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Mehr als nur ein Siebengestirn: Plejaden entpuppen sich als Teil einer weit größeren Sternenfamilie

Chapel Hill (USA) – Weil auffallend hell und zusammengehörig erscheinend, nimmt der Sternhaufen der Plejaden am nächtlichen Winternhimmel von jeher einen prominenten Platz ein. Während die sichtbare „Sieben Schwestern“ nur die hellsten Sterne des Sternhaufens darstellen, zeigen neuen Beobachtungen, dass die Plejaden aus deutlich mehr Sternen bestehen, als bislang bekannt.

Teleskopaufnahme der Plejaden. Copyright: Dr. Sebastian Voltmer, www.weltraum.com
Teleskopaufnahme der Plejaden.
Copyright: Dr. Sebastian Voltmer, www.weltraum.com

Wie das Team um Hauptautor Andrew Boyle, Doktorand für Physik und Astronomie an der University of North Carolina aktuell im „The Asrophysical Journal“ (DOI: 10.3847/1538-4357/ae0724) berichtet, stellen die bekannten Plejaden nur den hellen Kern einer viel größeren Sternenfamilie dar.

Durch die Kombination von Daten des NASA-Satelliten „Transiting Exoplanet Survey Satellite“ (TESS) und des europäischen Weltraumteleskops „Gaia“ entdeckte das Team Tausende bisher verborgene „Schwestern“, die über den gesamten Himmel verteilt sind. Diese nun erkannte gewaltige Struktur, bezeichnen die Forscher als den „Greater Pleiades Complex“. Tatsächlich sind die damit rund zwanzigmal größer, als bislang angenommen.

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Die meisten Sterne – einschließlich unserer Sonne – entstehen in Gruppen. Mit der Zeit driften diese Sternengeschwister auseinander, was ihre gemeinsame Herkunft heute nur noch schwer erkennbar macht.

Die Astronominnen und Astronomen nutzten nutzen nun die Rotationsgeschwindigkeit der Sterne als „kosmische Uhr“: Junge Sterne rotieren schnell, ältere deutlich langsamer. Mit dieser Methode konnten nun verstreute Mitglieder der Plejaden über große Himmelsbereiche hinweg identifiziert werden. Durch die Kombination von Rotationsdaten (TESS) mit präzisen Positions- und Bewegungsdaten (Gaia) definierten sie die Plejaden neu – nicht als kleinen Haufen, sondern als dichten Kern einer riesigen, sich auflösenden Sternassoziation.

„Diese Studie verändert unseren Blick auf die Plejaden – es geht nicht nur um sieben helle Sterne, sondern um Tausende von weit verstreuten Geschwistern über den ganzen Himmel hinweg“, erläutert Boyle.

Der gesamte Umfang des „Greater Pleiades Complex“, so wie er am Nachthimmel (hier über Chapel Hill, USA) erscheinen würde, wenn alle Sterne aus der neuen Mitgliedsliste der Plejaden mit bloßem Auge sichtbar wären. Die sieben hellsten Sterne der Plejaden sind mittig grün markiert, während die Sterne aus der Mitgliedsliste in Weiß dargestellt sind.Der Große Wagen, Orion und Stier (Taurus) sind zur Orientierung in Blau überlagert. Von den 3091 Sternen im Mitgliederkatalog befinden sich 1603 über dem Horizont unter den gewählten Beobachtungsbedingungen. Die Darstellung ist so ausgerichtet, wie sie ein Beobachter nach Süden blickend sehen würde. Quelle: Boyle, Bouma u. Mann, The Astrophysical Journal 2025
Der gesamte Umfang des „Greater Pleiades Complex“, so wie er am Nachthimmel (hier über Chapel Hill, USA) erscheinen würde, wenn alle Sterne aus der neuen Mitgliedsliste der Plejaden mit bloßem Auge sichtbar wären. Die sieben hellsten Sterne der Plejaden sind mittig grün markiert, während die Sterne aus der Mitgliedsliste in Weiß dargestellt sind.
Der Große Wagen, Orion und Stier (Taurus) sind zur Orientierung in Blau überlagert.
Von den 3091 Sternen im Mitgliederkatalog befinden sich 1603 über dem Horizont unter den gewählten Beobachtungsbedingungen. Die Darstellung ist so ausgerichtet, wie sie ein Beobachter nach Süden blickend sehen würde.
Quelle: Boyle, Bouma u. Mann, The Astrophysical Journal 2025
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Bedeutung für die Erforschung unserer Galaxie

Die Ergebnisse haben aber auch weitreichende Konsequenzen für die Erforschung der gesamten Galaxie. Zudem dienen die Plejaden nicht nur als astrophysikalischer Maßstab für junge Sterne und Exoplaneten, sondern sind auch kulturell bedeutsam: Sie werden in Altem Testament und Talmud erwähnt, in Neuseeland als Matariki gefeiert oder bilden das Logo des japanischen Autoherstellers Subaru. Vermutlich bilden die Plejaden zudem die Inspiration für die ältesten Mythen der Menschheit (…GreWi berichtete).

„Wir erkennen zunehmend, dass viele Sterne in der Umgebung der Sonne zu riesigen, weitreichenden Sternenfamilien mit komplexen Strukturen gehören“, erklärte Andrew Mann, Professor für Physik und Astronomie und Mitautor der Studie. „Unsere Arbeit eröffnet eine neue Methode, diese verborgenen Beziehungen aufzudecken.“

Durch die Beobachtung der Sternrotation liefert der Ansatz der Forscher ein neues Werkzeug, um unsere kosmische Nachbarschaft zu kartieren. Vermutlich sind viele vermeintlich unabhängige Sternhaufen in Wirklichkeit Teil ausgedehnter Sternverbände. Zukünftige Studien könnten mit dieser Methode sogar den Ursprung der Sonne selbst nachverfolgen – und zeigen, ob auch sie einst Teil einer größeren Sternenfamilie war.

„Indem wir messen, wie Sterne rotieren, können wir Sternengruppen identifizieren, die zu verstreut sind, um sie mit herkömmlichen Methoden zu erkennen – das öffnet ein neues Fenster in die verborgene Architektur unserer Galaxie“, sagt Boyle abschließend.

WEITERE MELDUNGEN ZUM THEMA
Ur-Mythos Plejaden: Australische Felsenkunst erzählt die Legende von den Sieben Schwestern 27. September 2022
Die Plejaden: Der älteste Mythos der Menschheit? 6. Februar 2021

Rechercherquelle: University of North Carolina at Chapel Hill

© grenzwissenschaft-aktuell.de

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Andreas Müller
Fachjournalist Anomalistik | Autor | Publizist
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