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Bislang keine Hinweise auf Technosignaturen von interstellarem Objekt 3I/ATLAS

Green Bank (USA) – Der mittlerweile dritte, als solcher erkannte interstellare Besucher im Sonnensystem, das Objekt 3I/ATLAS, sorgt weiterhin für astronomische Faszination und Debatten darüber, ob es sich (wahrscheinlich) um einen interstellaren Kometen oder um ein künstliches Artefakt handelt. Die bislang umfangreichste Suche nach Signalen, die auf technische Komponenten schließen ließen, verlief bislang erfolglos.

Das interstellare Objekt 3I/ATLAS ist mittlerweile auch mit Teleskopen von der Erde aus zu sehen. Hier eine Aufnahme des Kometen am 1. Dezember 2025 über Utah.Copyright: Dr. Sebastian Voltmer, www.weltraum.com
Das interstellare Objekt 3I/ATLAS ist mittlerweile auch mit Teleskopen von der Erde aus zu sehen. Hier eine Aufnahme des Kometen am 1. Dezember 2025 über Utah.
Copyright: Dr. Sebastian Voltmer, www.weltraum.com

Seit seiner Entdeckung am 1. Juli 2025 hat das interstellare Objekt (ISO) 3I/ATLAS weltweit für Aufmerksamkeit gesorgt. Neben den rein astronomischen Beobachtungen kursieren auch Spekulationen, das Objekt könne Hinweise auf außerirdische Technologie oder sogar eine künstliche Sonde enthalten. Die nun vorab via ArXiv.org veröffentlichte Studie von Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen der SETI-Initiative „Breakthrough-Listen“  liefert nun eine klare Zwischenbilanz: Bislang konnten keinerlei Anzeichen für technologische Signale von 3I/Atlas gefunden werden.

Wie das Team um Ben Jacobson-Bell von der University of California in Berkeley berichtet, haben sie mit dem 100-Meter-Radioteleskop in Green Bank in den USA extrem empfindliche Radio-Beobachtungen durchgeführt. Die Messungen fanden am 18. Dezember 2025 statt, unmittelbar vor dem erdnächsten Vorbeiflug von 3I/ATLAS. Ziel war es, mögliche sogenannte Technosignaturen zu identifizieren, also künstliche Radiosignale, wie sie von technologisch fortgeschrittenen Zivilisationen stammen könnten und entweder absichtlich, bewusst oder unbewusst (in Form von Nebeneffekten technologischer Antriebe und Kommunikation) von dem Objekt ausgehen könnten.

Hintergrund:
Bislang sind nur drei interstellare Objekte bekannt, die unser Sonnensystem durchquert haben. Das erste, 1I/ʻOumuamua, sorgte 2017 für erhebliche Kontroversen, da sein Verhalten ungewöhnlich war und zeitweise sogar künstliche Ursprünge diskutiert wurden. Das zweite Objekt, 2I/Borisov, erwies sich dagegen eindeutig als Komet. Auch 3I/ATLAS zeigt nach aktuellem Kenntnisstand mehrheitlich typische Kometenmerkmale, darunter eine Koma und einen nicht auffällig geformten Kern. Zugleich zeigen sich aber auch einzigartige Merkmale, wie ein statt von der Sonne weg, in deren Richtung gerichteter (Anti-)Schweif (siehe Titelabb.) und Hinweise auf eine einzigartige Zusammensetzung des Körpers, der aber schließlich auch aus einem anderen Planetensystem stammt (…GreWi berichtete, siehe weiterführenden Links u.).

Die Radio-Suche konzentrierte sich auf einen Frequenzbereich von 1 bis 12 Gigahertz in vier separaten Beobachtungsbändern. Solche schmalbandigen Radiosignale gelten in der SETI-Forschung als besonders geeignet für interstellare Kommunikation, da sie energieeffizient sind und sich über große Entfernungen vergleichsweise verlustarm ausbreiten.

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471.000 Kandidaten

Nachdem die Forschenden zunächst mehr als 471.000 potenzielle Signalkandidaten registriert hatten, reduzierte sich diese Zahl auf lediglich neun Ereignisse, die nicht konventionell erklärt werden konnten. Eine detaillierte Analyse ergab jedoch, dass alle diese Signale auf terrestrische Funkstörungen zurückzuführen waren. Sie tauchten entweder auch in Vergleichsbeobachtungen außerhalb der Zielrichtung auf oder ließen sich bekannten Störquellen zuordnen. „Kein einziges Signal entsprach den erwarteten Eigenschaften einer Technosignatur aus der Umgebung von 3I/ATLAS.“

Demnach existieren keine kontinuierlichen, isotropen Radiosender mit einer Leistung von mehr als 0,1 Watt am Standort des Objekts. Zum Vergleich: Ein gewöhnliches Mobiltelefon sendet mit etwa einem Watt. Selbst extrem schwache künstliche Sender nach irdisch-menschlichen Standards hätten unter den gegebenen Beobachtungsbedingungen detektiert werden müssen – wurden es aber nicht.

Diese Resultate stehen im Einklang mit anderen Untersuchungen der vergangenen Monate. Seit der Entdeckung von 3I/ATLAS wurde das Objekt mit zahlreichen Instrumenten in unterschiedlichen Wellenlängenbereichen untersucht, darunter optisch, infrarot, radioastronomisch und sogar im Röntgenbereich. Keine dieser Beobachtungen lieferte Hinweise auf künstliche Strukturen oder technologische Aktivitäten.

Die Forscher betonen dennoch, dass die Suche nach außerirdischer Technologie nicht abgeschlossen ist. Die im Rahmen von „Breakthrough Listen“ erhobenen Daten sind öffentlich zugänglich, weitere Auswertungen laufen, und auch andere Teleskope – darunter das Hubble-Weltraumteleskop – werden 3I/ATLAS weiterhin beobachten. Die Chancen auf einen spektakulären Fund gelten allerdings inzwischen als äußerst gering.

Gleichzeitig unterstreicht die Studie die Bedeutung zukünftiger interstellarer Besucher. Jedes neu entdeckte ISO bietet eine seltene Gelegenheit, nicht nur die Entstehung anderer Planetensysteme besser zu verstehen, sondern auch systematisch nach möglichen Technosignaturen zu suchen.

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Quelle: ArXiv.org

© grenzwissenschaft-aktuell.de

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Andreas Müller
Fachjournalist Anomalistik | Autor | Publizist
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