteren masserreichen Planeten im äußeren Sonnensystem hinweisen könnte.

„Alles, was wir bislang von ‚2018 VG18‘ wissen ist, dass er extrem weit von der Sonne entfernt ist. Wir kennen seinen ungefähren Durchmesser und seine Farbe“, fügt Tholen hinzu. „Seine Umlaufbahn könnte den Zwergplaneten nur einmal in mehr als 1000 Jahren um die Sonne herumführen.“ Anhand seiner Helligkeit schätzen die Astronomen den Durchmesser des Zwergplaneten auf rund 500 Kilometer. Hinzu hat er vermutlich eine Kugelform und ist als eisreiches Objekt wahrscheinlich hell-rosafarben.

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