Nantes (Frankreich) – Mit seinem unter einem kilometerdicken Eispanzer verborgenen flüssigen Wasserozean, zählt der Saturnmond Enceladus zu den wichtigsten Kandidaten für die Suche nach außerirdischem Leben im Sonnensystem. Spuren des eventuell in diesem Ozean beheimateten Lebens erhoffen sich Wissenschaftler von einer Beprobung von Eisfontänen aus dem Innern dieses Ozeans oder einer Sondenmission zur Oberfläche. Alte Daten der Saturnsonde “Cassini” zeigen nun, frische Eisspuren nicht nur am Südpol, sondern auch in der nördlichen Hemisphäre des Mondes. Diese könnten nicht nur ein Beleg für junge geologische Aktivität darstellen.
Die Beweise für die frischen Eisablagerungen entdeckten Forscher und Forscherinnen um Gabriel Tobie von der Université de Nantes auf Infrarotaufnahmen des WIMS-Instruments der Enceladus-Oberfläche, die die NASA-Sonde über einen Zeitraum von 13 Jahren erstellt hatte und die die Forscher in ihrer aktuellen Studie miteinander verglichen haben.
Laut dem von Tobie und Kollegen im Fachjournal „Icarus“ (DOI: 10.1016/j.icarus.2020.113848) veröffentlichten Artikel können die frischen Eisablagerungen am Nordpol des Mondes nur aus dessen Innern stammen. 2005 entdeckte die Sonde erstmals gewaltige Fontänen aus Wassereis und Dampf am Enceladus-Südpol, die aus dem Innern des Mondes stammen müssen und auf einen unter dem Eispanzer verborgenen Ozean flüssigen Wassers hindeuten. Die Spektralsignaturen frischen Eises am Südpol stimmen zudem mit den bekannten Orten der geysirartigen Aktivitäten überein, die sich als sogenannte “Tigerstreifen” abzeichnen.
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Ganz ähnliche Signaturen haben die Forscher nun aber eben auch in der nördlichen Hemisphäre des Saturnmondes entdeckt und auch sie sprechen demnach nicht nur für frisches Eis sondern auch für ähnliche geologische Aktivität in der nördlichen Hemisphäre, wie sie die dortige Oberfläche verändern.
Interaktiver 3D-Infrarot-Globus der Enceladus-Oberfläche
Copyright: NASA/JPL-Caltech/University of Arizona/LPG/CNRS/University of Nantes/Space Science Institute
Neben ähnlichen geysirartigen Fontänen könnte das frische Eis am Enceladus-Nordpol aber auch durch graduelle Eisbewegungen innerhalb von Rissen im Eispanzer aus dem verborgenen Ozean an die Oberfläche gelangen.
„Die Infrarotaufnahmen zeigen uns, dass die Oberfläche des Südpols mit jungem Eis bedeckt ist. Dies war für uns jedoch keine Überraschung, da wir von den dortigen Fontänen wussten und dass sie Eis aus dem Untergrund an die Oberfläche pressen. Die Aufnahmen erlauben uns nun aber auch einen Blick zurück und auf eine große Region in der nördlichen Hemisphäre, die ebenfalls vor geologisch nicht allzu langer Zeit aktiv war.“
Gerade für eine angedachte Landemission stellen Lager frischen Wassereises aus dem Innern des Mondes zudem ein besonders interessantes Ziel dar, da sich in diesem Eis auch Spuren des im Enceladus-Ozean erhofften Lebens direkt erhalten haben könnten.
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Quelle: Université de Nantes, NASA/JPL
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