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Alte Pioneer-Daten zeigen: Venus-Wolken enthalten mehr Wasser als bislang angenommen

Pomona (USA) – Eine erneute Analyse jahrzehntealter NASA-Daten offenbart erstaunliche Erkenntnisse über die Zusammensetzung der Wolken des Planeten Venus: Entgegen bisherigen Annahmen enthalten die Aerosole dort deutlich mehr Wasser als bislang vermutet. Die Entdeckung hat direkte Auswirkungen auf die Diskussion um die mögliche Lebensfreundlichkeit der Venus-Atmosphäre.

Künstlerische Darstellung der „Pioneer-13“-Mission (Illu.).Copyright: NASA
Künstlerische Darstellung der „Pioneer-13“-Mission (Illu.).
Copyright: NASA

Wie Rakesh Mogul und von der California State Polytechnic University, Mikhail Zolotov von der Arizona State University und Sanjay Limaye von der University of Wisconsin aktuell im Fachjournal „Journal of Geophysical Research: Planets“ (DOI: 10.1029/2024JE008582) berichten, griffen sie in ihrer Studie auf Messdaten der NASA-Mission „Pioneer Venus“ zurück, die bereits in den späten 1970er Jahren in der Atmosphäre der Venus gesammelt wurden. Jahrzehntelang lagen diese Daten ungenutzt in den Archiven der US-Raumfahrtbehörde NASA, bis sie nun mit modernen Analysemethoden neu ausgewertet wurden.

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Alte Messungen neu gelesen

Im Zentrum der Untersuchung stand die Frage nach dem Wassergehalt der Venus-Wolken. Frühere Messungen hatten widersprüchliche Ergebnisse geliefert: Während Fernerkundungen per Spektroskopie nur geringe Mengen an Wasserdampf nachwiesen, meldeten direkte Messsonden in den Wolkenschichten deutlich höhere Werte. Diese Diskrepanz galt lange als ungelöstes Problem.

Die neue Analyse bringt nun Klarheit: Der Grund für die Abweichungen liegt darin, dass die Fernerkundungsinstrumente lediglich freien Wasserdampf erfassen können. Sie waren jedoch nicht in der Lage, Wasser zu detektieren, das in hydratisierten Mineralverbindungen gebunden vorliegt. Die Abstiegssonden hingegen maßen das Gesamtwasser, also sowohl Dampf als auch wasserhaltige Partikel in den Aerosolen.

„Damit lösen wir ein altes Rätsel und können nun zeigen, dass die Wolken der Venus wesentlich wasserreicher sind, als die bisherigen Spektroskopiedaten vermuten ließen“, erklärt Mogul.

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Auswirkungen auf das Bild der Venus

Diese Erkenntnis hat weitreichende Folgen für die Frage nach möglichem Leben in den gemäßigten Wolkenschichten unseres Nachbarplaneten (…GreWi berichtet, siehe Links u. ). Bisher war einer der Haupt-Einwände gegen die Hypothese von mikrobiellen Lebensformen die angeblich extreme Wasserarmut. Mit der neuen Auswertung zeigt sich jedoch, dass es sehr wohl genügend Wasser geben könnte, um biochemische Prozesse zumindest prinzipiell zu ermöglichen.

Zwar bleibt das Umfeld nach irdischen Maßstäben weiterhin extrem lebensfeindlich, schließlich Die Wolken bestehen zu großen Teilen aus Schwefelsäure und sind stark oxidativ,  dennoch könnte die höhere Wasserverfügbarkeit ein entscheidender Faktor sein, der die Astrobiologie zwingt, ihre Einschätzungen zu überdenken.

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Die Studie zeigt darüber hinaus eindrücklich, welch enormes wissenschaftliches Potenzial selbst in alten Datensätzen steckt. Mit heutiger Methodik lassen sich aus den Jahrzehnte alten Messungen neue Informationen gewinnen, die die Diskussion aktueller Forschungsfragen direkt beeinflussen können. „Manchmal ist die eigentliche Herausforderung nicht die Analyse, sondern das Auffinden der Daten in den Tiefen der Archive“, so die Autoren.

