Mögliche geschützte Lebensräume: Von Wasser geformte Höhlen auf dem Mars entdeckt
Shenzhen (China) – Wissenschaftler haben auf dem Mars erstmals Hinweise auf Höhlen entdeckt, die offenbar nicht durch vulkanische, sondern durch Wassererosion entstanden sind. Diese könnten einst Lebensräume für Mikroorganismen gewesen sein und gelten nun als vielversprechende Ziele für zukünftige Missionen auf der Suche nach Lebensspuren auf dem Mars.

Copyright/Quelle: NASA, Ding et al., The Astrophysical Journal Letters 2025
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Wie das internationale Forschungsteam unter Leitung von Chenyu Ding von der chinesischen Shenzhen University im „The Astrophysical Journal Letters“ (DOI: 10.3847/2041-8213/ae0f1c) berichten, handelt es sich dabei um acht sogenannte „Skylights“ – Einsturzöffnungen, die zu unterirdischen Hohlräumen führen.
Hinweise auf von Wasser geformte Höhlen
Bisher galten alle bekannten derartigen „Dachfenster“ als Lavaröhren, also Tunnel, die durch erstarrte Magmaströme entstanden sind. Das Team um Chenyu Ding beschreibt nun jedoch erstmals Strukturen, die auf eine völlig andere Entstehung hinweisen: Karsthöhlen, die durch das Auflösen wasserlöslicher Gesteine wie Kalk- oder Sulfatgestein entstehen. Dabei handelt es sich um einen Prozess, der auf der Erde weit verbreitet ist und etwa das berühmte Höhlensystem in der Fränkischen Schweiz oder Tropfsteinhöhlen in den USA hervorgebracht hat.
Die Forscher fanden die acht runden, bis zu mehreren Dutzend Metern tiefen Gruben in der Marsregion Hebrus Valles. Frühere Marsmissionen hatten diese Vertiefungen bereits kartiert, ohne ihre geologische Natur zu bestimmen. Ihre Form, kreisrund und ohne die typischen Auswurfspuren von Meteoriteneinschlägen, deutet laut den Autorinnen und Autoren klar auf Einsturzöffnungen hin, die durch unterirdische Hohlräume verursacht wurden.

Quelle: NASA, Ding et al., The Astrophysical Journal Letters 2025
Zur Überprüfung ihrer Hypothese nutzte das Team Spektraldaten des „Thermal Emission Spectrometer“ (TES) an Bord der NASA-Sonde „Mars Global Surveyor“. Die Analyse zeigte, dass das umliegende Gestein reich an Carbonaten und Sulfaten ist und damit genau jener Minerale, die sich leicht in Wasser lösen.
Zusätzlich werteten die Forscher hochauflösende Bilddaten aus und erstellten 3D-Modelle der Strukturen. Diese bestätigten, dass die Geometrie der Vertiefungen besser mit wasserbedingten Einbrüchen als mit vulkanischen oder tektonischen Prozessen übereinstimmt. Damit handelt es sich laut Studie um die ersten nachgewiesenen karstartigen Höhlenstrukturen auf dem Mars.
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Lebensfreundliche Bedingungen im Untergrund
Die Entdeckung ist nicht zuletzt aus Sicht der Astrobiologie bedeutsam: Sollten sich die Höhlen tatsächlich durch Wasser gebildet haben, dann könnten sie einst lebensfreundliche Bedingungen geboten haben. Unter der Oberfläche wären potenzielle Mikroorganismen vor der intensiven Strahlung, extremen Temperaturschwankungen und Staubstürmen geschützt gewesen – Faktoren, die die Marsoberfläche heute weitgehend lebensfeindlich machen.
Auch wenn dort kein heutiges Leben mehr existiert, könnten die Höhlen Spuren früherer biologischer Aktivität enthalten, etwa organische Ablagerungen oder chemische Rückstände, die auf einstiges Wasser hinweisen.
Bedeutung für künftige Marsmissionen
Das Forschungsteam schlägt vor, die acht möglichen Karsthöhlen als vorrangige Ziele für künftige Missionen auszuwählen. Roboter oder Astronauten könnten dort gezielt nach Anzeichen von Leben suchen oder die natürlichen Hohlräume als Schutzräume gegen Strahlung und Temperaturschwankungen nutzen.
„Diese Strukturen könnten nicht nur Schlüssel-Orte für die Suche nach vergangenem Leben sein, sondern auch praktische Stützpunkte für künftige bemannte Missionen“, so die Autoren.
Die Entdeckung liefert zudem neue Hinweise auf die hydrologische Vergangenheit des Mars: Wenn Wasser in der Lage war, große Mengen Gestein chemisch zu zersetzen, muss es über längere Zeiträume in flüssiger Form vorhanden gewesen sein – ein weiterer Beleg dafür, dass der Mars einst deutlich feuchter und lebensfreundlicher war als heute.
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Recherchequelle: The Astrophysical Journal Letters
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