SETI umgekehrt: So könnten Flug-Radars Außerirdischen auf die Erde aufmerksam machen
Manchester (Großbritannien) – Radarsysteme ziviler Flughäfen und in militärische Radaranlagen, geben unbeabsichtigt Hinweise auf unsere Existenz in Weltall ab. Eine Studie zeigt nun, wie nahe Zivilisationen uns auf diese Weise finden und sehen könnten.

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Wie den Doktoranden Ramiro Caisse Saide und Professor Michael Garrett von der University of Manchester aktuell auf dem „National Astronomy Meeting“ (NAM 2025) der Royal Astronomical Society an der Durham University berichteten, geben Radarsysteme unbeabsichtigt kaum wahrnehmbare elektromagnetische Leckstrahlung ab.
Signale für Aliens in 200 Lichtjahren Distanz sichtbar
In ihrer Studie untersuchten die Forscher, wie diese verborgene elektromagnetische Strahlung für Außerirdische in bis zu 200 Lichtjahren Entfernung von der Erde aussehen könnte – vorausgesetzt, diese verfügen selbst über ähnlich leistungsfähige Radioteleskope wie wir. Umgekehrt ergibt sich daraus theoretisch aber auch, dass wir ebenfalls bis zu dieser Entfernung blicken könnten, um Hinweise auf Außerirdische zu finden, die sich technologisch mindestens auf einem mit uns vergleichbarem Niveau befinden.
Die ersten ermittelten Ergebnisse der Untersuchung zeigen, wie große internationale Flughäfen wie Heathrow, Gatwick oder JFK in New York verräterische Signale aussenden, die unsere Existenz nahelegen. Durch detaillierte Simulationen, wie sich diese Radarsignale im Raum und über die Zeit hinweg ausbreiten, analysierten die Forscher deren Sichtbarkeit von nahen Sternen wie dem Barnards Stern oder AU Microscopii aus.
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Dabei fanden sie heraus, dass Flughafenradarsysteme, die den Luftraum nach Flugzeugen absuchen, zusammengerechnet ein Radiosignal von 2 × 10¹⁵ Watt aussenden. Das reicht aus, um mit Teleskopen von der Empfindlichkeit des Green-Bank-Teleskops in West Virginia noch aus 200 Lichtjahren Entfernung empfangen zu werden.
Zum Vergleich: Der nächste potenziell bewohnbare Planet außerhalb unseres Sonnensystems ist der gerade einmal rund vier Lichtjahre entfernte Proxima Centauri b.
In der obigen Animation wird oben die durchschnittliche Gesamtleistung einzelner Flughafenradarsysteme über Stunden hinweg dargestellt. Unten zeigt sie die Gesamtleistung der Leckstrahlung aus Radarsystemen über einen Zeitraum von 24 Stunden – in Blickrichtung auf den Barnards Stern.
Copyright: Ramiro Saide / Professor Michael Garrett
Militärische Radarsysteme hingegen, die stärker fokussiert und gerichteter arbeiten, erzeugen ein einzigartiges Muster. Dieses ist in etwa vergleichbar mit einem Leuchtturmsignal, das den Himmel durchkämmt. Auf diese Weise erreichen diese Systeme in aus bestimmten Sichtfeldern eines angenommenen Beobachters eine Spitzenleistung von rund 1 × 10¹⁴ Watt.
„Diese Signale würden aus interstellarer Distanz mit leistungsstarken Radioteleskopen ganz klar künstlich wirken“, erläutert Caisse Saide. „Tatsächlich können diese militärischen Signale von bestimmten Punkten im All aus bis zu hundertmal stärker erscheinen, abhängig vom Standort des Beobachters. (…) Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass Radarsignale – die unbeabsichtigt von jedem Planeten mit fortgeschrittener Technologie und komplexem Luftverkehrssystem erzeugt werden – als universelles Zeichen intelligenten Lebens dienen könnten.“
Die Forschung helfe nicht nur dabei, gezielt nach außerirdischen Zivilisationen anhand technosignaler Spuren zu suchen, sondern vertiefe auch unser Verständnis davon, wie menschliche Technologie aus dem All wahrgenommen werden kann, führen die Autoren weiter aus.
Die obige Animation zeigt dieselben durchschnittlichen Leistungen der Flughafenradarsysteme und deren Leckstrahlung nun in Blickrichtung auf AU Microscopii.
Copyright: Ramiro Saide / Professor Michael Garrett
Wichtige Daten für die Suche nach außerirdischer Intelligenz (SETI)
„Indem wir lernen, wie sich unsere Signale durch den Weltraum ausbreiten, gewinnen wir wertvolle Erkenntnisse darüber, wie wir das Funkspektrum für die Kommunikation schützen und künftige Radarsysteme besser gestalten können“, sagte Professor Michael Garrett. „Die für die Modellierung und Erkennung dieser schwachen Signale entwickelten Methoden lassen sich auch in der Astronomie, zur planetaren Verteidigung und zur Überwachung menschlicher Auswirkungen auf die Raumumgebung nutzen.“
„Auf diese Weise unterstützt unsere Arbeit sowohl die wissenschaftliche Suche nach der Antwort auf die Frage ‚Sind wir allein?‘ als auch konkrete Bemühungen, den Einfluss von Technologie auf unsere Welt und darüber hinaus besser zu steuern“, fügt Saide abschließend hinzu.
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Recherchequelle: Royal Astronomical Society
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