ESA-Generaldirektor Josef Aschbacher beantwortet UFO-Frage
Wien (Österreich) – Während die NASA unidentidentifzierten Flugobjekten und anomalen Phänomene (UFOs/UAP) ein eigenes (wenn auch derzeit wenig aktives) Forschungsdirektorat gewidmet hat, hielt sich die europäische Raumfahrtagentur ESA bislang eher bedeckt, was ihren Umgang mit UFOs anbetrifft. Im österreichischen Rundfunk wurden dem ESA-Generaldirektor Josef Aschbacher nun doch einige Sätze dazu entlockt.

Copyright: ESA – Philippe Sebirot / ESA Standard Licence
Während der ORF-Ö1-Radiosendung „Punkt 1“, die das diesjährige 50. Jubiläum der ESA thematisierte, war der österreichische ESA-Direktor Josef Aschbacher live zugeschaltet. Teil der Sendung ist stets auch die Möglichkeit zu direkten Hörerfragen an die Studiogäste.

Diese Gelegenheit ließ sich der österreichische Buchautor, Journalist und UFO-Podcaster Harald Havas von „UFO Tv“ nicht nehmen und hatte auch das Glück, mit seiner Frage ins Studio gestellt zu werden.
Mit dem Verweis auf das UFO-Forschungsinteresse der NASA und die wissenschaftliche Erforschung von UFOs und UAP an der Universität Würzburg (IFEX) erkundigte sich Havas, ob auch die ESA UFOs ernsthaft erforsche. Wenn ja, auf welche Weise und wenn nein, warum nicht?
Unerwartet offen und sachlich antwortete Aschbacher wie folgt:
„UFOs ist natürlich immer etwas, was immer sehr aktuell ist und auch sehr viel Diskussionen erzeugt. Um ehrlich zu sein, arbeiten wir nicht sehr viel daran. Aber vielleicht sollten wir es auch stärker aufgreifen.
Wir haben natürlich auch Aktivitäten im Haus, wo wir Beobachtungen sammeln. Ich bekomme auch selber E-Mails und Briefe geschrieben von Sichtungen und Ähnlichem.
Wir haben natürlich eine zentrale Koordinationsstelle. Wir tauschen uns auch sehr eng mit der NASA aus, die natürlich ein sehr viel größeres Archiv hat. Das ist natürlich etwas, was aktuell sehr interessant ist. Aber es ist jetzt nicht eine Budgetlinie, wie man das bei uns nennt, wo wir wirklich ein großes Team dahinter haben, sondern wir machen das natürlich immer bezogen auf gewisse Sichtungen, die natürlich dann weitergeleitet werden an die Stellen, die sich mit solchen Phänomenen und auf diesen Gebieten dann damit befassen.
Aber ein sehr interessantes und aktuelles Thema, aber etwas, was wahrscheinlich mehr Aufmerksamkeit bedarf oder wo man auch vielleicht ein bisschen mehr investieren könnte, um hier wirklich tiefer hineinzugehen.“
Wie Havas erläutert, hatte er leider nicht mehr die Gelegenheit einer Nachfrage. Somit ist bis auf Weiteres nicht klar, welche „Koordinationsstelle“ bei der ESA für eingehenden UFO-Meldung zuständig ist und an welche „Stellen, die sich mit solchen Phänomenen und auf diesen Gebieten dann damit befassen (…) gewisse Sichtungen“ (welche?) weitergeleitet werden.
Hintergrund: Der Umgang mit UFOs & UAP in Europa
– Spätestens seit es in BELGIEN von Herbst 1989 bis Mai 1990 zu einer Sichtungswelle meist dreieckiger unidentifizierter Flugkörper kam, kooperierte die belgische Luftwaffe mit der zivilen belgischen UFO-Forschungsorganisation SOPBEPS (heute COBEPS), bekannte sich sogar nicht zuletzt in Person des Luftwaffen-Stabschefs Generalmajor Wilfried De Brouwer zu dieser Forschung und kam nach eingehender Untersuchungen der Vorfälle zu dem Schluss, dass die berichteten und teilweise dokumentierten Vorfälle keine rationale Erklärung finden. Die Untersuchungsergebnisse wurden dann in 700-seitigen Abschlussbericht in Buchform veröffentlicht. Die „UFO-Welle über Belgien“ gilt seither als Standardwerk der wissenschaftlichen UFO-Forschung und zur Kooperation ziviler und militärischer UFO-Untersucher. Bis heute untersucht die COBEPS UFO-Vorfälle in Belgien – teilweise mit Unterstützung der Behörden und Militärs.
