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Milky Seas: Forscher erstellen Datenbank zu Zeugenberichten von rätselhaftem Meeresleuchten

Fort Collins (USA) – Seit Jahrhunderten und vermutlich schon viel länger, berichten Seefahrer von einem bis heute nur ansatzweise erklärten und weiterhin rätselhaften Phänomen, wenn sich die See plötzlich milchig-weiß-leuchtend färbt. Jetzt haben Forscher erstmals eine umfangreiche Datenbank zu diesem als „Milky Seas“ bezeichneten Phänomen erstellt.

Satellitenaufnahme des Milky-Sea-Phänomens vor Somalia 1995.Copyright: Dr. Steve Miller, Naval Research Laboratory
Satellitenaufnahme des Milky-Sea-Phänomens vor Somalia 1995.
Copyright: Dr. Steve Miller, Naval Research Laboratory

Wie J. Hudson und S. D. Miller von der Colorado State University aktuell im AGU-Fachjournal „Earth and Space Science“ (DOI: 10.1029/2024EA004082) berichten, hunderte von Sichtungs- und Erfahrungsberichten aus insgesamt 400 Jahren in einer Datenbank zusammengetragen. Dabei handele es sich hauptsächlich um Einträge in Schiffslogbüchern, so die Forscher.

„Bei dem Milky-Sea-Phänomen handelt es sich um eine seltene, historisch sagenumwobene Form mariner Biolumineszenz. Es zeichnet sich durch gleichmäßiges, nicht-flackerndes, namensgebendes weißes Leuchten aus und ist in der Lage, über 100.000 Quadratkilometer der nächtlichen Ozeanoberfläche für Monate am Stück zu erhellen. Augenzeugen verglichen das Erleben einer Durchfahrt durch ein Milchmeer mit einer nächtlichen Schneelandschaft, einer ‚Twilight Zone‘ oder sogar mit der biblischen Apokalypse.

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Trotz Jahrhunderten wissenschaftlicher Forschung ist nur sehr wenig über die physikalischen und biogeochemischen Prozesse bekannt, der die Entstehung, Langlebigkeit und Ausdehnung steuert. Die wissenschaftliche Untersuchung des Phänomens wurde historisch durch den Mangel an Daten sowie durch die abgelegene und flüchtige Natur des Phänomens stark eingeschränkt.

Foto des milchigen Meeresleuchtens von 2019 vor Java, aufgenommen von Bord der Yacht „Ganesha“. Copyright/Quelle: Miller/ PNAS / CC BY-SA 4.0
Foto des milchigen Meeresleuchtens von 2019 vor Java, aufgenommen von Bord der Yacht „Ganesha“.
Copyright/Quelle: Miller/ PNAS / CC BY-SA 4.0

Durch die Kombination jahrhundertealter Augenzeugenberichte mit modernen satellitengestützten Schwachlichtkameras wie dem ‚Day/Night Band‘ präsentieren wir die erste bestehende Datenbank von Augenzeugenberichten zu Milky Seas seit über 30 Jahren. Darüber hinaus stellen wir den ersten statistischen Vergleich zwischen Milky Seas und gekoppelten atmosphärisch-ozeanischen Phänomenen wie El Niño-Südliche Oszillation (ENSO) und dem Indischen Ozean-Dipol vor, um mögliche Zusammenhänge zwischen Milky Seas und potenziellen Vorhersagequellen im gekoppelten Erdsystem aufzuzeigen.“

Hintergrund
Während hierzulande meist von mysteriösem „Meeresleuchten“ die Rede ist, wird das Phänomen im englischen Sprachraum auch als „Milky Seas“ (milchiges Meer) oder als „Mareel“ bezeichnet und von Seeleuten bereits seit dem 17. Und 18. Jahrhundert vornehmlich im Pazifik und Indischen Ozean beschrieben. Tatsächlich ist es aber auch an anderen Küsten, etwa in der Nordsee zu beobachten. Das Phänomen hat auch Einzug in zahlreiche historische wie literarische Beschreibungen gefunden, etwa in Jules Vernes „20.0000 Meilen unter dem Meer“. Lange Zeit wurde die Erscheinung von Wissenschaftlern als „Seemannsgarn“ abgetan, bis es nicht zuletzt durch Satelliten bestätigt werden konnte. Erst seit wenigen Jahren ist dann auch die natürliche Ursache des Phänomens in Form der Biolumineszenz auch wissenschaftlich beschrieben.

Allgemein wird das „milchige Meer“ von biolumineszentem Plankton, sogenannten Dinoflagellaten, verursacht und besonders dann angeregt, wenn die oberen Wasserschichten, in denen die Organismen vorkommen, bewegt und durchmischt werden. Kommt das Wasser wieder zur Ruhe, nimmt in der Regel auch die Leuchtkraft ab.

Als eine erste Erkenntnis zeige sich, dass das Phänomen hauptsächlich (62 %) im nordwestlichen Indischen Ozean und in der Region des maritimen Kontinents, also in den tropischen Gewässern des indonesischen Archipels, um Neuguinea, Malaysia und den Philippinen (19 %) in Erscheinung trete.

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Recherchequelle: AGUpubs.onlinelibrary.wiley.com

© grenzwissenschaft-aktuell.de

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Andreas Müller
Fachjournalist Anomalistik | Autor | Publizist
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