Komet oder Raumschiff? Entscheidungsphase für Frage um Natur des interstellaren Objekts 3I/Atlas
Washington (USA) – Seit seiner Entdeckung am 1. Juli 2025 sorgt das mittlerweile dritte als solches erkanntes Objekt interstellarer Herkunft, das unser Sonnensystem durchfliegt, für Kontroversen darüber, worum es sich handelt: Interstellarer Komet oder Alien-Raumschiff. Jetzt tritt das Objekt in eine entscheidende Phase seines Fluges durch das innere Sonnensystem ein, während derer sein Verhalten die Frage lösen sollte.

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Zuvor hatte vornehmlich der Harvard-Astronom Prof. Avi Loeb mit einem „pädagogischen Gedankenspiel“ in Wissenschaftskreisen für Aufsehen gesorgt und gewagt zu fragen, ob 3I/Atlas auch ein außerirdisches Raumschiff sein könnte.
Wissenschaftliche Kontroverse
Tatsächlich ging die Diskussion aber schnell über dieses Gedankenspiel hinaus, offenbarte das Objekt doch sowohl charakteristische Eigenschaften eines Kometen, als auch Ungereimtheiten und Auffälligkeiten, die Loeb in seinen Überlegungen zu einer künstlichen und damit technologischen Natur des gewaltigen Objekts bestärkten.
Sowohl in der Flugbahn des Objekts – wie sie parallel zur Ausrichtung der Planetenebene des Sonnensystems verläuft – wie auch im Kurs von 3I/Atlas, der das Objekt ähnlich einer gelenkten Forschungssonde ideal am Jupiter und den inneren Planeten vorbeiführt, sich dabei aber bei derzeitiger Erdannäherung hinter der Sonne verbirgt, sieht Loeb ebenso Hinweise auf eine technische Natur, wie in einigen Oberflächeneigenschaften und einem teilweise in Richtung Sonne gerichtete zweiten Schweif (…GreWi berichtete, s. Links u.).
Nachdem 3I/Atlas bereits am 21. Oktober eine Position erreicht hatte, bei der es auf der anderen Seite der Sonne der Erde genau gegenüber stand (Sonnenkonjunktion) wird es a, 29. Oktober 2025 seinen sonnennächsten Punkt, das sogenannte Perhelion erreichen.
Bevorstehendes Schlüsselereignis
Hier ist nun die größte Kometenaktivität zu erwarten. Während für gewöhnlich das Perihel also die meisten Informationen über die Zusammensetzung eines Kometen durch Beobachtungen von der Erde aus erlaubt, befindet sich 3I/Atlas nun jedoch genau auf der anderen Seite der Sonne – und damit vor genau diesen vielsagenden Beobachtungen abgeschirmt.
„Sollte es sich tatsächlich um ein künstliches Objekt, ein Raumschiff oder Sonde handeln, so wäre zu erwarten, dass ein solches die aktuelle Flugbahn und Position für ein sog. Oberth-Manöver nutzt, um alleine mithilfe der Gravitation der Sonne seinen Kurs und Geschwindigkeit zu verändern“, so Loeb und erläutert an anderer Stelle:
„Zum jetzigen Zeitpunkt schätze ich die Wahrscheinlichkeit auf 30–40 %, dass 3I/ATLAS keinen vollständig natürlichen Ursprung hat. (…) Dieses Szenario mit geringer Wahrscheinlichkeit schließt die Möglichkeit eines ‚Black-Swan‘-Ereignisses ein, vergleichbar mit einem Trojanischen Pferd, bei dem ein technisches Objekt als natürlicher Komet getarnt ist.“
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Angesichts des bevorstehenden Perihels erklärt Loeb: „Das wahrscheinlichere Szenario aus ingenieurtechnischer Sicht beinhaltet ein Mutterschiff, das Mini-Sonden freisetzt, welche ein umgekehrtes Oberth-Manöver durchführen, um am Perihel abzubremsen und die Erde abzufangen, wobei sie den Gravitationsschub der Sonne ausnutzen.“
Hintergrund: Das Oberth-Manöver
Das nach dem deutschen Raketentechniker und „Vater der Raumfahrt“ Hermann Oberth benannte Manöver nutzt den physikalischen Effekt, dass ein Raumschiff bei hoher Geschwindigkeit effizienter Treibstoffenergie in kinetische Energie umwandelt. Es wird typischerweise im Periapsispunkt (dem nächstgelegenen Punkt einer Umlaufbahn um einen Himmelskörper) ausgeführt, an dem die Geschwindigkeit am größten ist. Durch das Zünden des Triebwerks an diesem Punkt erzielt das Raumschiff einen überproportional großen Energiegewinn im Vergleich zur gleichen Zündung in größerer Entfernung. Der Effekt entsteht, weil der Antrieb die bereits vorhandene kinetische Energie multipliziert. So können interplanetare oder interstellare Missionen mit weniger Treibstoff höhere Endgeschwindigkeiten erreichen. Dieses Prinzip wurde nach dem deutschen Physiker Hermann Oberth benannt.
Dazu führt Loeb weiter aus:
„Die Änderung des Drehimpulses pro Masseneinheit muss in der Größenordnung von ~(0,36 AE = Astronomischen Einheiten) × (68 km/s) liegen, wobei 0,36 AE der Unterschied im Bahnradius ist, der nötig wäre, um von der Sonnennähe von 3I/ATLAS bis auf die Erdentfernung zu gelangen (1 AE = 149,6 Millionen Kilometer), und 68 Kilometer pro Sekunde die Geschwindigkeit von 3I/ATLAS im Perihel darstellt. Die benötigte Treibstoffmenge für dieses Manöver hängt von der Masse der Mini-Sonde ab. Eine solche Mini-Sonde könnte dann innerhalb weniger Monate nach dem Perihel die Erde erreichen.“
Ein tatsächliches Oberth-Manöver würde demnach einen natürlichen Kometen ausschließen und sich durch eine unerwartete Abweichung der bislang vorherberechneten Flugbahn und Geschwindigkeit offenbaren. Ein natürlicher Komet sollte hingegen seine Bahn wie erwartet fortsetzen und jene Dinge tun, die von Kometen zu erwarten sind.
Warten wir es also ab…
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Recherchequelle: eigenen Recherchen grenzwissenschaft-aktuell.de, Medium.com
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