Rätselhafte Kreise aus Radiowellen im All entdeckt

Einer von vier entdeckten Radio-Kreisen. Copyright/Quelle: R. Norris et al., ArXiv.org 2020
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Einer von vier entdeckten Radio-Kreisen. Copyright/Quelle: R. Norris et al., ArXiv.org 2020

Einer von vier entdeckten Radio-Kreisen.
Copyright/Quelle: R. Norris et al., ArXiv.org 2020

Sydney (Australien) – Rätselhafte Kreise aus schwachen Radiowellen stellen Astronomen vor ein Rätsel. Herkunft, Entstehung, genaue Größe und Entfernung sind bislang noch unbekannt. Nur eines ist sicher: Vergleichbares wurde bislang noch nicht beobachtet.

Wie das Team um Ray Norris von der University of Western Sydney vorab via ArXiv.org berichtet, entdeckten sie die als „Odd Radio Circles“ (ORCs) bezeichneten Radiokreise bereits 2018 mit den neuen Teleskopen der „Australian Square Kilometer Array Pathfinder“ (ASKAP) im Rahmen eines Projekts zur Identifizierung von Funkquellen am Himmel.

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Insgesamt entdeckten die Forscher vier solcher Kreise: drei mit ASKAP und einen bei der Suche in Archivdaten des „Giant MetreWaveRadio Telescope“ (GMRT). Die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen selbst vermuten, dass frühere Studien diese Kreise deshalb nicht entdeckt haben, weil die verwendeten Teleskope derart schwache Radiowellen nicht erkennen konnten.

Antennen der „Australian Square Kilometer Array Pathfinder“ (ASKAP). Copyright: CISRO

Antennen der „Australian Square Kilometer Array Pathfinder“ (ASKAP).
Copyright: CISRO

Bislang wissen die Astronomen noch sehr wenig über die entdeckten ORCs: Sie sind symmetrisch und ihre Außenkanten sind heller als ihr Inneres. Die Kreise zeichnen sich lediglich im Radiospektrum, nicht aber im visuellen oder Röntgenbereich ab. Zwei der Kreise umgeben eine Galaxie, die beiden anderen jedoch nicht. Entfernung und genaue Größe sind bislang noch unbekannt. Der Umstand, dass zwei OCRs relativ dicht nebeneinander zu finden sind, legt nahe, dass es sich nicht um seltene Phänomene handelt. Ob also alle vier Radiowellenkreise auch den gleichen oder ähnlichen Ursprung haben, ist also ebenfalls noch unklar. Sicher sei nur, dass es sich nicht um Artefakte des ASKAP-Teleskops handelt – nicht zuletzt, weil einer der vier Kreise mit einem anderen Teleskop entdeckt wurde.

Die Autoren der Studie selbst vermuten, dass es sich um kugelförmige Stoßwellen eines extra-galaktischen Kollisions-Ereignisses oder Ausbrüche von Radiogalaxien handeln könnte. Was genau, sei allerdings weiterhin ein Rätsel. In ihrem Fachartikel erläutern die Autoren, warum sie Überreste einer Supernova (also einer Sternenexplosion), ebenso für unwahrscheinlich halten, wie dass es sich bei den entdeckten OCRs um galaktische planetare Nebel, Sternentstehungsgebiete oder um aus speziellen Perspektiven betrachtete Radiogalaxien, sog. Einstein-Ringe, Ringe um sogenannte Wolf-Rayet-Sterne, oder Halos um Galaxienhaufen handelt.

Die Frage, ob es sich bei den Radiokreisen auch um das Ergebnis künstlich hervorgerufener Phänomene, vielleicht sogar um absichtlich erstellte Signale (etwa im Sinne von SETI oder METI) handeln könnte, diskutieren die Autoren hingegen nicht.

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Quelle: ArXiv.org

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