Die Pioneer Venus-Mission (siehe Titelabbildung) bestand aus mehreren Raumsonden, die 1978 in die Umlaufbahn und Atmosphäre der Venus eintraten. Sie lieferten bis heute einzigartige direkte Messungen aus den unteren Wolkenschichten des Planeten. Die aktuelle Re-Analyse hebt die Bedeutung dieser Mission erneut hervor – und gibt wertvolle Anhaltspunkte für künftige Projekte.

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Neue Herausforderungen

Denn spätestens seit der viel diskutierten, wenn auch umstrittenen, Meldung über Phosphin in der Venus-Atmosphäre im Jahr 2020 wird intensiv darüber debattiert, ob die dichten Wolken des Planeten ein Habitat für exotische Lebensformen darstellen könnten. Mit der nun festgestellten höheren Wasserverfügbarkeit hat dieses Szenario neue Nahrung erhalten.

Zugleich verdeutlicht die Studie, wie wichtig eine Rückkehr zur Venus ist. Mehrere Missionen, darunter die NASA-Sonden VERITAS und DAVINCI sowie die ESA-Mission EnVision, sollen in den kommenden Jahren starten. Sie könnten mit modernsten Instrumenten jene Fragen beantworten, die alte Daten allein nicht mehr leisten können.

Bis dahin zeigt die Studie von Mogul und Kollegen, dass selbst im „Staub“ vergangener Missionen noch Schätze verborgen liegen, die unser Bild von unserem mysteriösesten Nachbarplaneten grundlegend verändern können.

GreWi-Dossier: Biomarker Phosphin in der Venusatmosphäre?
…die bisherigen GreWi-Meldungen dazu in chronologischer Reihenfolge beginnend bei der Erstmeldung

Vorab geleaked: Astronomen finden starke Hinweise für mikrobisches Leben auf der Venus 14. September 2020
Breakthrough Initiative fördert Suche nach primitivem Leben in den Wolken der Venus 16. September 2020
Leben auf der Venus? Forscher hoffen schon in wenigen Wochen auf weitere Daten 21. September 2020
Private Mission zur Suche nach Leben auf der Venus könnte schon 2023 starten 24. September 2020
Zweifel an Nachweis des Biomarkers Phosphin in der Venus-Atmosphäre 21. Oktober 2020
Weiterer Hinweis auf Leben auf Venus? Aminosäure Glycin in lebensfreundlicher Zone der Venus-Atmosphäre 18. Oktober 2020
Möglicher Biomarker auf der Venus: Astronomen stufen Aussagen herab 18. November 2020
Studie: Biomarker in der Venusatmosphäre vermutlich nur gewöhnliches Schwefeldioxid 28. Januar 2021
Phosphin in Venusatmosphäre spricht für explosiven Vulkanismus auf der Venus 12. Juli 2021
Doch Biomarker auf der Venus? – Venus Phosphin-Update 2. Dezember 2021
Phosphin: Neue unabhängige Messungen bestätigen erneut möglichen Biomarker in der Venusatmosphäre 17. August 2022
Fachartikel sieht weiterhin Hinweise für Leben in der Venus-Atmosphäre 3. Dezember 2022
Weitere Studie zu Biomarkern auf der Venus: “Wenn Phosphin, dann nur ganz wenig” 6. Dezember 2022
Erneute Detektion von Phosphin: Gibt es Leben in der Venus-Atmosphäre? 11. Juli 2023
Studie legt nahe: Auch die Venus hatte vor Milliarden vermutlich erdähnliche Plattentektonik 29. Oktober 2023
Studie: Leben in Säurewolken der Venus möglich – Private Mission will 2025 danach suchen 8. Januar 2024
Weitere chemische Anomalien in der Venusatmosphäre wecken Hoffnung Leben 26. Januar 2024
Phosphin und Ammoniak: Neue Detektionen bestärken Hoffnung auf Leben auf der Venus 30. Juli 2024
Studie zweifelt an einst lebensfreundlicher Venus 3. Dezember 2024
DNA-ähnliches Molekül könnte Bedingungen in venusähnlichen Wolken überleben 12. Mai 2025

Recherchequelle: xxx

© grenzwissenschaft-aktuell.de

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Andreas Müller
Fachjournalist Anomalistik | Autor | Publizist
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Fachjournalist Anomalistik • Sachbuchautor • Publizist

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