Artikel im Fachjournal „Global Policy“ fordert Einbeziehung von Experiencern die UAP-Forschung
Durham (Großbritannien) – Das Fachjournal „Global Policy“ zählt zu den einflussreichsten Fachjournalen zu internationalem Recht und Politik. In einem aktuellen Beitrag fordern Experten aus Philosophie, Recht und Wissenschaftspolitik eine Neuausrichtung der Erforschung von unidentifizierten Flugobjekten und Phänomenen (UFOs/UAPs), die nun auch Berichte von Nahbegegnungen ernst nehmen solle.

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Wie Karin Austin vom „Center for the Impossible“ an der Rice University, Michael Bohlander von der Durham University und Kimberly S. Engels von der Molloy University und dem „John Mack Institute“ in ihrem Meinungsbeitrag schreiben, müsse „die wissenschaftliche und politische Auseinandersetzung mit UAP endlich ganzheitlich erfolgen und dabei auch die Berichte von Menschen berücksichtigen, die behaupten, direkte Kontakte oder Nahbegegnungen erlebt zu haben.“
Jahrzehntelange Stigmatisierung – und ein Wandel
Seit den frühen UFO-Sichtungen der 1940er Jahre gelte das Thema in der Naturwissenschaft als Randerscheinung. Trotz stetiger öffentlicher Aufmerksamkeit wurde die Forschung lange als pseudowissenschaftlich abgewertet und von Geheimhaltungs- sowie Desinformationskampagnen begleitet. Während die (astronomische) Suche nach außerirdischer Intelligenz (SETI) inzwischen breite Akzeptanz genießt, blieb UAP-Forschung davon noch weitgehend ausgeschlossen.
Nach Ansicht der Autoren hat sich diese Haltung jedoch überlebt. Angesichts der potenziell existenziellen Bedeutung des Phänomens – insbesondere im Fall einer nichtmenschlichen Herkunft einzelner UAP – sei der „Kicher-Factor“ fehl am Platz.
Internationale Institutionen reagieren
Tatsächlich ist jedoch auch die Wissenschaft seit einigen Jahren im Wandel, nachdem auch Regierungen, federführend die USA, in den vergangenen Jahren begonnen haben, UAPs öffentlich anzuerkennen:
In Deutschland und in den USA gibt es inzwischen Meldestellen für Piloten (…GreWi berichtete). Der US-Kongress führt Anhörungen zu bislang noch geheimen UFO-Untersuchungsprogrammen durch. Japan diskutiert eine offizielle Einbindung in die Untersuchung. Kanadas oberste wissenschaftliche Beratungsstelle empfiehlt seit 2025 ein nationales Meldesystem und China betreibt UAP-Tracking mittels KI.
Auch die Wissenschaft widmet sich dem Thema zunehmend interdisziplinär, etwa beim internationalen Symposium an der Durham University im April 2025 oder den jährlichen Symposien am „Interdiziplinären Forschungszentrum für Extraterrestrik“ (IFEX) an der Universität Würzburg. Dennoch werde, so kritisieren die Autoren, die UAP-Forschung weiterhin inkonsistent behandelt.
Der vernachlässigte Bereich: Nahbegegnungen und „High Strangeness“
Ein zentraler Kritikpunkt des Artikels: Die Forschung konzentriert sich überwiegend auf technische, militärische oder sensorbasierte Aspekte – obwohl ein großer Teil des Materials aus Erlebnissen von Menschen stammt. Diese sogenannten „Experiencers“ berichten seit Jahrzehnten von abnormen Erlebnissen, die in vielen Fällen Aspekte enthalten, die traditionell als paranormal klassifiziert werden: Entführungen, nichtmenschliche Entitäten, Kommunikation, körperliche Eingriffe oder Begegnungen, die klassische physikalische Modelle sprengen.
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Obwohl solche Berichte schon seit den 1960er- und besonders seit den 1980er-Jahren massenhaft auftreten, werden sie meist abgetan. Die Autoren betonen jedoch, dass sich die Kritikerseite trotz psychologischer Erklärungsversuche – etwa Schlafparalyse oder soziale Überformung – nie überzeugend durchsetzen konnte.
Historische Einordnung: Von Hynek bis zur Gegenwart
Der Artikel erinnert an J. Allen Hyneks frühe Klassifikation von Nahbegegnungen, die bis zur dritten Kategorie „CIII“ reicht (Close Encounters oft he Third Kind, Nahebegenungen der dritten Art, die Sichtung mit nichtmenschlicher Wesen während einer UFO-Sichtung miteinbeziehen). Später wurde die Riehe um die „vierte Art“ erweitert, also die mutmaßliche Entführung durch diese Wesen umfasst.
„Solche Berichte wurden lange marginalisiert, doch einzelne Wissenschaftler wie der Harvard-Psychiater John E. Mack behandelten sie ernsthaft. Heute existieren Organisationen wie INREES und CERO France, die Kontaktfälle dokumentieren. In den USA sammelt das „Center for the Impossible“ an der Rice University Tausende solcher Aussagen; das John Mack Institute unterstützt Betroffene und arbeitet an einer wissenschaftlichen Einbettung ihrer Erlebnisse.
Hohe persönliche Belastung – und transformative Effekte
Die Forscher betonen, dass moderne psychologische Untersuchungen keine erhöhte Prävalenz psychischer Erkrankungen unter Betroffenen erkennen lassen. Allerdings leiden viele Betroffene unter sozialer Stigmatisierung, Isolation, Misstrauen, familiären Konflikten und dem Gefühl, nicht ernst genommen zu werden – ein klassischer Fall epistemischer Ungerechtigkeit. Gleichzeitig berichten viele von tiefgreifenden Veränderungen: ökologisches Bewusstsein, neue philosophische Perspektiven, veränderte Wertvorstellungen und Erlebnisse, die etablierte Grenzen zwischen Geist, Körper und Materie infrage stellen.
Die Autoren schließen mit einem klaren Appell: Eine seriöse wissenschaftliche Beschäftigung mit UAPs und UFOs müsse auch die Stimmen derjenigen einbeziehen, die solche Phänomene unmittelbar erleben. Ohne diese Perspektiven bleibe die Forschung unvollständig – und versäume möglicherweise entscheidende Hinweise auf Ursprung, Natur und Bedeutung des Phänomens.
– Den Originalbeitrag in „Global Policy“ finden Sie HIER
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Recherchequelle: Global Policy
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