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Im Erdschatten: Studie zeigt Methode zur Suche nach außerirdischen Sonden im Sonnensystem

Stockholm (Schweden) – In einem aktuellen Fachartikel im Fachjournal „Monthly Notices of the Royal Astronomical Society“ beschreiben Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen eine neue Methode zur Suche nach außerirdischer Intelligenz (SETI) bzw. deren Sonden oder sonstigen Artefakten im Sonnensystem. Die zudem kostengünstige Methode sucht nach Reflexionen unidentifizierter Objekte im Erdschatten.

Die Kombination von Reihenaufnahmen einer partiellen Mondfinsternis lässt den Kernschatten der Erde erkennen, dessen Durchmesser in dieser Distanz mehr als das Doppelte des Monddurchmessers beträgt.Copyright: H. Raab (via WikimediaCommons) / CC BY-SA 4.0
Die Kombination von Reihenaufnahmen einer partiellen Mondfinsternis lässt den Kernschatten der Erde erkennen, dessen Durchmesser in dieser Distanz mehr als das Doppelte des Monddurchmessers beträgt.
Copyright: H. Raab (via WikimediaCommons) / CC BY-SA 4.0

Schon seit Jahrhunderten diskutieren Astronomen über die Möglichkeit bewohnter Welten – von Herschels Beobachtungen im 18. Jahrhundert, die nahelegten, dass der Mars Leben beherbergen könnte, bis hin zur systematischen Suche nach Technosignaturen (Search for Extraterrestrial Intelligence, SETI), die in den 1960er-Jahren mithilfe von Radioteleskopen begann.

Die direkte Suche nach außerirdischen Artefakten in unserem Sonnensystem hat hingegen vergleichsweise wenig formale wissenschaftliche Aufmerksamkeit erhalten und war mit erheblichen technischen und gesellschaftlichen Hürden konfrontiert. Automatisierte Himmelsdurchmusterungen und neue Beobachtungstechniken, die im letzten Jahrzehnt entwickelt wurden, ermöglichen es Astronomen nun jedoch, Teile des Himmels gezielt nach derartigen anomalen Objekten zu untersuchen.

Im astronomischen Fachjournal „Monthy Notices of the Royal Astronomical Society“ (MNRAS, DOI: 10.1093/mnras/staf1158) zur Publikationen angekommenen Studie beschreiben die Astronomin Beatriz Villarroel und Lars Mattsson vom Nordita Institut am der Königlich technischen Hochschule und der Stockholm Universitet; Wesley A. Watters vom Whitin Observatory am Wellesley College in den USA; Alina Streblyanska und Stefan Geier vom Instituto de Astrofísica de Canarias auf Teneriffa und Enrique Solano vom spanischen Centro de Astrobiología (CSIC/INTA) zunächst kurz vier Methoden zur Entdeckung außerirdischer Artefakte und Sonden innerhalb des Sonnensystems und konzentrieren sich anschließend auf die Demonstration einer dieser Methoden.

Schon Leonardo da Vinci zeigte mittels geometrischer Studien über Schatten auf einer Kugel das Prinzip des Schattenkegels der Erde, der als „Erdschatten“ in den Weltraum hinaus geworfen wird.Copyright/Quelle: Gemenfrei (via WikimediaCommons)
Schon Leonardo da Vinci zeigte mittels geometrischer Studien über Schatten auf einer Kugel das Prinzip des Schattenkegels der Erde, der als „Erdschatten“ in den Weltraum hinaus geworfen wird.
Copyright/Quelle: Gemeinfrei (via WikimediaCommons)

Während die erste Methode Aufnahmen aus der Zeit vor dem Sputnik-Start nutzt, um nach Lichtblitzen reflektierende Objekte zu suchen (…GreWi berichtete, siehe Links u.), greift die zweite Methode auf weltraumgestützte Teleskope zurück, um künstliche Objekte aufzuspüren. Ein dritter Ansatz untersucht die Reflexionsspektren von Objekten in der Erdumlaufbahn, um nach charakteristischen Rotverschiebungen zu suchen, die so auf eine langfristige Weltraumverwitterung metallischer Oberflächen hindeuten könnten.

Im Fokus des Fachartikels steht dann jedoch die vierte Methode: Sie nutzt den Erdschatten, die sogenannte Umbra, als Filter bei der Suche nach optisch leuchtenden Objekten im erdnahen Weltraum. In ihrem Paper demonstrieren die Autorinnen und Autoren den Machbarkeitsnachweis dieses Verfahrens durch zwei Suchläufe nach kurzzeitigen aufblitzenden Himmelserscheinungen, sogenannten Transients, in Bilddaten der „Zwicky Transient Facility“ (ZTF), die viele wiederholte 30-Sekunden-Belichtungen desselben Himmelsausschnitts liefert.

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Mit dieser Methode konnten die Forschenden um Villarroel Kandidaten zuvor nicht katalogisierte Ereignisse mit geringen Winkelabständen zum Zentrum des Erdschattens identifizierten.

