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Theorien zur Entstehung des Bewusstseins auf dem Prüfstand

Frankfurt am Main (Deutschland) – Wie und wo entsteht unser Bewusstsein? Diese Frage entzweit Philosophen wie Wissenschaftler schon von jeher. Ein internationales, theorieübergreifendes Forschungskonsortium hat nun zwei der derzeit prominentesten Bewusstseinstheorien auf den Prüfstand gestellt. Die Ergebnisse stellen Kernannahmen beider Modelle infrage.

Symbolbild: Bewusstsein (Illu.).Copyright: grewi.de (mit KI erstellt)
Symbolbild: Bewusstsein (Illu.).
Copyright: grewi.de (mit KI erstellt)

Wie das Team unter der Leitung des Max-Planck-Instituts für empirische Ästhetik (MPIEA) aktuell im Fachjournal „Nature“ (DOI: 10.1038/s41586-025-08888-1) berichten, liefern die Ergebnisse gleichzeitig einen neuen Ansatz zur Untersuchung komplexer wissenschaftlicher Fragestellungen.

Durchgeführt wurde die Studie vom „Cogitate-Konsortium“ (Collaboration On GNWT and IIT: Testing Alternative Theories of Experience). Ziel der Studie war es, zwei von derzeit mehr als zwanzig Theorien über das Bewusstsein umfassend miteinander zu vergleichen: die sogenannte Global Neuronal Workspace Theory (GNWT) und die „Integrated Information Theory“ (IIT).

„Beide Modelle versuchen zu erklären, wie aus neuronaler Aktivität bewusste Erfahrungen entstehen, kommen aber zu völlig unterschiedlichen Antworten: Die GNWT geht davon aus, dass Bewusstsein durch großflächige Übertragungen von Informationen im Gehirn entsteht“, erläutert die MPIEA-Pressemitteilung. „Der Schwerpunkt liegt dieser Theorie zufolge in den präfrontalen und parietalen Regionen. Die IIT hingegen verortet das Bewusstsein im posterioren Kortex, wo Informationen zu zusammenhängenden Erfahrungen verbunden werden.“

Hierzu konzipierten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler einen Studienaufbau, der einen objektiven, widerlegbaren Test ihrer Vorhersagen liefern sollte. „Diese kontroverse Zusammenarbeit – ein Ansatz, der erstmals vom Nobelpreisträger Daniel Kahneman vertreten wurde – ist eine radikale Abkehr vom Status quo in den Neurowissenschaften, in denen Bestätigungsfehler und methodologisches Silodenken lange Zeit den Fortschritt behindert haben.“

Die Ergebnisse stellen nun beide derart untersuchten Theorien infrage:

„Die Kernannahme der IIT, wonach die bewusste Wahrnehmung von einer anhaltenden Synchronisation in den hinteren Hirnregionen abhängt, wurde durch die Daten nicht bestätigt. Im Falle der GNWT traten zwar einige bewusste Informationen im präfrontalen Kortex auf, aber wesentliche Merkmale fehlten. Auch das vorhergesagte ‚Zündmuster‘ zu Beginn der bewussten Erfahrung konnte nicht nachgewiesen werden.“

Laut den Forschenden mahnen die Ergebnisse, dass selbst etablierteste Überzeugungen einer strengen Überprüfung bedürfen. „Wenn wir das Bewusstsein wirklich verstehen wollen, dürfen wir uns nur von den Daten leiten lassen“, führt Lucia Melloni, Mitautorin vom MPIEA weiter aus.

Aufbauend auf der bisherigen Arbeit plant das Cogitate-Team bereits derzeit ein zweites großangelegtes Experiment zur weiteren Untersuchung der GNWT und IIT. Zugleich laden die Autorinnen und Autoren andere Forschende dazu ein, den erarbeiteten umfangreichen Datensatz zu nutzen und dazu beizutragen, das Forschungsgebiet weiter voranzubringen.

WEITERE MELDUNGEN ZUM THEMA
Neue Theorie: Unser Bewusstsein ist ein Energiefeld 16. Dezember 2024
Wissenschaftler-Kommission fordert Erforschung des Bewusstseins jenseits der materialistischen Weltanschauung 21. Februar 2019
Ursprung des Bewusstseins entdeckt? Riesige Nervenzelle umgibt das gesamte Gehirn 28. Februar 2017

Recherchequelle: MPIEA

© grenzwissenschaft-aktuell.de

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Andreas Müller
Fachjournalist Anomalistik | Autor | Publizist
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