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Costa Rica und Mexiko restaurieren präkolumbianische Kalksteinkugeln

San José (Costa Rica) – In einem Kooperationsprojekt zwischen Costa Rica und Mexiko werden derzeit drei präkolumbianische Kugeln aus Kalkstein restauriert, die zu den einzigartigsten Funden der berühmten Diquís-Kultur gehören. Die Arbeiten finden am Sitio Museo Finca 6 im Kanton Osa statt und sollen nicht nur die Erhaltung der seltenen Artefakte sichern, sondern auch neue Erkenntnisse über deren Herstellung und kulturelle Bedeutung liefern.

Restaurierungsarbeiten an den Kaltsteinkugeln aus Finca 4.Quelle/Copyright: www.museocostarica.go.cr
Restaurierungsarbeiten an den Kalksteinkugeln aus Finca 4.
Quelle/Copyright: www.museocostarica.go.cr
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Ein seltener Werkstoff

Während die meisten der (auch aus der Prä-Astronautik-Debatte) bekannten Steinkugeln der Diquís-Kultur aus vulkanischem Gestein gefertigt sind, handelt es sich bei den nun behandelten Exemplaren um Kalkstein-Konglomerate – ein Material, das deutlich weicher und witterungsanfälliger ist. In den Gesteinen lassen sich fossile Muscheln, Schnecken und helle Mineraleinschlüsse erkennen, die den Kugeln eine unverwechselbare Textur und Farbe verleihen.

„Die Wahl dieses Materials war mit Sicherheit bewusst“, erklärt Leifer Castro, Restaurator am „Museo Nacional de Costa Rica“. „Es zeigt, dass die Menschen der Diquís-Kultur sehr gezielt Rohstoffe auswählten und offenbar auch über die entsprechenden technischen Fähigkeiten verfügten, ein so schwieriges Material zu bearbeiten.“

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Teamarbeit über Grenzen hinweg

Das Restaurierungsprojekt ist Teil einer über zehn Jahre bestehenden Zusammenarbeit zwischen dem Museo Nacional de Costa Rica und der „Escuela Nacional de Conservación, Restauración y Museografía“ (ENCRyM) des mexikanischen „Instituto Nacional de Antropología e Historia“ INAH. Vor Ort arbeiten costa-ricanische Restauratoren wie Castro, Jonathan Zúñiga und Miguel Rodríguez gemeinsam mit den mexikanischen Expertinnen Isabel Medina González und Mónica Pinillos.

Neben der praktischen Konservierung geht es auch um einen nachhaltigen Wissenstransfer: Methoden, Dokumentationen und Fachbegriffe sollen vereinheitlicht werden, damit künftige Arbeiten nach denselben Standards erfolgen können.

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Schadensbilder und Herausforderungen

Die Kugeln aus Finca 4 waren lange Zeit ungeschützt in der Nähe einer Straße ausgestellt, bevor sie ins Museo Finca 6 kamen. Dort hatten sie bereits deutliche Schäden durch Umwelt- und Witterungseinflüsse erlitten: Risse, Erosion, Materialverluste und mikrobiologischer Bewuchs.

Die Restauratoren wenden deshalb ein breites Spektrum an Maßnahmen an, darunter Trocken- und Nassreinigung zur Entfernung von Ablagerungen, Beseitigung von Mikroorganismen mit milden Bioziden, Konsolidierung mit Kalkmörteln, die mineralisch kompatibel zum Originalstein sind, kleine farbliche Retuschen mit Naturpigmenten, um die Form wieder erkennbar zu machen, ohne Eingriffe zu verschleiern. Ein zentrales Prinzip ist dabei die Reversibilität, das heißt: Alle eingesetzten Materialien können bei Bedarf wieder entfernt werden, ohne die Originalsubstanz zu beschädigen.

Hintergrund

Steinkugeln im Tal des Río Térraba.Copyright: Rodtico21 (via WikimediaCommons)
Steinkugeln im Tal des Río Térraba.
Copyright: Rodtico21 (via WikimediaCommons)

Insgesamt gibt es auf Costa Rica mehr als 350 ähnliche Steinkugeln. Es handelt sich um präkolumbianische Artefakte, die zu den imposantesten archäologischen Relikten auf dem amerikanischen Kontinent zählen. Mit Durchmessern zwischen einigen Zentimetern und mehr als zwei Metern, wiegen die schwersten Exemplare rund 15 Tonnen. Wie Bearbeitungsspuren erkennen lassen, wurden die Kugeln vermutlich durch Beschlagen und Schleifen mit Steinen hergestellt. Wie es den Diquís möglich war, die perfekte Kugelform der Steinkugeln zu erzielen, ist hingegen bis heute unklar. Anhand von Beifunden in der Nähe einiger Kugeln hat konnten diese in die Zeit 200 v. Chr. – 600 n. Chr. bis 1000–1500 n. Chr. datiert werden. Seit 2014 sind sie Teil des UNESCO-Weltkulturerbes.

Die laufenden Arbeiten an den Kalksteinkugeln sind eingebettet in ein umfassendes Programm zur Konservierung der Diquís-Kulturstätten, die von der UNESCO als Weltkulturerbe anerkannt sind. Neben der direkten Restaurierung umfasst dieses Programm regelmäßige Inspektionen, wissenschaftliche Untersuchungen sowie die Ausbildung lokaler Fachkräfte.

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Die Kugeln von Finca 6 sind nur ein kleiner Teil der vielen Steinskulpturen, die in der Region entdeckt wurden. Dennoch sind sie von besonderem Wert, da ihr Material, ihre Bearbeitung und ihr Erhaltungszustand zusätzliche Einblicke in das technische Können und die kulturellen Praktiken der präkolumbianischen Gesellschaft liefern.

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Bedeutung für das kulturelle Erbe

Für das Museo Nacional de Costa Rica steht fest: Mit der Restaurierung wird nicht nur ein Stück archäologischer Substanz bewahrt, sondern auch ein immaterieller Wert gesichert. Die Kugeln verkörpern historische, technologische und ästhetische Errungenschaften, die eng mit der Identität und Geschichte des Landes verknüpft sind.

„Die Bewahrung dieser Artefakte ist nicht nur ein Dienst an der Vergangenheit, sondern auch eine Investition in die Zukunft“, heißt es aus dem Museum. „Sie ermöglicht kommenden Generationen, das außergewöhnliche Wissen und die künstlerische Ausdruckskraft der Diquís-Kultur direkt zu erleben.“

Recherchequelle: MuseoCostaRica.go.cr

© grenzwissenschaft-aktuell.de

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Andreas Müller
Fachjournalist Anomalistik | Autor | Publizist
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