Schon anhand dieser ersten Suchtreffer schließen die Autoren und Autorinnen, „dass der Erdschatten ein neues und vielversprechendes Suchfeld für SETI in der Nähe der Erde darstellt.“

Grafische Darstellung der Verteilung der entdeckten Transientenkandidaten aus Stichprobe A am Himmel in galaktischen Koordinaten. Die obere Abbildung (a) zeigt alle einmaligen Transientenkandidaten. Darunter (b) sind die einmalige Transientenkandidaten im Erdschatten verzeichnet.Quelle: Villarroel et al., MNRAS 2025
Grafische Darstellung der Verteilung der entdeckten Transientenkandidaten aus Stichprobe A am Himmel in galaktischen Koordinaten. Die obere Abbildung (a) zeigt alle einmaligen Transientenkandidaten. Darunter (b) sind die einmalige Transientenkandidaten im Erdschatten verzeichnet.
Quelle: Villarroel et al., MNRAS 2025

Dabei unterstreicht die Studie, dass die Suche innerhalb des Erdschattens eine vielversprechende Möglichkeit bietet, Reflexionen des Sonnenlichts durch die meisten menschengemachten Objekte herauszufiltern.

Beispiele für Streifen nahe dem Zentrum des Erdschattens: Die ersten drei Aufnahmen (a) bis (c) werden als Beobachtungen realer Objekte angesehen, während das vierte Bild (d) mit hoher Wahrscheinlichkeit das Ergebnis kosmischer Strahlung zeigt – erkennbar an der geringen Breite (FWHM von ca. 1 Bogensekunde) und gleichmäßigen Spurbreite trotz Helligkeitsschwankungen. Angesichts der Belichtungszeit von 30 Sekunden und unter der Annahme, dass sich die Objekte in einer gravitationsgebundenen Erdumlaufbahn befinden, bewegt sich das Objekt in (a) mit einer Winkelschnelligkeit, die mit Umlaufbahnen unterhalb von <14.000 km konsistent ist, während das Objekt in (b) einer Höhe von ca. 20.000 km entspricht. Beide Objekte sind jedoch vermutlich Meteore. (c) Dieses nicht katalogisierte Objekt (nicht in der MPC-Datenbank, Stand April 2025) befand sich 4,5° vom Zentrum des Schattens entfernt und ist wahrscheinlich ein unbekannter heliozentrischer Asteroid. Sollte es sich stattdessen um ein Objekt in einer kreisförmigen geozentrischen Umlaufbahn handeln, würde die Spur­länge auf eine Höhe von fast 200.000 km hindeuten – dort beträgt der Schattenradius nur etwa 2°.Quelle: Villarroel et al., MNRAS 2025
Beispiele für Streifen nahe dem Zentrum des Erdschattens: Die ersten drei Aufnahmen (a) bis (c) werden als Beobachtungen realer Objekte angesehen, während das vierte Bild (d) mit hoher Wahrscheinlichkeit das Ergebnis kosmischer Strahlung zeigt – erkennbar an der geringen Breite (FWHM von ca. 1 Bogensekunde) und gleichmäßigen Spurbreite trotz Helligkeitsschwankungen. Angesichts der Belichtungszeit von 30 Sekunden und unter der Annahme, dass sich die Objekte in einer gravitationsgebundenen Erdumlaufbahn befinden, bewegt sich das Objekt in (a) mit einer Winkelschnelligkeit, die mit Umlaufbahnen unterhalb von <14.000 km konsistent ist, während das Objekt in (b) einer Höhe von ca. 20.000 km entspricht. Beide Objekte sind jedoch vermutlich Meteore. (c) Dieses nicht katalogisierte Objekt (nicht in der MPC-Datenbank, Stand April 2025) befand sich 4,5° vom Zentrum des Schattens entfernt und ist wahrscheinlich ein unbekannter heliozentrischer Asteroid. Sollte es sich stattdessen um ein Objekt in einer kreisförmigen geozentrischen Umlaufbahn handeln, würde die Spur­länge auf eine Höhe von fast 200.000 km hindeuten – dort beträgt der Schattenradius nur etwa 2°.
Quelle: Villarroel et al., MNRAS 2025

Schon heute suchen Villarroel, Kolleginnen und Kollegen im Rahmen des „ExoProbe-Projekts“ auch nach länglichen Lichtstreifen im Erdschatten. „Abgesehen von den zuvor besprochenen Ausnahmen ist bei menschlichen Satelliten nicht zu erwarten, dass sie im optischen Bereich eigenes Licht emittieren. Daher zählt eine gründliche Untersuchung des Erdschattens nach pulsierendem oder kontinuierlichem Licht zu den effektivsten Methoden, um ein außerirdisches Artefakt oder eine Sonde zu identifizieren.“ Nach einer entsprechend positiven Detektion könne dann eine langfristige Nachbeobachtung solcher Objekte erforderlich sein, um profane Erklärungen – wie die zuvor genannten – auszuschließen. „Die Bedeutung einer möglichen Entdeckung würde zusätzlich steigen, wenn eines dieser Objekte ein ungewöhnliches Spektrum oder eine auffällige, für Satelliten ungewöhnliche Bewegung zeigt“, so die Forschenden abschließend.

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Recherhequelle: Villarroel et al., Monthy Notices of the Royal Astronomical Society

© grenzwissenschaft-aktuell.de

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Andreas Müller
Fachjournalist Anomalistik | Autor | Publizist
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