– In DÄNEMARK veröffentlichte 2009 die Luftwaffe 300 Seiten bis dahin geheimer UFO-Akten aus den Jahren 1978 bis 2002 und erklärte zukünftige Meldungen gemeinsam mit der zivilen dänischen UFO-Forschungsorganisation SUFOI zu bearbeiten (…GreWi berichtete).
– In FINNLAND veröffentlichte das Militär ebenfalls im Jahr 2009 300 UFO-Akten aus den Jahren von 1933 bis 1979. Der Umgang mit den seitherigen Akten ist unklar.
– In FRANKREICH existiert sogar bis heute eine größtenteils staatliche UFO-Forschungseinrichtung, die der militärisch-zivile Raumfahrtagentur CNES untersteht. Seit 2007 hat die „Groupe d’Études et d’Informations sur les Phénomènes Aérospatiaux Non Identifiés (GEIPAN)“ über 2500 UFO-Sichtungen in Frankreich veröffentlicht, teilweise untersucht und bewertet. Dabei kommt die französische UFO-Behörde zu dem Ergebnis, dass 3,3 Prozent der Sichtungen nicht identifiziert werden können.
– Auch in GROSSBRITANNIEN existierte bis 2009 ein offizielles „UFO-Büro“ des Verteidigungsministeriums (Ministry of Defence, MoD). Zur Schließung des Büros im Dezember 2009 erklärte eine MoD-Sprecher, man sehe keinen Nutzen mehr in der Untersuchung von UFO-Meldungen. Laut offiziellen Angaben diente das UFO-Büro hauptsächlich dazu, mögliche Bedrohungen britischer Hoheitsgebiete durch in diese eindringende unidentifizierte Flugobjekte (UFOs) zu untersuchen und nicht, um deren vermeintlich außerirdische Herkunft zu studieren (…GreWi berichtete).
– IRLAND: 37 Jahre lang erforschte auch die irische Armee seit 1947 im Geheimen UFO-Erscheinungen über dem Inselstaat und dokumentierte jeden einzelnen Fall bis ins Detail. Bekannt wurden die Unterlagen 2007 durch den „Freedom of Information Act“ zur Veröffentlichung bislang geheimer Regierungsdokumente (…GreWi berichtete).
– In ITALIEN ist seit 1978 die „Abteilung Allgemeine Sicherheit“ der italienischen Luftwaffe für die Dokumentation und Untersuchung von UFO-Sichtungen zuständig und veröffentlicht nach und nach ihre Berichte auch online (https://www.aeronautica.difesa.it/ovni/).
– SCHWEDEN: Schon 1987 machte das schwedische Militär seine UFO-Forschung öffentlich und übergab den bis dato nicht klassifizierten Teil seiner Akten an das Archiv der zivilen UFO-Forschungsorganisation UFO-Svenska. Seither trägt das schwedische Militär immer wieder neue UFO-Sichtungen in die Datenbank ein. Im Frühjahr 2016 veröffentlichten die mit dem Militär zusammenarbeitenden schwedischen UFO-Forscher um Clas Svahn tausende bislang unveröffentlichter Akten des schwedischen Militär-Archiv der Swedish Defence Research Agency (FOI) über die sogenannten „Geister-Raketen“ (…GreWi berichtete).
– In SPANIEN wurden in den Jahren 1992-1999 ebenfalls mehr als 80 Akten mit über 1000 Seiten zu UFO-Sichtungen ziviler wie militärischer UFO-Sichtungen veröffentlicht und können seither über die Internetseite des spanischen Verteidigungsministeriums eingesehen und heruntergeladen werden. https://bibliotecavirtual.defensa.gob.es/BVMDefensa/es/consulta/resultados_busqueda_restringida.do?idOrigen=101381&tipoResultados=BIB&busq_objetosmultimediafaceta=S%C3%AD&descrip_objetosmultimediafaceta=S%C3%AD
Auch in Deutschland werden UFO wissenschaftlich untersucht und an technischen Detektionssystemen gearbeitet. Vorreiter ist hier das „Interdisziplinäre Forschungszentrum für Extraterrestrik“ (IFEX) an der Universität Würzburg
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Recherchequelle: ORF, UFOtv
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